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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 6
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Vor ihren Toren lag immer ein bunter Teppich verschiedenfarbiger, unterschiedlich
gestalteter Herrschaftsgebiete. Sie war immer der natürliche Mittelpunkt, den
politischen Grenzen zum Trotz, und schuf lebendige Bindungen über die politischen
hinaus. Seitdem ein Bischof von Basel die feste Brücke über den Rhein gebaut hatte,
auf lange Strecken hin die einzige, mußte der Verkehr zwischen den beiden Ufern
über ihre eichenen Bohlen gehen, und Basels Macht wirkte durch die Natur der
Lage tief nach Schwaben, das Elsaß und den Hauenstein hinein. Die Stadt war in
jeder Periode der Geschichte gut und schön gebaut, geräumig und gastlich. Sie
konnte einem berühmten Konzil den Raum zu einem wichtigen Kongreß der damaligen
politischen Welt bieten. Italienische Gelehrte und Dichter priesen ihre
schönen Bäume und die vielen laufenden Brunnen.

Unter den Gebieten, die im Lebensraum und Blickfeld Basels liegen, nimmt das
sogenannte Markgräflerland eine bevorzugte Stelle ein; es umfaßte im großen und
ganzen ungefähr das Gebiet der heutigen badischen Amtsbezirke Müllheim, Lörrach
und Schopfheim. Seine Herren saßen in alter Zeit auf der Sausenburg am
Blauen, zogen später in die Burg Rötteln im Wiesental, und als ihr Geschlecht ausstarb
, fiel das Land, nicht ohne die Gefahr, in welsche Hand zu geraten, den Markgrafen
von Baden-Durlach-Hochberg zu. Diese Markgrafen waren ihrem oberrheinischen
Lande gute Herren, und es fehlt nicht an Bekundungen der angestammten
Treue und Liebe zu dem herrschenden Hause. Im wesentlichen füllt das Markgräflerland
den inneren Bogen des Rheines: Aber Basel hat über den Strom und
über die Stadtwälle hinausgegriffen und sich auf dem rechten Rheinufer einen
friedlichen Brückenkopf, eine Art Vorfeld gesichert. Wer die Gründe angeben
könnte, im einzelnen, warum die Grenze so verläuft, wie sie es tut, der würde viel
Licht auf die Geschichte dieser Landschaft leiten.

Gegenüber von Hüningen, der alten Vauban-Feste, taucht die Grenze aus dem
Rheine auf, läuft über die Trümmer von alten Bollwerken auf der Kante des
Basler Rheinhafens hin, läßt die Wiese, des Feldbergs Töchterlein, auf Basler Gebiet
dem Gotthardsohn an die breite Brust sinken, quert Straßen, Bahndämme und
zieht den Langen Erlen nach in die Weiler Matten; von dort steigt sie am Tüllinger
Berge hoch, den schon Caesar schaute, nimmt die besten Reben »im Schlipf« — so
heißt das Gewann eines alten Bergrutsches —, schwimmt durch die Wiese zurück,
quert das Wiesental über Straße, Geleise und Zäune hinweg, klettert am Maienbühl
hoch, schlingt auf der Höhe des Berges, bei der Eisernen Hand, eine launische
Schleife, Zöllnern und Schmugglern als Schlinge, geht in das Inzlinger Tal hinab,
läßt das barocke Wasserschloß, das jahrhundertelang den Basler Ministerialien
Reich von Reichenstein gehörte, mit seinem Nepomuk sich im Wasser spiegeln,
erklimmt die nächste Höhe und strebt, fast immer durch die Hochwälder hin, dem
Rheine zu, läßt den frommen, sonnigen Hügel von St. Chrischona auf der Höhe
glänzen, erreicht den mittelmeerlichen Buchswald von Grenzach, schießt neben den
Reben, wo der berühmte Rote wächst, wieder zu Tale, quert Straße und Bahn und
gleitet wieder in den Rhein. Den Hornfelsen bei Grenzach, den Bruder des Felsens,
auf dem genau nördlich davon die Röttier Burg steht, läßt sie den Markgräflern
als den schönsten Aussichtspunkt auf Basel, »die glückselige Stadt, so den Rhin in
der Mitten hat!« Diese launische Grenze bringt viele Mühe und Pein mit sich, aber
das strömende Leben kann sie nicht hemmen und vermag nicht zu hindern, daß
die Menschen diesseits und jenseits stammlich verwandt sind, die gleiche Sprache
sprechen und die Schönheit ihrer Landschaft von Herzen genießen.

Zwischen den Menschen dieses Landes und denen der Stadt Basel bestanden
durch die Jahrhunderte hindurch freundnachbarliche Beziehungen: Basel war für
das rein bäuerliche Land nicht nur eine Stadt, sondern d i e Stadt: Dorthin brachten
sie die Erzeugnisse ihrer Gärten, Getreideäcker und Weinberge und von dort
bezogen sie die Dinge ihres täglichen Bedarfes. Die Stadt aber hatte durch ihr
Kapital mit Zinsen und Gefällen großen wirtschaftlichen Einfluß und zugleich ein
lebendiges Interesse am Blühen des Landes. Der Boden war fruchtbar, die Men-

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