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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 154
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Vaterlandsfreundes mit tiefer Betrübnis. Dessenungeachtet konnte es aber den
Muth der Getreuen nicht brechen, sondern entflammte ihn vielmehr zur standhaften
Ausdauer in der Zeit der Noth und Gefahr. Auch die Gemeinde Holzen
mit ihren treuen Nachbargemeinden wankte nicht, sie setzte den Drohungen einer
rohen Gewalt ihren festen Muth entgegen, und bewies denselben mit ruhmvoller
Treue bei verschiedenen Gelegenheiten.

Als am 4. Juni nach einer Anordnung der revolutionären Regierung die verschiedenen
Fähnlein des zweiten Banners vom ersten Aufgebot der Bürgerwehr
in Rändern sich versammeln mußten, um von einem Regierungskommissär gemustert
zu werden, ließen die braven jungen Bürgerwehrmänner von Holzen,
Riedlingen, Tannenkirch, Wollbach und noch andern gutgesinnten Gemeinden,
ohne Verabredung, aus freiem Antriebe ein donnerndes „Lebehoch" auf ihren
geliebten Großherzog erschallen, was natürlich in jener Zeit der revolutionären
Schreckensherrschaft und der niedergebeugten Volksstimmung das höchste Aufsehen
erregte. Wahrlich! noch niemals ist ein Lebehoch für unsern guten Großherzog
aus reinerer und treuer Brust erklungen, als damals in der Zeit der Noth
und Gefahr, in welcher sich der Muth der Getreuen um so ächter bewährte.

Was sie jedoch in ihren Worten verkündigten, das wollten sie auch durch die
That beweisen. Auf die wiederholten Befehle der revolutionären Regierung, das
erste Aufgebot schleunigst in's Unterland abzusenden, wo schon die Waffen der
gerechten Sache schnelle Siegesfortschritte machte, vereinigten sich die Bürgerwehrmänner
von Holzen, Riedlingen, Tannenkirch und noch andern Gemeinden,
um ein Schutz- und Trutzbündniß gegen den Auszug zu schließen. Sie faßten
den festen Entschluß, Gewalt mit Gewalt zurückzuweisen, und sich die Freiheit
ihrer rechtschaffenen Willensäußerung nicht rauben zu lassen. Wären alle Gemeinden
des Oberlandes von gleicher Gesinnung und muthvoller Treue beseelt gewesen,
so hätte die vaterlandsfeindliche Gewalt Nichts ausrichten können. Allein in vielen
Gemeinden herrschte Lauheit und Erschrockenheit, in manchen sogar — leider muß
man es sagen — das landesverrätherische Treiben sogenannter Republikaner. Das
Vorhaben der redlichen Bürgerwehrmänner wurde treulos verrathen. Am 24. Juni
mittags wurden sie plötzlich von ungefähr 200 Freischärlern aus Freiburg überfallen
, welche im Namen der provisorischen Regierung die Herausgabe ihrer
Waffen verlangten. Die Bürgerwehrmänner von Holzen, Riedlingen usw. entgegneten
jedoch mit mannhaftem Muthe, daß sie nur die großherzogliche Regierung
anerkenneten, und ihre Waffen, die ihr Eigenthum wären, nicht herausgeben
würden. Hierauf ließ der Kommandant der Freischaaren Feuer geben, und der
Kampf begann. Johann Friedrich Silbereisen von Holzen fiel, von einer Kugel
durchbohrt; Thomas Feuchter von eben daher wurde schwer verwundet; auch
Johann Georg Schelker von da wurde durch einen Kolbenschlag stark verletzt.
Auf Seiten der Freischaaren wurde der Befehlshaber, ein gewisser Keller von Wien,
todt niedergestreckt, und außer ihm sollen noch sieben Andere theils getödtet,
theils verwundet worden sein. Die Bürgerwehrmänner unter ihren muthigen
Anführern Rohlin von Tannenkirch, Fix und Bauer von Holzen hielten sich
wacker, und brachten die Feinde trotz ihrer großen Ueberzahl zum Weichen.
Allein bald darauf erschienen noch andere bewaffnete Scharen, theils aus der
untern Gegend von Staufen her, theils aus Gemeinden des eignen Bezirks, welche
wie barbarische Feinde über ihre treu gebliebenen Mitbürger herfielen, zuerst
Riedlingen mit Sturm (wie sich selbst dessen rühmten) einnahmen und besetzten
und hierauf auch die Nachbargemeinden mit rohen Exekutionen heimsuchten.

Wir enthalten uns jedes Urtheils über diese Thatsachen. Das Gefühl für Recht
und Pflicht spricht deutlich genug aus, auf welcher Seite die Ehre und auf welcher
die Schande ruht.

Der im Kampfe gefallene Johann Friedrich Silbereisen, ein braver Bürgerssohn
und die Stütze seiner achtbaren Familie, wurde darauf am 26. Juni morgens in
aller Stille beerdigt, da entmenschte Freischärler gedroht hatten, sie würden mit

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