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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 77
(PDF, 24 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0079
Hunger Basels schwanden die letzten Reserven. Die Nachfrage blieb, das knappe
Angebot zog steigende Holzpreise mit sich, Basel war zahlungskräftig.

Im eigenen Lande unterdessen wurde der Brennstoffmangel zur Existenzfrage.
Die Forstmeister donnerten, stießen lange Jahre auf taube Ohren, verhängten
hohe Forststrafen, schrieben sich die Finger an den Landesvater wund, doch erst
die Zeit gab die notwendige Einsicht.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts reduzierte man allerorts in den Communen
den jährlichen »Bürgernutzen« (auch »Gabholz« genannt) auf ein Minimum, der
Holzhandel mit Basel schlief trotzdem nicht ein. Die grollende Entschuldigung:
»Wir haben nicht nur Holzklemm-, wir haben auch Geldklemmzeiten« traf 1757
kein gewitzter Vogt eines Walddorfes, sondern der wohllöbliche Rat der Stadt
zwischen den Wäldern im Talkessel der Wiese: Schopf heim hatte, wenn man Forstmeister
von Stetten glauben darf, »seit Jahren eine sehr schlechte Haushaltung in
den Wäldern, versilbert seine Scheiter außer Landes, schneidet das abgeschnittene
Bauholz zu Segware, führt es nach Basel und könnte es doch selber so nötig gebrauchen
für den schlechten Zustand seiner Häuser«. Die Stadtväter jedoch ließen
sich weder Vorschriften noch Vorhaltungen machen, sie konterten: »Mir sorge für
d Bürger, nit s Forschtamt.« Als ihnen 1756 der Forstmeister 96 Eichen zum Fällen
auszeichnete, haben sich lt. Akten »Statthalter und Rat nicht entblödet, 36 weitere
Eichen umzuhauen«. Knurrend und murrend zahlten sie für ihr Vergehen auf dem
nächsten Frevelgerichtstag 10 Reichstaler Strafe, der Eichwald wuchs trotz Bußgeld
nicht schneller.

Der Schopfheimer erquicklichster Anblick war in den folgenden Jahren der
Forstmeister von hinten. Dieser wußte darum und berichtete dem Markgrafen:
»Schopfheim möchte nur das Forstamt ausschalten und mit seinem Wald verfahren
wie es will.« Tatsächlich war der Ruf des Schopfheimer Rats: »Mir wän keini
neue Mödeli, mir wän unsi alti Waldordnig bhalte« auch in Karlsruhe unüber-
hörbar. Herr von Stetten hingegen gab ein anderes Bild: »Schopfheim hat kein
Buchenholz mehr, nur noch Eichholz, wenn sie so weitermachen, haben sie in
wenigen Jahren auch keinen Eichwald mehr und müssen das Brennholz kaufen.«

Landvogt von Wallbrunn, der sich nur ungern in Forstsachen einmischte, ritt
im April 1759 auf Geheiß Karl Friedrichs durch Schopfheims Waldungen und
hielt schriftlich fest: »Wir haben uns nach meinem Vorschlag gütlich geeinigt. Die
Stadt gibt angesichts der Holzklemme jedem Bürger nur noch 1 Klafter Brennholz
, die Armen dürfen wöchentlich einmal Holz lesen. Der Statthalter von
Schopfheim hat mir fest in die Hand versprochen, kein Holz mehr außer Lands
zu bringen, das Bauholz, das anfällt, sollen die Schopfheimer mit den Nachbarn,
die jedes Jahr viele Wägen voll Brennholz nach Basel führen, vertauschen.« Für
wie lange der Handschlag des Statthalters Gültigkeit behielt, entzieht sich der
Kenntnis des Schreibers.

So hart die gefährdete und verteuerte mollige Ofenwärme gleich Schopfheim
die Bewohner des Oberlandes ankam, »Holzschitli, Rugeli und Wellebengel« waren
nur der Beginn der schwelenden Krise.

Handwerk und Gewerbe hatten weitaus größere Sorgen. Im Frühling 1762
und Oktober 1763 meldeten sich die Zunftmeister des Schopfheimer Viertels der
Huf-, Rinken-, Ketten- und Nagelschmiede beim Markgrafen und trugen vor:
»Uns, die Schmiede, treibt die höchste Not, Durchlaucht anzuflehen, daß der Holzverkauf
außer Lands eingeschränkt werde, wir können unsern Kohl nur gar
sauer bekommen.« Mit »Kohl« allerdings meinten die Meister von Amboß und
Hammer weder herbkräftigen Rosen- noch zartschmeckenden Blumenkohl, »Kohl«
war in jener Zeit die mundfaule Bezeichnung für Holzkohle.

Bis ungefähr in die Jahre 1750/1755 rauchten noch im Großen und Kleinen
Wiesental vom Monat März bis zum Einbruch der dunklen Wintertage die Kohlenmeiler
. Der bläuliche Rauch, der aus den Wäldern aufstieg, kündete vom Werken
und Wirken der naturverbundenen Kohlenbrenner, die in mühseliger Arbeit das

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