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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-05/0010
Unter den genannten Geschlechtern war das der Herren von Röteln zweifellos
das mächtigste. Es gehörte zum Stande der Edelfreien und saß auf Gütern, die
Jahrhunderte zuvor in den Händen des Klosters St. Gallen gewesen waren. Bewußt
nahm es den Namen des Kirchspieles an, das der fernen Abtei gehört hatte,
weil sein Besitztum und seine Macht von diesen Klostergütern ausgegangen war.
Im Jahre 1103 erscheint erstmals ein Herr Dietrich mit dem Beinamen „von
Röteln" 3). Er muß ein naher Freund des Basler Bischofs Burchard von Fenis gewesen
sein, der treu zu Kaiser Heinrich IV. hielt. Deshalb vertraute Burchard dem
Herrn von Röteln die Vogtei über jene Besitzungen an, die er dem im Jahre 1083
gestifteten Kloster St. Alban bei Basel auf der rechten Seite des Rheins im Wiesental
und anderswo geschenkt hatte. Dietrich verwaltete diese Güter nach den
Wünschen des Basler Kirchenfürsten und stand vermutlich dadurch im Gegensatz
zu den Erben des 1080 als Gegenkönig gefallenen Rudolf von Rheinfelden —
einem recht gefährlichen Nachbarn, dessen Ländereien und Rechte an die Herzöge
von Zähringen kamen, weil der eine von ihnen, Berthold II. ( f Uli), mit Agnes,
der Tochter Rudolfs, verheiratet war4).

Wenn wir uns diese mächtigen Rivalen vor Augen halten, begreifen wir, weshalb
die Herren von Röteln über dem Wiesental eine starke Burg errichteten. Dies
geschah einerseits zum Schutz der bischöflichen, dem Kloster St. Alban unterstellten
Güter, anderseits auch des eigenen Herrschaftsbereichs, der sich stets mehr zu
bedeutsamen Hoheitsrechten ausweitete. Denn immer freier machten sich die Adelsgeschlechter
von ihren bisherigen Auftraggebern, den Klöstern, der Kirche und
dem König; die von diesen verliehenen Ämter vererbten sich nunmehr vom Vater
auf den Sohn, und die einst nur verwalteten Güter gelangten als Besitztum durch
die Hände der Generationen.

Wo das Wiesental sich zum Rhein hin öffnet, stieß das Gebiet der Rötler
Herren an das der Basler Bischöfe. Fast sieht es so aus, als wäre das Gebiet von
Riehen zu Ungunsten des Adelsgeschlechtes aus dem übrigen Besitz herausgeschnitten
worden. Wir können nicht recht erklären, weshalb Riehen im 13. Jahrhundert
bischöflich-baslerisch war, während Lörrach den Herren von Röteln ganz, das
südöstlich von Riehen gelegene Grenzach zum größeren Teil und die Dörfer
Stetten und Inzlingen nur mit der hohen Gerichtsbarkeit zugehörte. Die mittelalterlichen
Rechte waren oft merkwürdig geteilt, und die Landeshoheit entwickelte
sich nur langsam und oft aus Zufälligkeiten, wenn nicht gar nur aus dem Recht
des Stärkeren. Viel trug jedenfalls dazu bei, wie stark die von den hohen
Geschlechtern erbauten Burgen sich als Mittelpunkte von Herrschafts- oder Lehensverwaltungen
durchzusetzen vermochten.

Uber dem Kirchweiler von Röteln, dem „Chilft", muß um die Mitte des
12. Jahrhunderts eine Bergfeste entstanden sein, die, vorerst im Umfang bescheiden,
sich um einen wuchtigen Bergfried gruppierte. Es ist dies das seit alters her als
„Grüner Turm" bezeichnete wuchtige Bauwerk, auf dem aus Kalkstein bestehenden
Bergsporn über tiefem Halsgraben stehend, selber aber aus roten Quadern des
Schwarzwaldgesteins errichtet, mit Bossen und Randschlag und alten Haumustern
ausgestattet, so wie es die Staufer und die Adelsfreunde liebten.

In der Entstehungszeit der Burg Röteln war das hohenstaufische Geschlecht
bereits maßgeblich an der Reichspolitik beteiligt und verstand es, seine Macht
durch stetig sich mehrende Wehrbauten auf Anhöhen und in Wasserläufen zu
festigen. Wichtige Positionen verbanden sich so durch ein ausgeklügeltes Netz;
auch die Bauweise weist alle diese Burgen einem bestimmten System zu, das vermutlich
von lombardischen Baumeistern über die Alpen gebracht und sowohl
von den Staufern wie von ihren Gegnern, den Zähringern, angewendet worden
ist. Im Verlauf des 13. und 14. Jahrhunderts wuchs dann die Burg Röteln auf
dem Bergsporn abwärts. Es entstand die große Oberburg und anschließend die
weit größere untere Burg, die bereits einem Burgstädtchen glich. Bis in die letzten
Zeiten des Burgenbaues, im beginnenden Dreißigjährigen Krieg, versuchten die

S


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