http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0078
Neuenweg und Beleben
(Aufn. Franz Schmidle, Bollschweil)
Aus dem Großen und Kleinen Wiesental:
»Gut Holz« nach Basel
Von Gudrun Welsch-Weis
Vor 215 Jahren kannte man im Wiesental keine Ölkrise, man nannte die Sache
kurzentschlossen »Holzklemme«. Man wußte um keinen arabischen Ölscheich,
man hatte für den Energienotstand im lokalen Bereich als greifbaren Sündenbock
den knorrigen Wälderbauer, der auf den Höhen rund um Schopfheim und in den
Tälern der Großen und Kleinen Wiese seinem schweren Tagwerk nachging und
den Forst lichtete.
Holz war in den vergangenen Zeiten das gewichtigste Zahlungsmittel der Bewohner
des Waldlandes, Angebot und Nachfrage regelten gleich heute den Preis.
Mancher ausgewachsene, rechtschaffene Mann vom Schlag der »Wälder« konnte in
jener Zeit trotz Schulbesuch kaum seinen eigenen Namen schreiben, ersetzte die
notwendige Unterschrift mit drei Kreuzen, war des Lesens unkundig und bezeichnete
sich als »einfältiger Bauersmann«, für die unterschiedlichen Holzpreise und
die Erkenntnis »z Basel zahle sie besser« scheinen indessen unsere Vorväter keinen
Lehrmeister benötigt zu haben, »das Rechnen nach der Art der Bauern« konnten
sie aus dem Stegreif. So entschwand jahrein, jahraus »gar manch Fährtlein Holz
außer Lands«, für das Wort Export benötigte man keine Schreibkünste, Export
betrieb man tätig.
Langsam, aber sicher rächte sich Vater Wald im altbadischen Grenzraum an seinem
Bewohner, er wurde dünner. Einerseits zehrte die stetig wachsende Bevölkerungszunahme
an seinem Bestand, andererseits nahm ihm die Erschließung neuer
Erwerbsquellen einen Teil seiner astreichen Kinder, mit dem zunehmenden Holz-
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