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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1973-05/0045
Jedenfalls zeigt es sich beim Auftauchen der ersten Urkunden, daß die drei
Dörfer Bellingen, Bamlach und Rheinweiler, welche die Nordwestecke des vortretenden
Berges bilden, schon immer durch ein besonderes Geschick aus den historischen
Geschehnissen herausgehoben wurden. Hier hatten die Herren von Andlau
und von Rotberg als Träger von Reichslehen ihren Sitz. Allerdings spielen die
früheren Herrenhäuser von Bellingen und von Bamlach im Orts- und Landschaftsbild
kaum mehr eine Rolle. Das Schloß von Rheinweiler dagegen zeigt sich eindrücklich
am Westrand des Dorfes, wo es an der Kante des Hochgestades direkt
über dem alten Stromlauf lag.

Die Herren von Rotberg, deren Stammburg bei Mariastein hinter Basel um
1930 aus einer Ruine zu einer Jugendherberge ausgebaut worden ist, erwarben zu
Anfang des 15. Jahrhunderts die Reichslehen Rheinweiler und Bamlach, bauten
die Schlösser daselbst im 17./18. Jahrhundert um und traten sie beide im Verlauf
der letzten hundert Jahre an wohltätige Institutionen ab. Glieder des Geschlechts
der Rotberg hatten während der mittelalterlichen Blütezeit Basels daselbst hohe
Stellungen inne, sogar die des Bischofs und des Bürgermeisters; später standen sie
in den Diensten der Markgrafen von Baden, so auch als Landvogt zu Röteln.
Nach der Reformation wurden die einen evangelisch, die anderen blieben katholisch
. Der Zweig zu Rheinweiler neigte dem Glauben der Markgrafen von Baden-
Hochberg zu und ließ seine Angehörigen deshalb im benachbarten evangelischen
Kirchlein von Blansingen zur letzten Ruhe bestatten; denn Österreich verwehrte
die Einführung der lutherischen Lehre in Rheinweiler. Trotzdem sich die Herren
von Rotberg sowohl zu Rheinweiler wie zu Bamlach als reichsfrei betrachteten,
übte das habsburgische Kaiserhaus auf sie wie auf alle Adeligen des Breisgaus
einen starken Druck aus und zwang sie nach vergeblichem Protest 1747, den vorderösterreichischen
Landsassenstand anzunehmen89).

Vom mittelalterlichen Bestand des Schlosses zu Rheinweiler blieb nicht mehr
viel übrig. Umbauten in der Barockzeit sowie noch im Stil des Empire um 1810
haben dem Aussehen des Haupttraktes Einzelheiten hinzugefügt, die das Wohnliche
des Schlosses unterstrichen.

Auf den Kalksteinfelsen, die südlich von Kleinkems in die Rheinauen vortreten
, standen nach den Aufnahmen der Landesvermessung von 1877/81 90) zwei
Ruinen, von denen die eine, nahe dem Dorf gelegene mit „Vollenburg" bezeichnet
wurde. Die anderen, etwas weiter südlich, nahe dem „Wallis" bezeichneten
Tale, deren Standort nur mit einem „R." angedeutet ist, blieb ohne Namen; doch
ist gerade diese vor einigen Jahren deutlich zum Vorschein gekommen, allerdings
erst in dem Augenblick, als das benachbarte Zementwerk bis hierhin ausgriff und
den Felssporn bald nach der Feststellung des mittelalterlichen Wehrbaues zum
Verschwinden brachte. Wie die ausgegrabenen Fundamente erkennen ließen, wird
die Burg, die einen mächtigen Rundturm besaß, nie völlig ausgebaut worden sein.
Sie könnte in der Zeit schwerster Kämpfe am Oberrhein, von denen keine klare
schriftliche Kunde berichtet, erbaut und dann ihrem Schicksal überlassen worden
sein. Nur eine sichere Angabe nennt sie im Jahre 1293; damals räumte König
Adolf in einem Vergleich dem Bischof Konrad von Straßburg den Besitz von
„Castrum Nuwenburg . . . prope oppidum Istein" ein. Später wurde sie nur noch
in Bereinen als Grenzpunkt ohne strategische Bedeutung angeführt 91).

Daß die markanteste Stelle des Rheinufers im oberen Breisgau durch eine Burg
gekrönt wurde, konnte nicht ausbleiben. Schon im Namen Istein klingt das frühe
Dasein eines Wehrbaues an, welche Bezeichnung auf die ganze Ansiedelung in
der Nachbarschaft des Felskolosses übertragen wurde. Zweifellos reicht die Befestigung
auf dessen Scheitel weit zurück und spielte in den heftigen Kämpfen
des 12. und 13. Jahrhunderts eine besondere Rolle, ohne daß uns in Chroniken
darüber berichtet wird. Im Jahre 1139 taucht erstmals der Dinghof Istein urkundlich
auf, aus dem sich der zwischen die Felsen des Klotzen und des Hartberges
eingeschmiegte Ort entwickelte. Hundert Jahre später, um 1233, kommt auch das

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