Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 81
(PDF, 24 MB)
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werde«. Die Forstbeamten, die schließlich ihre Pappenheimer kannten, meinten:
»Wenn die Untertanen den Befehl bekommen, den dritten Teil zu verkohlen, dann
sind sie imstande und verkaufen die Kohle wieder nach Basel, wie schon geschehen


Pfarrer Zandt als Holzhändler

In jenen exportfreudigen Tagen amtierte in Tegernau ein wackerer Seelsorger,
er hieß Johann Christoph Ernst Zandt und war ein Sohn des Spezialis von Schopfheim
. Bis einschließlich 1758 bewohnte er das Pfarrhaus in Tüllingen und sehnte
sich nach größeren Aufgaben plus höherem Einkommen. Mit seiner Frau Schwiegermutter
scheint er auf gutem Fuß gestanden zu haben, denn die verwitwete
Pfarrfrau setzte sich für ihren Eidam energisch ein und schrieb dem Markgrafen,
man möge doch endlich ihrem Schwiegersohn eine bessere Pfarrstelle geben, am
besten Tannenkirch, »da er sie zu unterstützen versprochen habe«. Höheren Ortes
disponierte man anders, man gab dem Amtsbruder in Tegernau die Pfarrei Tannenkirch
und setzte den »Zandten« in die Waldmetropole.

Da saß er nun mit seinen 17 Filialen, stieg bergauf und bergab, erteilte den
notwendigen priesterlichen Segen, wetterte über die störrischen Waldkinder, vollzog
die kirchlichen Handlungen in der Mutterkirche, hatte ein jährliches Gesamteinkommen
von 801 Gulden, legte abends sein müdes Haupt in »dem alten,
verlotterten Pfarrhaus« zur Ruhe, von dem er schrieb, »man könne unter freiem
Himmel schlafen, der Schutz wäre derselbe«, stellte aus Platzmangel seine halbe
Bibliothek auf die »Bühne« und »gab sie den Mäusen preis« (die werden sich gefreut
haben!) und gedachte hin und wieder liebevoll seiner Schwiegermutter, die
den Stein Tegernau ins Rollen brachte.

Gar viele irdischen Sorgen drückten den geistlichen Herrn, höchst weltlich
setzte er sich mit ihnen auseinander. Zunächst maß er mit dem Zimmermeister
Hans Dörflinger von Tegernau seine dunkle, baufällige Pfarrwohnung aus (die
man guten Gewissens als Bruchbude bezeichnen konnte), schickte die Maße nach
Schuh-Länge und Zoll-Breite dem Herrn und Gebieter in Karlsruhe, mahnte,
klagte und schimpfte über »den ohnmöglichen Zustand«, war der treibende Keil
zum Neubau des heute noch stehenden Pfarrhauses zu Tegernau und bezog es als
erster in der Reihe der Kirchherren im Frühherbst 1764. — Mit dem Vogt Haugen
(Johannes Hug) teilte er gemeinsam den vogtseigenen Hausbrunnen, geriet »wegen
dem Bronnwasser« mit ihm in die Haare, nahm eine Wünschelrute, suchte sich
eine eigene Quelle, ließ sie um 60 Gulden in ein Leitungsrohr fassen und gab dem
nachbarlichen Schuhmacher Fritz Benz die Hälfte des Wassers ab. — Um das
Futter der pfarrherrlichen Rindviecher, die sich in ihren Mahlzeiten durch den
Aufbau des neuen und Abbruch des alten Pfarrhauses beeinträchtigt fühlten, »die-
weilen die Pfarrmatten gänzlich mitgenommen«, stritt er beharrlich, rechnete
exakt den Verlust aus, wollte ersatzweise Bargeld, machte Eingabe um Eingabe
und bekam schließlich sein Recht. — Dem auf einem »gähen Berg liegenden Filialort
Demberg« gab er auf die Klage, »der Herr Pfarrer würde die Verstorbenen durch
den Schulmeister vergraben lassen und erst am Sonntag darauf in Tegernau die Leichenpredigt
halten«, zur Antwort: »Auch ein Pfarrer will sich nicht vor seiner Zeit
zu Tode arbeiten«, berief sich auf seine Amtspflichten lt. Competenzbuch, wurde
von Karlsruhe ernstlich gerügt, schluckte die Zurechtweisung: »Das Gewissen des
Pfarrers ist entscheidend und nicht das förmliche Recht« und gedachte mit Grausen
an seine 15 000 Pfund Schulden, für die er nichts konnte.

Bis dato nicht entwirrte Fäden privatrechtlicher Art, die den Pfarrer von
Tegernau mit der Gretherschen Familie in Schopfheim verknüpften, verniedlichen
nicht den Schuldenberg, über den Zandt verzweifelt schrieb: »Ich habe durch das
Grethersche Falliment über 15 000 Pfund Schulden, davon das meiste in Basel«,
an anderer Stelle: »Nicolaus Grether von Ehnerfahrnau ist in einen mitleidens-

sl


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