http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-05/0032
den Burgen. Doch gibt es hier eine Reihe von Adelsfamilien, die den Herzogen
von Zähringen Dienstmannen stellten. So stoßen wir etwa auf Bertold von Müllheim
(Mulinheim), der in einer zwischen 1122 und 1132 vollzogenen Schenkung
Herzog Konrads von Zähringen an das Kloster St. Peter als Zeuge erscheint47).
Dieser Ministeriale wird aber kaum eine Höhenburg, sondern eher einen festen
Hof in dem langgestreckt und geteilt sich hinziehenden Dorf Müllheim bewohnt
haben. Ein Schloß, die „Rosenburg", hat noch bis an den Anfang des 19. Jahrhunderts
bestanden und muß ein stattlicher Edelsitz gewesen sein, ein fünfstöckiger
Steinbau mit einem hohen Treppenturm, der am Abhang des „Hachberges" oder
wohl eher am Fuß dieses Geländes südlich des Ortes im Tal als Weiherhaus bestanden
haben mag. Der letzte Eigentümer ließ ihn abtragen und die Steine fanden
beim Umbau des Heidenreich'schen Hauses in Müllheim Verwendung 48).
Auch im Dorf Auggen hat ein aus der übrigen Bevölkerung herausgehobenes
Herrengeschlecht gewohnt, das sich nach dem Orte nannte und um das Jahr 1130
in den Akten auftaucht. Aus dem Taufnamen Brunwardus, mit dem ein Magister
im Jahre 1247 als Zeuge bei der Schlichtung eines Streites unterschreibt49), entstand
offenbar eine Geschlechtsbezeichnung, die in der zweiten Hälfte des O.Jahrhunderts
vom damaligen Schultheißen der Stadt Neuenburg, Ritter Johannes
Brunwart, geführt wurde. Dieser Inhaber des hohen Amtes in der Rheinstadt
muß niemand anderer als der Minnesänger Brunwart gewesen sein, der von
Auggen herstammte50). Schon sein Vater Rudolf von Ougheim war im Jahre 1265
Schultheiß in Neuenburg gewesen. Als in der schlimmen Zeit des kaiserlosen
Reiches die Stadt Neuenburg sich mit dem Bischof von Basel verbündete, wurde
sie vom unerbittlichen Feind des Basler Kirchenfürsten, dem Grafen Rudolf von
Habsburg und seinen Verbündeten, den Grafen von Freiburg, 1272 belagert. Bei
einem Ausfall, den die Neuenburger durchführten, gelang es ihnen, bis nach
Auggen vorzudringen und die Burg der zum Feind übergegangenen Familie
Brunwart niederzubrennen. Diese scheint dann, nachdem Rudolf von Habsburg
1274 zum König gewählt worden war, aus dem Schutt neu erstanden zu sein.
Auch das Auggener Adelsgeschlecht fand den Weg nach Neuenburg zurück, wie
wir am Minnesänger Brunwart von Auggen sehen, der von 1281 bis 1296 als
Schultheiß der Stadt erwähnt wird. Er war daselbst Lehenträger der Markgrafen
von Baden-Hachberg, in deren Besitz um 1295 auch das Dorf Auggen überging.
In einem Streit zwischen dem Bischof von Basel und dem Rat dieser Stadt sandte
ihn Graf Egon III. von Freiburg als seinen Vertrauensmann zum Schiedsgericht.
Mit dem Jahre 1382 erfolgten Tod der Luzia Brunwart von Auggen, die ins
St. Blasianische Kloster Berau ob Waldshut eingetreten war, muß das adelige
Geschlecht ausgestorben sein 31).
Von der Burg im Dorf Auggen hat sich nichts mehr erhalten 52). Das schönste
Denkmal hat sich Ritter Johannes Brunwart mit jenen fünf Minneliedern gesetzt,
die in der großen Heidelberger Liederhandschrift (auch Manessische Sammlung
genannt) festgehalten worden sind. So sind Steine eines festen Hauses vergänglicher
als die Verse, die ein Ritter aus dem Markgräflerland einer schönen Frau
zuliebe niederschrieb. Wenigstens bei einer der Strophen wollen wir kurz verweilen
:
„Schowet üf die grüenen heide
wie gar wunneclich si Kt!
seht, waz liehter ougenweide
uns hät bräht des meien zit!
Doch muoz ich in sorgen sin,
ob mich lät in sendem leide
diu vil liebe frowe min." 53)
Nicht nur im Dorf Auggen selbst, sondern auch außerhalb der Häuser, in der
Rheinebene, die sich gegen die Stadt Neuenburg hin dehnt, fand sich eine Burg.
30
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-05/0032