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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 166
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0060
Der Überbringer forderte dem Postmeister Martin die Schlüssel für seine
Privatbehältnisse ab, durchsuchte diese und eignete sich eine Tabakspfeife zu. Über
sein Schicksal blieb der fortwährend bewachte Postmeister Martin bis zur Flucht der
Aufständischen am 25. September in Ungewißheit.

§ 10 berichtet in Fortsetzung von § 9 über weitere Verhaftungen und Mißhandlungen
von Republikanern in der Zeit vom 22. bis 25. September entsprechend
den Weisungen Struves in anderen Orten.

Wegnahme von Staatsgeldern

Das erste Geschäft beim Eintreten in einen Ort von Seite der Aufständischen
war, sich der Staatsgelder aus Post, Zoll, Obereinnehmerei, Hütten- und Steuerkassen
nach den von Struve und Blind erteilten allgemeinen Anordnungen gewaltsam
zu bemächtigen. In einzelnen Gemeinden wurden deshalb besonders Beauftragte
von ihn beordert.

Struve und Blind hatten sogleich in Lörrach und Staufen persönlich dazu aufgefordert
, und von Blind wurde das Geld in Empfang genommen.

Erpressungen in größerem Umfange wurden durch den von ihnen in der
Nacht vom 21722. September zunächst nach Kandern als Zivilkommissär mit etwa
150 Bewaffneten abgeschickten Friedrich Neff verübt. Von Kandern verfügte sich
derselbe am 22. September nach Schliengen, Müllheim, Oberweiler.

Sein Verfahren schildert er selbst in seinen Berichten an die provisorische Regierung
. Der erste von Kandern lautet: An die provisorische republikanische Regierung
in Lörrach. Die Kassen haben wir genommen und etwa 1500 Gulden
erbeutet. Die Aristokraten sind aber, ehe wir anlangten, zum Teufel gelaufen.
Auch habe ich in Erfahrung gebracht, daß im Postbüro in Lörrach noch ca. 1500
Gulden liegen sollen. Ebenso soll auch der Obereinnehmer noch eine schöne Summe
versteckt haben. Der hiesige Bergwerksverwalter gab mir erst noch 1000 Gulden
heraus, als ich ihm mit Standrecht und im Überweisungsfalle mit Totschießen
drohte. Dasselbe müßt ihr nach meiner Ansicht in Lörrach tun. In Schopfheim und
auf dem Bergwerk Hausen liegt in jedem Falle auch noch Geld. Man sollte dorthin
schicken so bald als möglich. Ich fahre sogleich nach Schliengen, um dort wo möglich
die Eisenbahnkasse zu nehmen. Mit republikanischem Gruß. Kandern, den
22. September, halb neun Uhr. Fr. Neff.
Der zweite von da:

Kandern, den 22. September 1848, abends 9 Uhr
Lieber Struve, lieber Löwenfels.

Zuerst nahm ich die Eisenbahnkasse in Schliengen mit 1300 und einigen Gulden
. Der größte Teil desselben lag im Brunnen. Von dort ging ich nach Müllheim
und nahm die dortige Kasse mit 3400 und ungeraden Gulden. (Wir konnten das
Geld nie so genau zählen, denn wir mußten uns eilen.) Nach diesem nahm ich
noch die Kasse des Eisenwerks in Oberweiler mit 2100 Gulden.

Dem Hüttenverwalter Kummich in Oberweiler, welcher zuerst nur einen geringeren
Betrag ausgefolgt und den größeren Kassenvorrat verborgen hatte, bescheinigt
er die Wegnahme des Geldes durch zwei Urkunden.
(Es folgen die zwei Belege von Neff und Huber unterzeichnet.)

Als Neff und seine Gehilfen mit dem erbeuteten Geld von Oberweiler zurück
durch Müllheim fuhren, stellte sich Bürgermeister Heidenreich ihnen entgegen, um
das Geld zu retten. Er spannte die Pferde von dem Wagen. Da führte einer der
Bewaffneten einen Bajonettstich gegen seine Brust, ein anderer legte die Flinte
gegen ihn an. Da Bürger von Müllheim jene Angriffe abwehrten, hielt ihm Neff
seine Pistole mit gespanntem Hahn vor und drohte, ihn zu erschießen, wenn er
die Kassen nicht freigebe. Nun wich Heidenreich der Gewalt. Das so erbeutete
Geld überbrachte Bikel am 22. September in 2 Säcken nach Lörrach an Struve und
Blind.

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