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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-05/0024
Wenn nun die Markgrafen von Baden-Sausenberg weder die Burg Wehr noch
die Feste Bärenfels in ihre Hand bekommen konnten, so gelang es ihnen wenigstens
nördlich davon, über die Wasserscheide des Dinkelberges hinüber in das Flußgebiet
der Wehra einzudringen und hier einen Zipfel Landes festzuhalten, der im
Angesicht der „Hohen Möhr" bis nahe an Todtmoos heranreicht. Das kam daher,
weil im Jahre 1365 — dem gleichen, in welchem Herzog Rudolf von Österreich
Burg und Tal von Wehr dem Freiherrn Rudolf Hürus von Schönau verlieh — der
letztere seine Leute zu Hasel und die Dörflein Schweigmatt und Gersbach für
220 Florentiner Goldgulden an den Markgrafen Otto von Hachberg-Sausenberg
verkaufte; dies geschah wohl daher, weil der Herr von Schönau sonst nicht die
ganze Pfandsumme für das ihm wichtigere Tal von Wehr zusammengebracht
hätte34). Eine Burg wurde in der Übergangsurkunde von 1365 nicht eigens erwähnt
; aber es haben in diesem an den Markgrafen gefallenen Gebiet doch einige
Wehrbauten bestanden. Am Südhang der Hohen Möhr treten zwischen Raitbach
und dem Tal der Hasel einige steile Kuppen vor, die alle für die Errichtung von
Burgen geeignet erscheinen. Bei näherer Untersuchung zeigte es sich, daß zwei
davon noch heute Gemäuer und künstliche Gräben aufweisen. Der „Turmhölzli"
genannte, von Osten gegen das Dorf Raitbach vorstehende bewaldete Grat zeigt
ansehnliche Teile eines Rundturmes auf seiner höchsten Stelle; von dort sinkt das
Gelände in einer Stufe ab, welche einst einen Vorhof mit Nebenbauten getragen
haben muß. Ein Halsgraben schnitt das Burggelände vom östlich ansteigenden
Berg ab; dazu kam ein Ringgraben um die steile Halde35).

Von den drei, zwischen den Weilern Sattelhof und Schweigmatt am Berghang
vortretenden Kuppen trägt die westliche, als „Burgholz" bezeichnet, eine stattliche
Wehranlage, die sich nur durch wenige sichtbare Mauerteile abzeichnet, aber
doch genügend, um erkennen zu lassen, daß der Hauptbau am Nordende des
länglichen Burgareals, gegen den tiefen Halsgraben gerichtet, gestanden haben
muß. Das Südende des höchsten Plateau's zeigt das Mauergeviert vielleicht eines
kleinen Turmes am Tor; denn hier stieg der Weg im Bogen durch mindestens einen
Vorhof hinauf. Vor allem die Westseite weist zur Sicherung mindestens zwei oval
übereinander verlaufende Gräben und Wälle auf. Die mittlere der Kuppen, mit
„Spitzenberg" bezeichnet, enttäuscht dadurch, daß ihr Scheitel nicht spitz geformt,
sondern leicht abgeplattet ist und sicher keine Burg getragen hat. Der dritte Vorberg
, der sich gegen Südosten hinabsenkt, trägt auf der Karte die Namen „Stein-
eck" und „Steinbühl". Der waldige Vorsprung läßt nirgends eine Wehranlage annehmen
. Dagegen soll weiter oben bei einer kleinen Baumgruppe auf sonst offenem
Gelände ein Haus gestanden haben, dessen letzte Reste erst vor wenigen Jahrzehnten
abgetragen worden sind. Hier kann es sich um den Sitz der Familie Höck-
lin gehandelt haben, die sich den Beinamen „von Steinegg" zugelegt hat. * Zu
Anfang des 16. Jahrhunderts lebte am Hofe des Markgrafen Christoph von Baden
als Bediensteter Apollinaris Höcklin von Schopfheim, der in der Gunst des Fürsten
rasch aufstieg, daß ihn dieser im Jahre 1509 mit dem „Burgstal Steyneck ob
Schopfheim und dem Hof darby gelegen, genant Sattelgin" belehnte36). Es ist
wohl denkbar, daß mit dieser in Trümmer gefallenen Burg jene im Burgholz gelegene
gemeint war und daß diese ursprünglich Neuenstein hieß. Denn am 19. November
des Jahres 1400 bestätigte Burkard Schurli von Stoffeln, Schultheiß von
Rheinfelden, urkundlich, was bereits im Jahre 1365 in die Wege geleitet worden
war, daß nämlich Markgraf Rudolf von der Familie Hürus von Schönau — 1400

* Die Baugeschichte der Burg- und Hausstellen bei Raitbach-Sdiweigmatt aufzuhellen,
wäre eine interessante Aufgabe, geeignet eine Lücke in der Geschichte unserer Landschaft
auszufüllen. Das könnte nur durch fachkundige Grabungen geschehen. Erst sie
könnten auch Auskunft über die Natur des Hauses ob Spitzenberg und vielleicht auch
über ihre Bewohner geben.

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