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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 61
(PDF, 24 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0063
waren. Nur in Grötzingen, in der Nähe von Durlach, war ein altes Gehöft verschont
geblieben. Der Hof übersiedelte zuerst nach Pforzheim und später nach
Durlach in die Karlsburg.

Der Ryswyker Friede dauerte nicht lange; schon 1701 wurde er gebrochen.
Diese für sein Land gefahrvolle Entwicklung ließ den Markgrafen den schon
wenige Wochen nach dem Brand begonnenen Wiederaufbau seines Basler Refu-
giums beschleunigen. An der Stelle des abgebrannten Gebäudekomplexes entstand
nach einem im Handbuch »Cours d'Architecture« des Franzosen A. C. Daviler
(Paris 1691) veröffentlichten Entwurf unter der Leitung des Bauunternehmers
Auge von Hüningen ein großes, einheitliches Palais Dabei wurden die Baumaterialien
zum größten Teil aus der Markgrafschaft herbeigeführt, und auch die
Aufträge für die Türen und Fenster sowie die dazu erforderlichen Beschläge wurden
Schreinern und Schlossern im Markgrafenland vergeben.

Dem Hüninger Ingenieur de Risse wurde seit 1699 der Basler Joh. Rud. Faesch,
der in dieser Stellung den Titel eines markgräflichen Badischen Hofrats erwarb,
als Inspektor zur Seite gestellt. Aus unbekannten Gründen wurde Auge 1701 entlassen
und an seiner Statt der Schwager des Bauinspektors Faesch, der Basler Hofmaler
und Ratsherr Joh. Rud. Huber, ernannt. Erst 1705 war die dem Hüninger
Entrepreneur Amond Jourdan anvertraute Innenausstattung soweit gediehen, daß
die Räumlichkeiten von der markgräflichen Familie bezogen werden konnten.

Unter Friedrich VII. Magnus' Sohn Carl Wilhelm (1679—1738), der als Markgraf
der Gründer der neuen Residenzstadt Karlsruhe wurde und der auch während
der ruhigen Jahre zu Beginn seiner 1709 einsetzenden Regierungszeit wiederholt
mit einem zahlreichen und glänzenden Gefolge in Basel weilte — 1720 auch mit
drei Kutschen Weibervolk, welches sich offenbar sehr skandalös benahm 19) —.
diente der Markgräfler Hof Angehörigen verwandter oder befreundeter Fürstenhäuser
auf ihren Durchreisen als Absteigequartier. Für längere Zeit kam Markgraf
Carl Wilhelm erst gegen Ende seines Lebens nach Basel, als ihn der 1732 ausgebrochene
polnische Thronfolgekrieg, in den auch die Länder am Oberrhein hineingerissen
wurden, aus Karlsruhe vertrieb. 1736 ging er daran, durch Kauf der
angrenzenden Häuser und Liegenschaften die Basler Residenz zu erweitern und
seinen Plan, dieser eine großzügige französische Gartenanlage beizufügen, zu verwirklichen
. Wie sehr dem Fürsten an diesem Unternehmen gelegen war, zeigt sein
an den Rat der Stadt eingereichtes Gesuch um Bewilligung der erwähnten Käufe:
»Von hochlöblichen Stand Basel und dessen Vorstehern ist Uns seit Unserem der-
mahligen allhiesigen Auffenthalt so viel angenehmes wiederfahren, daß Wir Unß
gäntzlichen entschlossen, auch bey künfftigen Friedenszeiten abwechßlungsweiße
allhier zu seyn und diese hochschätzbare nachbarliche Harmonie selbst gegenwärtig
zu cultiviren. Gleichwie aber einestheils der Platz Unseres Haußes vor Unß, Unsere
Familie und Hoffstaats Beamter maßen allzu enge eingeschrencket ist, andern-
theils aber solches wegen denen daranstoßenden Scheuren und Stallungen der beständigen
Feuresgefahr exponieret bleibet: so haben wir Unß entschlossen, Unßer
Hollsteinisches Hauß gegen dem Ortmännischen Hauß und die daran stoßende
Stallungen und Scheuren zu vertauschen und Unß derentwillen mit denen Poßeßo-
ribus und deren Erben in Tractaten einzulassen« 20). Und im Gesuch für die Kaufbewilligung
des Melkerischen Gutes heißt es: »Bekanntermaßen bestehet dermahlen
Unser einiges Plaisir in der Garten- und Blumencultur, und weilen hierzu noch
ein mehrer Platz, als Wir bereits besitzen, erfordert wird, so haben wir die Herren
hiermit dienstfreundlich ersuchen wollen, dero Burgern Herrn Johann Matern
Melcker die ohnverfängliche Erlaubnis zu ertheilen, seinen an Unß anstoßenden
Garten und darzu gehörige Gebäude an Unß zu verkauften.« Für beide Liegenschaften
verpflichtete sich der Markgraf ausdrücklich, die auf ihnen ruhenden bürgerlichen
Lasten mit zu übernehmen äI).

Im selben Jahr 1736 begann Carl Wilhelm nach Westen hin das Palais durch
einen Archivbau, das spätere sog. Prinzenhaus, zu erweitern. Auf der Federzeich-

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