Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 150
(PDF, 22 MB)
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lieh neben ihn, doch darf ich ihn von jetzt an nicht mehr aus den Augen lassen."
„Ich muß mich doch anders anziehen." „Das können Sie auch, aber nur in
meiner Gegenwart." Also fort nach Lörrach ins Loch. Unterwegs sagte der Gendarm
zu mir: „Wir können auch Ihren Vetter, den Obermüller Johann Fünfschilling
von Eimeidingen noch mitehmen, den muß ich auch verhaften." „Also
nehmen wir den auch mit, es ist ja angenehmer zu zweit als einer allein."

Ich hatte jedenfalls geglaubt, es werde sich um einen oder zwei Tage Arrest
handeln, dem war jedoch nicht so. In Lörrach angekommen, sagte der Gendarm
zu mir: „Ich muß Sie nun in das Gefängnis abliefern, damit es aber nicht auffällig
wird, will ich auf der linken Seite der Straße gehen und Sie auf der
rechten." In den „Drei Königen", wo ich mein Pferd einstellte, kam mir die
Frau Vogelbach etwas tränenfeucht entgegen, mit der Frage: „Werden Sie auch
eingesperrt?" „Allerdings, woraus schließen Sie das?" „Weil der Gendarm mit
Ihnen gekommen ist, meinen Mann haben sie auch geholt. Er ist schon drei Tage
eingesperrt. Ich werde Ihnen das Essen schicken müssen." „Gott bewahre, der
Staat muß seine Gefangenen selber füttern — es wird zwar keine Table d'Hote
sein, aber man wird doch leben können". — Wir wurden abgeliefert und der
Gendarm entschuldigte sich wegen der unangenehmen Pflicht, die er gegen uns
auszuüben verpflichtet war. „Sie haben Ihre Schuldigkeit getan, und deswegen
können wir Ihnen nichts nachtragen."

Der Thurmwarth, ein nichtsnutziger Mensch, nahm uns zuerst Messer, Bleistift
, Geld, und was wir sonst noch bei uns trugen, ab, alles im Namen des
Gesetzes, und dann wurden wir in unsern Prison geführt. Dort fanden wir
schon ein ganzes Dutzend Leidensgefährten vor: Dreikönigswirth Vogelbach,
Schwanenwirth Vogelbach, Sonnenwirth Vogelbach, Nägelewirth Grether, Fabrikarbeiter
E. Herbster, Ernst Wessler, Buchbinder Gutermann, sämtliche von Lörrach
, Faschinenleger Sütterlin von Weil, Wirth Cron von Haagen, Fünfschilling
von Eimeidingen und meine eigene Person, Bürgin Geometer und Bürgin Metzger
von Kirchen.

Man denke sich diese ganze Gesellschaft in ein kleines Zimmer für zwei
Personen berechnet, zusammengepfercht, gezwungen von morgens sieben bis
abends fünf Uhr und dann die ganze Nacht ohne Licht eingesperrt, ohne frische
Luft. Um sieben und um fünf Uhr kam der Thurmwarth und öffnete eine
Viertelstunde die Thür, am Morgen um sich zu waschen und seine natürlichen
Bedürfnisse zu befriedigen und ebenso abends. Ein Wunder war es, daß niemand
erkrankte.

Eines schönen Tages kam der Beamte Herr Oberamtmann Exter, um sich nach
unserem Befinden zu erkundigen . . . ."

Rottra wurde mit einigen schweren Vorwürfen belastet, mit Material seiner
Denunzianten. Nach 24 Tagen wurde er gegen die Kaution von 10 000 fl freigelassen
, frei unter der „Canaille" seines Heimatdorfes und unter polizeilicher
Aufsicht.

Nachtrag zum Ausgang des Treffens in Staufen:

Als traurige Bilanz des unglückseligen Zuges und Treffens mit dem Militär
werden ein Soldat und 6 Staufener vermerkt, darunter eine Frau, als Opfer
der Willkür oder des Zufalls, weiter die fünf Weiler Musikanten, 4 Freischärler
- Johann Friedrich Moser und ein Wanner, beide von Binzen, - der letztere soll
sich mit den 5 Musikanten im Keller des Gasthauses zum „Kreuz" verborgen
gehalten und den unglückseligen Schuß auf die bereitgestellten Truppen abgegeben
haben. Alle Toten wurden auf dem Staufener Friedhof begraben.

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