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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 184
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0078
daß er so ruhig in den Tod gehen werde, als er einst in ihren Garten ging". Der
Schluß des Briefes lautet:

„Das war ein kurzes Leben für die Freiheit. Doch je mehr der vaterländische Boden
mit reinem Blute getränkt wird, desto schöner wird die Blume der Freiheit erblühen.
Es lebe die Freiheit, es lebe die soziale Republik!

Euer getreuer Sohn Friedrich Neff. Grüße an alle guten Republikaner."

Um 3 Uhr morgens schrieb er noch einen Begleitbrief an den Bruder seiner
Mutter, den Bürger Jakob Friedrich Scherer, Rümmingen:

„Lieber Freund!

In einer Stunde werde ich erschossen. Ubergebet den anliegenden Brief unerbrochen
meiner Mutter. Es ist das letzte Lebewohl. Aber bereitet sie zuerst dazu vor, damit
sie der Schrecken nicht plötzlich hinwegrafft. Im übrigen hoffe ich, daß Ihr sie pflegen
werdet und ihr beistehen werdet wie einer treuen Schwester.
Mit herzlichem Gruß und letztem Lebewohl

Euer treuer Freund Friedrich Neff

Es stirbt sich süß für die Freiheit."

Gegen 4 Uhr morgens wurde er unter Eskorte einer preußischen Ulanenabteilung
in einer Chaise auf den Richtplatz am Friedhof zur Wiehre gefahren. Er
schien sehr beherzt gewesen zu sein. Auf der Todesstätte angekommen, wollte er
einiges sprechen, was aber der kommandierende Offizier nicht zuließ. Sodann bat
er, seinen Mantel an einen mit Namen genannten gefangenen Bekannten zu geben;
es wurde ihm der Vollzug des Wunsches zugesagt.

Darauf machte er den Rock auf, entblößte die Brust, brachte der Republik
und Freiheit ein Hoch aus und sank unmittelbar darauf, durch mehrere Kugeln
in Kopf und Brust durchbohrt, leblos zusammen. Er wurde am Eingang des
Friedhofs begraben. Der Zutritt war dem Publikum diesmal nicht in dem Maße
versperrt wie bei der Erschießung Dortus. Die „Bekanntmachung" über seine
Erschießung wurde in Freiburg am gleichen Tag überall angeschlagen.

Abends fand ein Abschiedsmahl für den Leiter der preußischen Okkupationsarmee
, Prinz Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Wilhelm L, im „Zähringer
Hof" in Freiburg statt. Vorher empfing dieser nochmals den Gemeinderat
in einer Audienz. In einer Ansprache kam er auch auf die Erschießungen in der
Wiehre zu sprechen. In der „Neuen Freiburger Zeitung" heißt es unterm 18. 8.
weiter:

„Schmerzlich scheint der hohe Feldherr besonders durch den Umstand berührt worden
zu sein, daß bei den Verurteilten ein so totaler Mangel an allem religiösem Sinn zu
Tage getreten ist, worin er mit Recht eine der wirksamsten Triebfedern ihres heillosen
Treibens glaubte suchen zu müssen."

Am 21. August mußte noch ein drittes Grab für den Soldaten Gebhard Kromer
aus Bombach b'Kenzingen ausgehoben werden. Es war das dritte und letzte
Todesurteil des Stand- bzw. Kriegsgerichts in Freiburg.

Immer wieder wurde festgestelt, daß auf den 3 Gräbern zur Wiehre von
Unbekannten Blumen gelegt wurden. Endlich entdeckte man Ende September
11 Mädchen aus St. Georgen-Uffhausen wieder beim Schmücken der Gräber. Sie
wurden sämtlich festgenommen. Diese Verhaftung hat verständlicherweise selbst
über die Grenze Badens hinaus großes Aufsehen erregt. Erst am 12. Oktober wurde
das Strafmaß der verhafteten Mädchen aus Uffhausen bekanntgegeben: drei wurden
in den ersten 24 Stunden wieder entlassen, vier wurden mit 14tägiger und
vier mit 24tägiger Haft im Freiburger Gefängnis bestraft.

Das Grab in Rümmingen

Im Jahre 1854 schenkte die Mutter Neffs der Gemeinde Rümmingen ein
Grundstück zur Anlegung eines Friedhofes, da bishei . ie Rümminger Bürger auf

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