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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 29
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0031
gien lebenden Großnichte von Bäbeli Richter, Frau Hanni Baumann. In ihrem
Besitz befinden sich heute auch noch 2 Bücher Burckhardts, die dieser Bäbeli geschenkt
hatte. Dabei handelt es sich um eine sehr alte historische Beschreibung
Basels und um seine Rubens-Biographie.

Burckhardt hat dann trotz der Absage von Frau Senn auf Drängen seiner Verwandten
eine eigene Haushaltung angefangen, nachdem man ihm versprochen
hatte, für »eine richtige Perpetua« (Haushälterin) zu sorgen 95). Diese wurde dann
auch gefunden und stammte ebenfalls von Grenzach, wie aus einem für diesen Ort
auch sonst sehr interessanten Brief an Preen vom 31. Dezember 1893 hervorgeht:
»Grenzach, der Heimatort meiner Perpetua, ist in vollem Fortschritt begriffen. Die
Wasserleitung ist jetzt zu einer Wasserversorgung in den meisten Häusern geworden
, und die Kirche soll glänzend erneuert worden sein. Marcus hat auf den reichen
Herbst hin zu den Altargefäßen ein silbernes Plateau gestiftet. Wenn Sie doch,
großer Herr und Freund, im Frühjahr wieder ins Oberland kämen, das wäre eine
Freude. Mich armen Alten träfen Sie, wenn ich noch am Leben bin, unfehlbar zu
Hause« 96).

Wie mir Dr. Max Burckhardt, der Herausgeber der Briefe Jacob Burckhardts,
mitteilte, handelte es sich bei dieser Haushälterin um eine Mina Fittig. Diese damals
etwa fünfundfünfzigjährige Frau hat Burckhardt während seiner letzten fünf
Lebensjahre so treu umsorgt, daß er ihr in seinem Testament für jedes der bei ihm
zugebrachten Jahre tausend Franken verschrieb, was damals eine recht stattliche
Summe ergab 97). Im Freundeskreis hat Burckhardt immer wieder ihre Kochkunst
gerühmt, und in einem Brief an Preen vom 26. Dezember 1892 führte er seine
wiedergewonnene »Kourage« auf seine neue Wohnung und die »Fürsorge und
Kochkunst der Perpetua« zurück 98).

In dem fast abgeschlossenen Grenzacher Orts- und Sippenbuch konnte über
diese Frau folgendes in Erfahrung gebracht werden: Wilhelmina Luisa Fittig wurde
am 9. Juli 1837 in Grenzach geboren. Ihre Eltern waren der Schneidermeister Johann
Friedrich Fittig und Anna Margaretha geb. Monhart aus Trillikon im Kanton
Zürich. In dem »Toten- und Beerdigungsbuch« von Grenzach ist Mina Fittig nicht
verzeichnet, so daß sie wohl nach dem Tode Burckhardts irgendwo anders eine
Stelle als Haushälterin angenommen hat und dann außerhalb Grenzachs verstorben
ist.

Mit dem in der obigen Briefstelle genannten Marcus, welcher der Kirche Altargefäße
und ein silbernes Plateau gestiftet hatte, ist natürlich wieder der Lörracher
Hirschenwirt Markus Pflüger gemeint. Dieser besaß in Grenzach ausgedehnte Rebbesitzungen
unterhalb des Hornfelsens, und nach seinem »Gasthaus zum Hirschen«
heißt noch heute jener Gemarkungsteil »Hirzenberg« (alemannisch Hirz = Hirsch).
Ihm verdankt es Grenzach auch, daß während seiner Abgeordnetentätigkeit in
Berlin der »Grenzacher Rote« im Deutschen Reichstag ausgeschenkt wurde.

In dem zuletzt genannten Brief vom 30./31. Dezember 1893 hatte Jacob Burckhardt
seinen Freund Preen wiederum gebeten, noch einmal ins Oberland zu kommen
, wo er ihn »unfehlbar zu Hause« träfe, denn sein Asthma erlaube ihm nur
noch, täglich gegen Mittag zur Lesegesellschaft zu gehen "). Etwa dreieinhalb Jahre
später, am 8. August 1897, ist Burckhardt dann im Alter von fast 80 Jahren in
Basel gestorben.

Mit ihm verschied eine der bedeutendsten Gestalten des 19. Jahrhunderts, die
man nach Heinrich Wölfflin gar nicht groß genug auffassen könne. Als Kunsthistoriker
hat Burckhardt mit seiner »Kultur der Renaissance in Italien« die Renaissance
im eigentlichen Sinne erst richtig entdeckt, und mit seiner »Griechischen Kulturgeschichte
« leitete er eine ganz neue, nachklassische Bewertung der Antike ein.
»Die Zeit Konstantin des Großen« und die »Weltgeschichtlichen Betrachtungen«
zeigen ihn als großen Historiker und Geschichtsphilosophen, der wiederum ganz
neue Wege der Betrachtung gewiesen hat. Als Kulturhistoriker warnte er immer
wieder vor der kommenden Entwicklung, und wie vor ihm Goethe und Niebuhr

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