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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 170
(PDF, 22 MB)
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germeister verlangt, daß er alsbald stürmen lasse und die Mannschaft aufbiete mit
dem Anfügen, daß jeder, der nicht gehorche, erschossen werde. Den anderen Morgen
nach 6 Uhr rückte daselbst zuerst ein Trupp von etwa 300 Mann unter Anführung
Pflügers von Lörrach ein. Etwa nach einer Stunde folgte die Hauptschar,
3000—4000 Mann zählend. Blind, der mit dem Mantel eines Grenzaufsehers bekleidet
war, las vor dem Rathause das republikanische Regierungsblatt vor und
erklärte dabei, »daß nunmehr Freiheit und Wohlfahrt eintrete, die Pfaffen fort
müßten«. Er verpflichtete den Bürgermeister Schneider durch Auflegung des Säbels
auf die rechte Schulter für die Republik. Alsdann entfernte sich die Hauptschar,
von welcher viele nur mit Stöcken versehen waren.

Nun drohte Böhning, der mit einer Anzahl Bewaffneter zurückgeblieben war,
dem Bürgermeister, indem er an eine seiner Terzerolen griff, mit Erschießen, wenn
nicht in einer Viertelstunde die Mannschaft zur Stelle sei. Noch nachmittags wurden
von einer anderen Truppe Freischaren einzelne Bewohner Heitersheims unter
Androhen des Totschießens und Anzündens des Orts zur Anschließung aufgefordert
, so daß z. B. Adlerwirt Bathiani sich ins Freie flüchtete.

Ähnlich ging es in Wettelbrunn, wohin der Hauptzug auf dem Wege nach Staufen
sich wendete. Struve drohte hier im Falle des Widerstrebens der Waffenfähigen
für den ersten Tag eine Geldstrafe von 5000 Gulden, für den zweiten von
10 000 Gulden, am dritten Tage aber das Erschießen von 10 Bewohnern und die
Absendung einer Exekutionstruppe von 1000 Mann.

Dem Pfarrer Schmidlin wurden unter Drohungen und Durchsuchung der Zimmer
Waffen, dem Steuererheber der Inhalt der Kasse mit 47 Gulden von Bewaffneten
weggenommen.

Verhalten in Staufen

Schon während des Aufenthalts der Schar in Heitersheim und Wettelbrunn war
von Einwohnern dieser Orte das Herannahen des Militärs, zunächst mehrerer
Dragoner, bemerkt worden. Auf dem Wege von Wettelbrunn nach Staufen in einer
Entfernung von einer halben Stunde nahmen auch die Aufständischen das Militär
wahr, als dasselbe bei Heitersheim marschierte.

Mit einer roten Fahne voran zogen sie um Uhr den 24. September in

Staufen ein. Struve, Blind und Löwenfels begaben sich auf das Rathaus, vor welchem
sich ihre Mannschaft aufstellte. Zuerst hielt Blind an die Menge eine Rede,
in der er nach Vorlesen des republikanischen Regierungsblattes hauptsächlich die
Strafen auseinandersetzte, welche die Ungehorsamen treffen.

Nach ihm trat Struve mit einem Degen in der Hand auf, verkündete, daß keine
Steuern mehr bezahlt werden mit Ausnahme einer Einkommensteuer, woraus
hauptsächlich die Kriegskosten bestritten würden. Wer ein Herz für die Freiheit
habe, müsse mitziehen, alle von 18 bis 40 Jahren aber unter ihrem Anführer
Gustav Struve. Er fragte die Menge: »Wollt ihr Konstitution oder Republik?« Auf
die Antwort: »Republik«, erklärte Struve, man müsse nicht allein dafür reden,
sondern auch dafür sterben.

In dem Rathaus befragte Struve den anwesenden Gemeinderat Lutscha und
den Ratschreiber Müller nach den Kassen, nach Waffen und nach der Mannschaft
von Staufen. Zur Abholung der ersteren beauftragte er einen jungen Menschen
mit Namen Bens. Das darauf von Bewaffneten aus der Post, Obereinnehmerei und
Steuerkasse geholte Geld im Betrage von 741 Gulden wurde an Blind übergeben.
Struve erließ eine öffentliche Bekanntmachung, daß alle Waffen der Bewohner auf
das Rathaus abzuliefern seien und alle Waffenfähigen von 18—40 Jahren sich
stellen müssen. Ebenso forderte er einzelnen die Waffen, selbst Sensen ab.

Kaufmann Zotz führte den Amtsrevisor Lembke und den Amtschirurgen Kaiser
auf das Rathaus vor Struve. Dieser fragte sie, ob sie ihm helfen wollten, die
Monarchie zu unterdrücken. Da sie mit der Antwort zögerten, machten Struve und

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