Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 162
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0056
wafTnete aus dem Zimmer gebracht. Während der Rede Struves stand Löwenfels,
eine Pistole in der Hand haltend, neben ihm.

Auf dem Marktbrunnen in Lörrach wurde eine rote Fahne aufgesteckt, an das
Amt- und Posthaus wurden rote Tafeln mit der Aufschrift »Deutsche Republik«
angeschlagen. Wie Struve und Blind von Basel zur festgesetzten Stunde, so drangen
in der Nacht vom 21./22. September Flum und Böhler mit Bewaffneten bei Laufenburg
über die Grenze. Ein anderer Flüchtling, Frei, setzte mit mehreren
Zurzacher Bürgern bei Zurzach über den Rhein. Buchdrucker Hollinger besetzte in
der Nacht vom 21./22. September mit Bewaffneten, worunter der Flüchtling
Schnaufer, Fürsprech, Günter und Schneider Weber von Rheinfelden (Kanton
Aargau), das badische Hauptzollamt bei Rheinfelden.

Ubersicht der Ausführung, insbesondere der Tätigkeit Struves und Blind

Struve, Blind und Löwenfels hielten sich den 22. September in Lörrach auf. In
der Nacht vom 22./23. September entfernten sie sich mit einigen Hundert Bewaffneten
nach Müllheim, wo sie bis zum 24. September morgens verweilten. An diesem
Tage, sonntags, begaben sie sich mit ihrer Mannschaft nach Staufen. Mittags
fand ein Kampf mit dem angerückten großherzoglichen Militär um den Besitz der
Stadt Staufen statt, welcher die Flucht und Auflösung der Aufrührer zur Folge
hatte. Montags morgens, den 25. September, wurden Struve und seine Frau, Blind
und einige andere Teilnehmer in Wehr, Amt Säckingen, von Bürgern verhaftet.

In dieser Zeit, vom 21. bis 24. September, entwickelten Struve und Blind
überall eine rege Tätigkeit völlig im Geiste der Druckschrift »Plan zur Revolutionierung
und Republikanisierung Deutschlands«. Sie traten als Beamte einer
provisorischen Regierung der deutschen Republik auf, erließen Verfügungen, gaben
ein republikanisches Regierungsblatt heraus. Es wurden Staatsdiener verhaftet und
entsetzt, als republikanische Beamte andere Personen von ihnen ernannt, die
Staatskassen in ihrem Bereich sofort weggenommen, die waffenfähigen Mannschaften
wurden aufgeboten, vielen Geld, Waffen, Pferde abgenötigt und das Vermögen
von Beamten für konfisziert erklärt.

Dieses auszuführen genügte unter der Fahne des Terrorismus die anfänglich
geringe Anzahl Bewaffneter gegenüber der Schwäche und Ratlosigkeit der gesetzlich
Gesinnten. Politische Flüchtlinge aus der Schweiz und dem Elsaß eilten herzu.
Auch im Inland schlössen sich einige gerne an. Die Mehrzahl ließ sich durch
Täuschungen, Verhaftungen, durch die Hinweisung auf die Waffen, das Bedrohen
einzelner erschossen zu werden, durch die allgemeine Verkündigung des Standrechts
einschüchtern und zum Mitzuge bestimmen. Die so gewonnene Mannschaft
wurde dann zur Exekution gegen andere Gemeinden verwendet, deren Angehörige
auf die wiederholten Befehle und Drohungen nicht geachtet hatten.

An die Spitze des Unternehmens hatte sich Struve gestellt, doch sollte er besonders
die politischen, Blind die Zivilangelegenheiten, Löwenfels den militärischen
Teil der Ausführung besorgen, jeder war aber in dem Geschäftskreis des anderen
tätig, wo er irgendeinen Anlaß ergreifen konnte. Was insbesondere die Mitwirkung
Blinds betrifft, so unterzeichnete dieser zwar die von Struve »im Namen der
provisorischen Regierung« geschriebenen Erlasse nur in der Eigenschaft als Schriftführer
, doch sehr häufig stellte er allein Urkunden aus, ebenso wie Struve »im
Namen der provisorischen Regierung« und legte sich dabei überhaupt die verschiedenen
Eigenschaften als »Generalkommissär«, »Zivilkommissär«, »Kommissär
«, »Kommandant des Hauptquartiers« bei. Er war in gleicher Weise wie Struve
tätig. Er verkündete die Republik, so in Schliengen, er verpflichtete Beamte für
die republikanische Regierung, ließ Staatsdiener verhaften, stellte Pässe aus.

Er verfügte die Wegnahme von Staatsgeldern, er nahm solche Gelder in Empfang
, er zahlte Geld aus, er gab Auftrag zur Anschaffung von Munition, forderte

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