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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 172
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0066
Gefecht

Den Besitz der Stadt Staufen dem anrückenden Militär, 2 Bataillonen Infanterie
, 4 Geschützen und einer Schwadron Kavallerie unter den Generalen Hoffmann
und v. Gailing mittelst der undisziplinierten zusammengepreßten Schar streitig
machen zu wollen, war mehr als ein gewagtes Spiel mit dem Leben von Hunderten
.

Die Verteidigungsanstalten hatten sich auf das schnelle Aufwerfen einiger
Barrikaden an dem westlichen und südlichen Eingange der Stadt und bei letzterem
auf das Abtragen der Bedeckung der über den hier vorbeifließenden Bach Neumagen
führende Brücke beschränkt. Schon bei der Nachricht von der Annäherung
des Militärs flüchteten sich viele von der Struveschen Schar. So suchten mehrere aus
dem Innern der Stadt durch eine Nebenstraße — das Mühlgäßchen — gegen das
Münstertal zu entkommen. Darunter befand sich Adolf Leibbrand von Pforzheim.
Ein anderer, durch eine rote Binde ausgezeichnet, mit einer Doppelflinte bewaffnet,
rief, indem er jenen begegnete, dem hintersten, Leibbrand, zu: »Wo hinaus?« Als
dieser gegen jene Nebenstraße deutend erwiderte: »Da hinaus«, erklärte jener, indem
er die zur Stadt führende Straße bezeichnete: »Da durch gehst du mit mir oder
ich schieße dich zusammen.« Dabei legte er die Flinte an. Leibbrand bemerkte:
»Du wirst doch nicht närrisch sein!« Er wendete sich um, seinen Weg fortzusetzen,
da schoß sein Gegner die Flinte ab. Leibbrand hei, durch den Schuß in die rechte
Brustseite getroffen, mit den Worten: »Herr Jesus« tot zu Boden. Der Täter eilte
davon.

Die Leiche wurde durch zwei Einwohner von Staufen, Jakob Strasser und Joseph
Weißert, in das Spital gebracht. Bis dahin hatte man keine Schüsse von seiten
des Militärs, sondern nur einzelne solche von seiten der Freischärler gehört, welche
die Umzäunungen und einzelne Häuser der Stadt besetzt hielten.

Nach einem Kampfe, welcher im ganzen zwei Stunden gedauert hatte, war das
Militär, welches in zwei Abteilungen von dem südlichen Eingange den Angriff
unternommen hatte, Herr der Stadt Staufen.

Eine Anzahl der Aufständischen unter Pflüger hatte sich gleich anfangs gegen
das Münstertal geflüchtet. Durch die falsche Nachricht, daß das Militär geschlagen
sei, ließen sie sich zur Umkehr gegen Stauf en verleiten. Als das Militär ein Gewehrfeuer
gegen sie eröffnete, entflohen sie aber wieder.

Bei jenem Kampfe wurden ein Soldat Schum getötet und acht Soldaten, darunter
vier schwer, verwundet. Von den Aufständischen fielen elf. Außerdem wurden
während des Gefechts vier unbeteiligte Personen getötet. Drei Häuser gingen
in Brand auf.

Flucht und Verhaftung Struves und Blinds

Struve, dessen Frau und Schwager Dusar nebst Blind hatten bei ihrer Flucht
einen Gebirgsweg eingeschlagen. Auf einem Hofe in dem Obermünstertal entliehen
die beiden ersten zur Verkleidung bäuerliche Anzüge. Sie ließen sich von da nach
Schönau und Todtnau führen, wo sie die Anführer Doli und Mögling mit einer
Schar trafen. Als sie nach einem zweistündigen Aufenthalte etwa um 2 Uhr in der
Nacht von dem Ochsenwirtshause in Todtnau nach Schönau zurückfahren wollten,
traten Bewaffnete aus Schopfheim an die Chaise heran und erklärten unter Vorhalten
der Bajonette, Struve und die anderen Führer dürften sich nicht davonmachen
. Struve versicherte den Umstehenden, daß er sich nur entferne, um Mannschaft
und Munition herbeizuholen. Er und die übrigen stiegen aus der Chaise und
verweilten wieder etwa eine halbe Stunde in dem Ochsenwirtshause. Nachdem
Struve und seine Begleiter bei einem zweiten Versuche davonzufahren, von Bewaffneten
abermals zurückgewiesen worden waren, gelang es ihnen endlich, gegen
3 Uhr aus Todtnau zu entkommen. Sie fuhren bis in die Nähe von Hausen gegen

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