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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 12
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kommen könne, indem der Blüehet zu ungleich gewesen und nicht gleichzeitig genug
hat geschehen können« 10).

Bei den Beschreibungen seiner Wanderungen überrascht uns immer wieder, wie
ausgedehnt diese zumeist gewesen sind. So hat Burckhardt etwa den schönen Herbst
von 1876 gut ausgenützt mit Bummeln »nach Säckingen zu, wie nach Kandern und
Müllheim zu« u). In einem Brief an Grüninger vom 27. Oktober 1976 beschreibt
er eine dieser Routen etwas genauer: »Da das Wetter trocken zu bleiben verspricht,
gedenke ich übermorgen etwa über Kandern als Mittagsstation nach Müllheim zu
gehen und mit dem Schnellzug von 6.50 wieder hier zu sein« lä). Fast ebenso erstaunlich
ist auch jene Wanderung vom Frühjahr 1877, von der er Preen berichtet:
»Gestern nachmittag bin ich über Lörrach, Waidhof, Degerfelden und Grenzach
heim, alles per pedes, woraus Sie ersehen, daß ich mir hie und da etwas zumute.
Lörrach lag in einer kleinstädtischen Stille im Sonnenschein, unvergleichlich« 13).

Im gleichen Brief erzählt er seinem Freund auch, daß er sich auf einem Bummel
in der Gegend von Schliengen eine »Lieler Existenz« ausgedacht habe: »Das Dürck-
heimsche Gut in Liel ist, was den Landbesitz betrifft, weitgrößten Teiles verkauft,
das Herrenhaus aber noch vielleicht um ein ganz geringes Geld zu haben. Seien
Sie sicher, ich kaufe es gewiß nicht, habe aber gleichwohl neulich beim Vorübergehen
mir eine Lieler Existenz für mich, meine Bücher und Sammlungen bis zur
cörichtesten Deutlichkeit ausmalen müssen« 14). Nur etwa sechs Wochen später bekennt
er, daß er wieder an Liel vorübergegangen sei: »Der Inhaber der dortigen
alten Bibliothek interessiert mich doch, selbst das Bild der Angelika Kaufmann
könnte immer noch eines von denjenigen sein, in welchen sie die genießbarste von
all der Künstlergeneration des schwächlichen Antikisierens ist. Allein ich ahne, daß
mir eine dortige Bekanntschaft wieder einen Teil meiner Freiheit kosten könnte,
und ich eile künftig noch schneller vorüber« 15).

Manchmal unternimmt Burckhardt bei schönem Wetter innerhalb weniger Tage
gleich mehrere Ausflüge: »Letzten Donnerstag mit Speiser in Oetligen und Lörrach
; — Samstag Nachmittag allein nach Rheinfelden; — Sonntag Nachmittag dito
nach Istein; Sie sehen, ich nütze noch die guten Zeiten und schönen Tage aus«,
schreibt er am 19. September 1877 an Grüninger 16).

Im Herbst 1878 ist Burckhardt wiederum sehr viel gewandert, denn am 8. Dezember
entschuldigt er sich bei Preen für die späte Beantwortung eines Briefes
damit, daß er »eine ganze Reihe von Sonntagen . . . rite im schönen Alemannien
von früh bis spät verbummelte« 17). Einen dieser Spaziergänge und was er dabei
erlebte schildert er Preen wie folgt: »Gestern nachmittag lief ich nach Istein und
retour. Es ist eben doch mit seiner heißen Bucht unser kleines Italien. Der Damm
ist jetzt fortgesetzt bis nahe an die Kandermündung. Über die gestern ganz wasserlose
Kander kam ich mit einem Sprung; die Gefahr begann erst auf der Matte
gegen Märt hin; da saß an einem Schutzbrett eines Kanals ein Mann mit einer
Hacke und setzte weit und breit das Feld unter Wasser; glücklicherweise war es,
wie ich beim Näherkommen bemerkte, der vortreffliche Beck von Haltingen, welcher
mir dann auf einem künstlich disponibel gehaltenen Pfade weiterhalf« 18).

Im Sommer 1879 verbringt Burckhardt einige Wochen bei kunstgeschichtlichen
Studien in London und sehnt sich dabei nach den Herbstbummeln im Markgräfler-
land. Der dortige Aufenthalt wird ihm überhaupt nur einigermaßen erträglich
durch die »aufleuchtenden Hoffnungen auf wenigstens einen Rest von Markgräfler,
der dieses Jahr noch zeitig werden könnte«. Und dann fährt er fort: »Das ist für
mich als badischen Hauptbummler, der ja allen Weindörfern entlang patrouilliert,
eine Lebensfrage. Denn wenn nichts gewachsen ist, fangen die Leute an zu mischein,
wie wir es in den 5 bösen Wein jähren nach 1850 schon einmal mit Schrecken erlebt
haben« 1S). Etwa zwei Wochen später ist sein Heimweh so groß geworden, daß er
seinen Londoner Aufenthalt am liebsten abkürzen möchte: »Ich habe schon rechtes
Heimweh«, schreibt er an Grüninger, »und begehre dringend meine Fremde abzukürzen
, ... ich sehne mich nach meinen Leuten, nach meinem Schreibtisch, nach

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