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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 11
(PDF, 24 MB)
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See bot mir eine zu schmale Fläche zum Ausruhen. Hier ist der Blick vom Tüllinger
Berge aus über die gewaltige Ebene mit dem glitzernden Rhein von einer
melancholischen Poesie, die ich nur in den Rheinlanden kenne« Diese »melancholische
Poesie« hat dann Burckhardt bis ins hohe Alter immer wieder aufgesucht.

In den sechziger Jahren finden wir noch nicht allzuviele Briefstellen, die sich
auf das Markgräflerland beziehen, doch diese zeigen uns schon, welch innige Beziehung
er zu dem »Oberland« und seinen Reben besaß. So schreibt er am 10. Oktober
1863 an den Dichter Emmanuel Geibel: »Wir haben jetzt in Vorder-Alaman-
nien ganz paradiesisch schöne Tage mit warmen Regennächten dazwischen; der
Wein gerät höchst massenhaft und auch in der Qualität gut« 2). Und zwei Jahre
später preist er in einem Brief an Otto Ribbeck die Umgebung von Freiburg mit
folgenden Worten:

»Übrigens ists im Badischen Ländle schön! gestern, als ich diesen Brief liegen
ließ, fuhr ich nach Freiburg und ging den ganzen Nachmittag bis Sonnenuntergang
in der Umgegend herum und weidete mich an den durch den Herbstduft fern scheinenden
Bergen und der Sonnengluth in den Weinblättern, Platanen, Gartenhecken
etc. Der Münsterthurm im Sonnenuntergang, feurig roth und dunkelviolet, machte
mir wieder einen mytischen Eindruck wie vor 30 Jahren, da ich ihn zuerst sah« 3).

Im allgemeinen beschränkte Burckhardt seine Spaziergänge aber auf das Markgräflerland
und das Rheintal zwischen Grenzach und Säckingen. Dabei erlebt er
1867 bei einem Aufenthalt in Müllheim das von oben herabschauende Badenweiler
»wie eine entzückende Vision« 4). Für seinen Freund, den Oberamtmann Friedrich
von Preen, empfindet er ein Jahr später »herzliches Mitleid«, daß dieser in der
»reizlosen Umgebung Bruchsals« leben müsse, während er Oberalemannien, das
»in den letzten Tagen himmlisch schön war«, genießen dürfe5). In vielen seiner
Briefe hat Burckhardt seinen Freund Preen immer wieder an dessen Lörracher Zeit
erinnert und ihn gebeten, wieder einmal ins Oberland zu kommen. Dabei teilt er
ihm auch oft neue »Oberländer Themen« mit und berichtet ihm von seinen Bummeln
in »Vorder-Alamannien«. So heißt es in einem Brief vom 17. März 1872 an
Preen: »Eins muß man diesem Jahr 1872 bis jetzt nachreden: ein unverhofft schönes
Klima und eine Menge von guten Spaziersonntagen! Heute muß ich es auch
wieder profitieren; die Berge sind nahe, die Landschaft ungemein farbig und morgen
wird es regnen. Aus meinem Fenster heraus kann ich die Stettener Kirche mit
der Hand greifen.« Allerdings bedauert er dann im selben Brief auch, daß man um
Basel herum immer mehr mit Eisenbahnbauten umgarnt werde, »daß einem öde
und weh wird: Dämme, Durchstiche und ein ewiges Pfeifen und Heulen, das ist
unsere nahe Zukunft« 6).

Dennoch blieb Burckhardt aber trotz eines Rufes an die Universität Berlin
seiner Vaterstadt treu. Den Lehrstuhl für Geschichte hat dann an seiner Stelle
Heinrich von Treitschke bekommen, doch der vierundfünfzigjährige Basler Gelehrte
bedauerte seinen Verzicht auf eine weit größere Universität nicht, wie aus
einem Brief an Preen vom 3. Oktober 1872 hervorgeht: »Ferner, wie übel wäre
mir jetzt zumute, wenn ich mit meinen Habseligkeiten auf der Reise nach Berlin
wäre? Während ich jetzt die regenfreien Nachmittage zu stillen und beschaulichen
Ausflügen nach verschiedenen guten Wirtshäusern Oberalemanniens benutze« 7).

Manchmal genießt Burckhardt auf seinen Wanderungen auch die damals noch
nicht industrialisierte Hochrheinlandschaft, wobei er sich einmal »eines göttlichen
Abends in der Umgegend von Säckingen« entsinnt8). Im selben Brief an Preen
vom 29. Dezember 1873 bedauert er auch, daß das Oberland heuer etwas von
seinem Reiz eingebüßt habe, denn »selten mehr bekommt man hier und in den
Weindörfern einen ganz reinen und normalen Schoppen« 9).

Die Qualität des Weines beschäftigte natürlich den »badischen Hauptbummler«
stets ganz besonders, und so läßt sich auch einmal von dem mit ihm befreundeten
Lörracher Arzt Dr. Eduard Kaiser »mit tiefer Kenntnis der Dinge« explizieren,
warum trotz des schönen Wetters »kein eigentlicher edler Weinjahrgang zustande

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