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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 155
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0049
ihren Büchsen kommen, um jede öffentliche Ehrenbezeugung am Grabe des Gefallenen
zu verhindern.

Die Gemeinde harrte nun in banger Ruhe und Ergebung auf den Tag der
Erlösung, welcher mit der Hilfe Gottes auch bald erschien, und ihre wie des
ganzes Volkes Leiden endete. Frei und dankbar blickten die getreuen Bürger mit
ihren Familien wieder zum Himmel empor, und eine neue Hoffnung auf bessere
Zeiten erfüllte ihr Herz. Dabei gedachten sie aber auch in liebevoller Anerkennung
ihrer muthigen Söhne, welche sich im Kampfe gegen die brutale Gewalt
der Freischaaren so ehrenvoll ausgezeichnet hatten. Es trat alsbald unter der
Leitung ihres eifrigen Pfarrers Maler ein Komitee zusammen, das in den getreuen
Gemeinden Holzen und Riedlingen, welche zu einer Pfarrei verbunden
sind, und in der gleichgesinnten Nachbarschaft eine Sammlung veranstaltete, um
erstens auf das Grab des gefallenen J. F. Silbereisen ein ehrendes Denkmal zu
setzen, und sodann dem schwer verwundeten Thomas Feuchter eine Unterstützung
für die Verluste, die er wegen Arbeitsunfähigkeit zu erleiden hatte, in freundlicher
Theilnahme zufließen zu lassen.

Als das Grabmal errichtet wurde, veranlaßten die genannten Gemeinden am
19. August eine öffentliche Todtenfeier, um das Andenken ihres lieben tapferen
Mitbürgers in gebührender Weise zu ehren, und zugleich auch den Ausdruck ihrer
treuen Gesinnung gegen Fürst und Vaterland unverhohlen an den Tag zu legen.
Diese würdige Feier ging aus dem treuen Volke selbst hervor, und war deshalb
um so inniger und erhebender, weil sie aus eigenem Antriebe begangen wurde.

Zu dieser Feier vereinigten sich die Gemeinden Holzen, Riedlingen, Tannenkirch
, Hertingen, Feuerbach, Ober- und Niedereggenen, Wollbach, ein großer Theil
von Kandern, Mappach und noch aus andern Gemeinden des Oberlandes. Die
Feier selbst wurde im Oberländer Boten Nr. 98 von einem Augenzeugen auf
folgende Weise beschrieben:

„Auf die vorhergegangene Einladung fanden sich nicht nur sämmtliche Wehrmänner
, sondern auch viele wackere Freunde des Vaterlandes aus allen Ständen
in großer Zahl auf dem freien Platze vor dem Gemeindehause in Holzen ein,
wo Nachmittags um 2 Uhr die Feier begann. Nach einem gut durchgeführten
mehrstimmigen Gesang setzte sich der Zug nach dem Kirchhofe in Bewegung,
voran die sämmtliche Schuljugend unter Führung des Lehrers und Pfarrers der
Gemeinde; an sie schlössen sich die Jungfrauen, einen aus Eichenlaub und Blumen
geschmackvoll gewundenen Kranz tragend, mit welchem das Grab des Gefallenen
geschmückt werden sollte. Ihnen folgten die männlichen Leidtragenden, geführt
von Pfarrer Fernand in Egnngen, an die sich die Wehrmänner und die übrigen
männlichen Begleiter anschlössen, endlich die weiblichen Leidtragenden und übrigen
Frauen, geführt von Pfarrer Schäfer in Hertingen und Pfarrer Wagner in
Tannenkirch."

„Am Grabe angekommen, welches durch ein von den verbündeten Wehrmännern
gestiftetes Denkmal, und mit einer Umfassung, welche die Jungfrauen
von Holzen hatten herstellen lassen, und nun mit dem Kranze geschmückt wurde,
geziert war, sprach Pfarrer Maler von Holzen einen Nachruf an den gefallenen
Jüngling, sowie tröstende Worte an die Hinterbliebenen; Gemeinderath Büchele
hielt statt des durch Unwohlsein verhinderten Bürgermeisters einen geschichtlichen
Vortrag über die Ereignisse am 24. Juni in Riedlingen, und nach mehrstimmigen
Gesängen zwischen und nach diesen Verträgen begab sich der Zug in die Kirche,
welche die Menge der Anwesenden nicht zu fassen vermochte, die sich deshalb
zum Theil vor den offenen Thüren und Fenstern aufstellten. Nach Gesang und
dem von Pfarrer Wagner von Tannenkirch gesprochenen Altargebete hielt Pfarrer
Fernand von Egringen die Predigt über Off. Joh. 2., 10., welche in Beziehung
auf die gegenwärtige Feier ermahnte zu treuem Glauben, zu treuem Muthe und
zu treuer Liebe, insbesondere auch zu treuer Liebe zum Vaterlande, damit die
Tugend, welche seit den ältesten Zeiten der größte Ruhm unseres Volkes war, die

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