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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 22
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0024
Im Jahre 1844 erwähnt der damals 26jährige Burckhardt erstmals Grenzach
in folgender Briefstelle: »Gestern Abend spazierte ich mutterseelenallein nach
Deutschland, d. h. nach der badischen Grenze, wo nahe über dem Zollhaus einer
der letzten Ausläufer des Schwarzwaldes in Gestalt einer Felswand gegen den
Rhein abstürzt. Unten ringsherum auf tausendjährigem Felsenschutt wuchern und
wachsen die schönsten Reben, von steilen Pfaden durchkreuzt. Ach wie liebreich
streckten sie ihre Ranken nach mir aus. Ich war drauf und dran, Versehe zu
machen« 8ä). Fünf Jahre später hat Burckhardt dann in dem Gedichtzyklus »Aussichten
aus einem Fenster« die Reben am Horn humorvoll besungen:

Überm Rheine, bei den Reben
Regt sich's in der Mittagsstille
Aufwärts durch die steile Halde —
Kinder eine ganze Fülle.

Wie sie klettern durch die Hecken
Katzengleich auf scheuen Sohlen!
Denn die Traube schmeckt zwar immer,
Doch am besten nur gestohlen.

Knaben ziehn empor die Mädchen,
Bis die Halde ist erklommen;
Nun zum Plündern! helft einander,
Rasch, bevor die Winzer kommen!

Und es taucht der alte Rheingott
Lachend aus den grünen Tiefen;
Aus dem grünen Barte sieht man
Wasser wie Cascaden triefen:

»Wohl bekomm's, ihr lieben Kleinen!
's kommt die Zeit, ihr werdet sagen:
Wein taugt mehr als Trauben, — jetzo
Nur verderbt euch nicht den Magen!«

Aber erst in den siebziger Jahren wurde dann Grenzach zu Burckhardts bevorzugtem
Ausflugsort. Am 29. Juli 1875 schreibt er von Dresden an seinen Freund
Robert Grüninger: »A propos; in einem meiner Notizbücher steht bemerkt: ,1. August
1875 zu Grenzach im Ziel.' Da sollten wir uns also einfinden um irgend eine
Wette auszumachen, die ich nun gänzlich vergessen habe. Nicht unvergessen aber
ist der fidele Abend des 1. August 74, als wir im Vollmond heimgingen. Sollte ich
die Wette verloren haben, so wissen Sie, daß ich keinen Widerstand gegen die Buße
leiste« 66). Die Lieblingswirtschaft des inzwischen durch seine historischen und
kunsthistorischen Arbeiten berühmt gewordenen Professors wurde aber nicht das
»Ziel«, sondern die »Krone«, das heutige Haus Nr. 30 in der Hauptstraße. Dort
verbrachte er allein und mit seinen Freunden Robert Grüninger und Max Alioth
viele Stunden in geselligem Kreis.

Am 27. Februar 1876 erwähnt er in einem Brief an Preen zum erstenmal die
»Krone«: »Mein Hauptquartier in der Nähe ist übrigens seit etlichen Jahren die
»Krone« in Grenzach, wo ich beinahe wie zu Hause bin; es ist die häufigste Abend-
station meiner Sonntagsausflüge; findet man niemanden, so fährt man mit dem
letzten Zug heim. Die Verpflegung ist gerade gut genug; wäre sie etwas besser, so
käme das scheußliche Geschlecht der Gourmands, Ichthyophagen usw., und vertriebe
mich« 6T). Anläßlich des Todes der späteren Besitzerin Louise Schlupp im

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