Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 48
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0050
länder war die römische Landschaft durch die Schöpfungen Nicolas Poussins
(1593 94—1665) und Claude Lorrains (1600—1682) bekannt. Diese hatten die
italienische Natur zur klassischen Norm erhoben und in ihr zum Ausdruck gebracht
, was sie an ethischen und ästhetischen Werten in sich barg. Die Sehnsucht
des 18. Jahrhunderts nach Einfachheit und Ursprünglichkeit glaubte in Italien
Befriedigung zu finden« 4).

In Rom aber spielte die Landschaftsmalerei zu Birmanns Zeiten eine untergeordnete
Rolle. Er war ohne Frage erstaunt, feststellen zu müssen, daß auch hier
die Kunst, so wie er es vom heimatlichen Kunstbetrieb gewohnt war, zum fabrikmäßigen
Handwerk und zum Handelsobjekt herabgewürdigt wurde. Denn nicht
nur in der Schweiz, auch in Rom hatten die Künstler dem Verlangen der reiselustigen
Fremden nach Ansichten zur Erinnerung an die berühmten und vielbesuchten
örtlichkeiten nachzukommen. Stilbildend im Sinne der realistischen
Landschaftsauffassung waren die Anregungen, die er in Rom erhielt, für Bir-
mann nicht. Er wurde zum typischen Klassizisten, der sich anstelle des schöpferischen
Impulses von gedanklicher Berechnung leiten ließ. Er durchlebte eine Naturentfremdung
.

In Peter Birmanns Oeuvre lassen sich zwei Gruppen von Landschaftsdarstel-
iungen unterscheiden: die Phantasielandschaften, die er in Anlehnung an Claude
Lorrain komponierte, und die der klassizistischen Auffassung entsprechend vorwiegend
sepialavierten Prospektlandschaften. Dieser zweiten Gruppe vor allem
galt das Interesse von Birmanns Zeitgenossen. Bei der Darstellung der Sehenswürdigkeiten
von Rom und seiner Umgebung bediente er sich entweder der sachlich
-illustrativen Wiedergabe, ohne bildmäßige Abrundung, oder der idealisierenden
Vedute. Die klare Linie und die großzügig angelegte, weiträumige Komposition
waren die beiden wesentlichen Errungenschaften, die Birmann aus Italien 1790
nach Hause brachte. Unter einem erweiterten Blickpunkt begann er nun, mit eigenen
Augen die heimatliche Natur zu sehen und darzustellen. In den Bildern aus
der Umgebung Basels, zu denen auch die hier abgebildeten gehören, gab er meist
panoramahafte Landschaftsausschnitte mit beinah topographischer Genauigkeit
wieder. Eine Monumentalisierung und Idealisierung macht sich indessen auch in
diesen wirklichkeitsnahen Veduten bemerkbar.

Am 11. August 1793 wurde Peter Birmann ein Sohn geboren, dem er den Namen
Samuel gab 5). Sein zeichnerisches Talent, das sich schon früh in einer sicheren,
»graziösen« Hand manifestierte, veranlaßte den Vater, seinen Sohn für die künstlerische
Laufbahn zu bestimmen. Wie die übrigen Schüler kopierte Samuel während
seiner Lehre im väterlichen Betrieb nach holländischen und französischen Gemälden
. Die ersten erhaltenen Zeichnungen dieser Art stammen aus den Jahren 1805
bis 1807. Mit dem Jahr 1811 beginnen die Naturstudien im Wiesental, in der Basler
Bucht und in der Umgebung von Pratteln. Früh hatte er ein Auge für malerische
Winkel, die er in sorgfältigem Detailstudium festhielt. »Er war darin gründlicher
und empfand viel wahrer als der Vater; schon in den ersten Landschaftsstudien
tritt bei ihm ein viel innigeres Verhältnis zur Natur zutage. Birmann
arbeitete mit pedantischer Gründlichkeit, notierte bei jeder Skizze Ort und Zeit,
Stand der Sonne und Beleuchtung . . ., die vom Vater mit Vorliebe verwendete
Sepiatechnik verfeinert sich, wenn der Sohn sie gebraucht«, sagt Paul Ganz 6).

Seine erste größere Künstlerwanderung machte Samuel Birmann im Sommer
1813 in den Jura, wo er während drei Monaten vorwiegend Natursehenswürdigkeiten
zeichnete und malte. Im August des folgenden Jahres zog er mit seinen
Skizzenbüchern durchs Bündnerland hinunter an die italienischen Seen. Im November
1815 traf der 22jährige in Rom ein, das er aus den Zeichnungen seines
Vaters kannte, und wo er vermutlich die führenden deutschen Künstler kennenlernte
. Sein Lehrmeister war der Holländer Martin Verstappen. Ganz besonders
war Birmann von der südländischen Vegetation beeindruckt. Draußen in der
Campagna, in den Gärten der Hadrians-Villa, in Frascati und im Park von

48


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0050