Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
35.1973, Heft 3/4.1973
Seite: 203
(PDF, 22 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0097
Fortsetzung: Wirtschaften im Markgräflerland

Wo kehrte man in Kirchen ein ?

Von F. S c h ü 1 i n

Der Landvogt von Leutrum bestätigte vor 250 Jahren der Gemeinde Kirchen
eine besondere Zuneigung zu ihren drei Wirtschaften: »Der Ort mit seinen 120
Bürgern ist vor einigen Jahren noch stark in Schulden gesteckt, fangt aber an sich
zu fassen und darauß zu reißen, (die Kirchener) seind gern denen Wirtshäusern
nachgezogen und haben allda die Wirte gute Losung gehabt. Die Gemeinde hat
ein eigenes Gemeindehaus, die ,Stube', worauf Wirtschaft getrieben wird; das Um-
geld — die Steuer vom ausgeschenkten Wein — gehört der Gnäd. Röttier Herrschaft
; das Haus tut sie alljährlich verleihen um etwa 50 fl. Pacht.«

Gleichzeitig neben der »Stube« luden drei weitere Wirtshäuser zur Einkehr ein:
Der »Ochsen« seit 1716, die »Sonne« seit 1725 und die »Blume« im Ziegelhof,
gegenüber der Mühle (die »Färb« in der »Gutenau«, heute Zimmermann), welche
der Ziegler Heinrich Breitenstein betrieb, 1747 aber eingehen ließ. Ebenso bald
hatte Jakob Bürgin sein Recht zum »Güldenen Hirschen« (1716—1731) wieder
gekündigt.

Zunächst hätte neben der Gemeindestube wohl eine Schildwirtschaft für das
Dorf voll genügt; die anderen zeigten deshalb nur einen »schlechten« Betrieb an.
Deshalb fanden sich auch bald keine Liebhaber für die Pacht der »Stube« mehr
in der Gemeinde, die aus den Bürgern den geeignetsten wählten, der dann sogar
mit Zwang und geringer Pacht kurzfristig im Gemeindehaus bei den Rats- und
Bürgerversammlungen die Stubenwirtschaft zu besorgen hatte. Zuletzt bewarben
sich die Schildwirte um das Realrecht der Gemeinde und schalteten so die Konkurrenz
aus und befriedigten die Gemeindeväter.

Das Gemeindehaus, in dessen Stube die Gemeindeväter tagten, ist das später
umgebaute heutige Rathaus. Es war in den Kriegsjahren 1792—1815 durch Einquartierung
von Truppen und Pferden ruiniert worden. Doch versprach sich die
Gemeinde von einer Wiederherstellung des »großen Palastes« keinen sonderlichen
Nutzen, außer wenn durch Einbau einer Trennwand eine Wohnung für den
Schulmeister neben der Gemeindewirtschaft gewonnen würde, also das Lehrerhaus
mit einer Schulstube und das Wirtshaus mit einer Metzig. Doch dagegen stand die
Meinung, ein Nebeneinander von Schule und Wirtshaus würde sich aus erzieherischen
Gründen nicht vertragen. Das Haus wurde zwar als Rathaus renoviert
und umgebaut, aber auch als neues Schul- und Lehrerhaus eingerichtet und bezogen
(1816?). Die Gemeindestube, d. h. das Realrecht zum Wirten haben in der
Folgezeit die verschiedenen Schildwirte einzeln oder zusammen von der Gemeinde
gepachtet.

Als Stubenwirte sind in den Akten vermerkt: 1611 Anna Schaulin; 1623
Melchior Müller; nach dem 30jährigen Krieg Hans Bürgin (oo 1664); Martin
Bürgin (oo 1669); Hans Bürgin (oo 1698); bis 1716 Jakob Bürgin, der Metzger;
1725 Joh. Georg Seiter.

Jahrzehnte danach ist kein Stubenwirt mehr genannt, bis 1803 der Sonnenwirt
joh. Georg Bürgin gleichzeitig als Pächter des Stubenrechtes erwähnt wird, den
aber Gemeindeväter und Pfarrer weiterhin ablehnten, da man bei ihm weder
»essen noch trinken« könne. Es folgten nun die Schildwirte als Pächter: 1805/15
Joh. Christian Kümmerlin, der Ochsenwirt, 1816/26 Bartlin Rottra, der Ochsenwirt
(Pächter), 1826 Johann Georg Schmutz, der Ochsenwirt, 1832 Johann Heinrich
Wittich, der Bierbrauer und Rebstockwirt, 1835 August Herter, der Ochsen-
wirt, 1842 B. Rottra und J. H. Wittich, 1866 Christian Langguth, der Metzger,
in seinem Haus an der Landstraße, im »Ochsen«, welcher von den elsässischen
Steinfuhrleuten von der Fähre her gerne besucht wurde.

203


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-03-04/0097