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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 199
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0093
gesetzlosen Anwerben mit einem erforderlichen „Werbepatent" endlich Grenzen.
Die lange Friedenszeit nach 1714 machte Jahrzehnte lang eine außergewöhnliche
Aushebung überflüssig. Zuvor schon hatten die badischen Markgrafen beim Kriegsausbruch
17C2 ein Gesetz erlassen, wonach sich vornehmlich die wehrhafte Jungmannschaft
in ihren Landen für den Kriegsdienst bereitstellen mußte. Damit
wurde die wenig zuverlässige Anwerbung von fremden Söldnern immer mehr
überflüssig. Als später der Bedarf an Rekruten für die verstärkte Landesverteidigung
an der ständig bedrohten Rheingrenze sich steigerte, wurde die Aushebung
im Lande zur Regel, die Werbung begnügte sich mit Freiwilligen.

Dagegen benötigten die benachbarten Staaten für ihre politischen und militärischen
Unternehmen immer mehr fremd geworbene Kontingente und ganze Regimenter
, die man nach Bedarf werben ließ, kaufte und einsetzte. So gestattete
Markgraf C. August, der Vormund seines Neffen Carl Friedrich, seinem jüngeren
Bruder C. W. Eugen in österreichischem Dienste, der nach den Türkenkriegen im
Jahre 1740 in Karlsruhe ohne Auftrag auf weiteren Einsatz wartete, auf seine
eigenen Kosten in den baden-durlachischen Landen ein Infanterie-Regiment für
den König von Sardinien2) anzuwerben, der 1742 mit Österreich eine Allianz
gegen Frankreich schloß. Markgraf C. Eugen bot sich und sein neues Regiment
dem König von Sardinien an, kämpfte als Obrist mit seinen Füsilieren in allen
Feldzügen von 1742 48 hervorragend gegen Franzosen und Spanier3).

Obwohl die Annahme fremder Kriegsdienste vom Landesherrn mit Confis-
kation des Vermögens und Verlust des Erbrechtes verfolgt wurde, war es Werbeoffizieren
möglich, markgräfliche Untertanen, teils „aus Leichtsinnigkeit, teils aus
Furcht wegen eines Frevels" anzuwerben. So setzte 1755 die nächste Werbung für
ein königl.-sardinisches Regiment des General von Leuthen ein, welcher 1767 die
„Pietmont'sche Werbung" folgte, beide noch mit Duldung des „Serenissimus".
Jahrelang saßen und warben beim Krug erfolgreich offiziell die Offiziere von
Wangenheim und Barthel. Sie hatten leichtes Spiel bei Fridlin Steiner von Weil,
den sein Vogt „seiner Sitten" wegen gerne reisen ließ, der aber schon zweimal vom
freiwilligen Eintritt ins markgräfler Heer abgewiesen worden ist. Ihm folgten
Mathias Rüb von Weißweil, der ledige Maurergeselle Martin Würcker von Eichen,
der sich ohne „Zwang und Zuspruch" anwerben ließ, weiter Fridlin Enderlin von
Blansingen, Johannes Schlotterer von Haltingen, Tobias Frühe von Gündenhausen,
Michael Kromer von Hertingen, Adam Kuhny von Egringen, der Wagner
Johannes Ludin von Brombach, Klaus Ludin von Blansingen, Hans Luger (?) und
Hans Rupp, Heinrich Schlitz von Auggen, Jakob Sturm von Hüsingen, Jakob
Sturm von Steinen, Martin Wacker von Kandern, Hans Zeyher von Eichen, Hansjörg
Gauß von Holzen, (t 1813 in Kreuznach) in sardin. Dienste. Als die freie
Abwerbung von Landeskindern bedenklich zunahm, verbot sie der Markgraf
weiterhin und befahl die Aufhebung der Werbestellen im Grenzacher „Horn" und
in Eimeidingen, nicht nur für die beiden „königlich-sardinischen, deutschen"
Infant.-Regimenter Ziethen und Brempt, welche sich 1764 in einem Schreiben aus
Cailleri in Sardinien um die Werbung im Oberland beim Markgrafen beworben
hatten, sondern auch für schweizerische und französische Werber.

Auch die Preußen schickten ihre Werber ins Oberamt Rötteln; sie sollen sogar
Nußbaumholz zu Gewehrschäften aufgekauft haben. Doch von Wallbrunn wies
das Gerücht zunächst zurück. Das bald danach folgende Gesuch der königl.-preußischen
Offiziere von Neuchätel, des Hptm. Chuard und des Ltnt. Borel, Werbeplätze
etwa in Auggen, in der Kalten Herberge oder in Müllheim eröffnen zu
dürfen, wurde von Carlsruhe mit dem Hinweis auf das bestehende Cartell mit
Frankreich, keine französischen Deserteure anzunehmen, abgewiesen. Doch im
Jahre 1775 zeigten die beiden Hatschiere Märtin und Jahn dem Landvogt an, daß
sich in Binzen der königl.-preuß. Rittmeister Mayer aufhalte. Als sich dieser in
Auggen legitimieren mußte, entschuldigte er seine Anwesenheit mit Alter und
Krankheit; außerdem habe er nur ausgerissene Soldaten und keine ansässigen

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