Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 88
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0090
Hermann Sdmeider

wir im Folgenden auf eine Trennung seiner Dialekt-Schriften und -Bücher und der
andern. Wer seine „Basler"-Geschichten oder die Kreuzgang-Spiele hört und dabei
nur Geschichten vom und um den Münsterplatz hört, ohne die tieferen Töne des
Jenseitigen mitzuhören, der hat, gleichviel ob „Baseldütsch" oder Hochdeutsch
noch nicht gehört und gespürt, daß zwar alle eigentlich ganz normal anfangen,
aber alle etwas Unerwartetes, Unheimliches in sich haben, „wo macht, aß me afot
driber nochzdängge und zletztschtemänd nimme weiß, wo d'Wohret uffheert und
was es äne an dem, wo wir fir Wohret aluege, iberhaupt no git. 's sin keine
historische Gschichte, si spile in unsrer Zyt, gester, hite . . . und verzaubere uf ihri
Art unseri Stadt: e mängge gseht si nej." (so weit der Tex auf der Rückseite des
Buch-Einbands!)

Bleiben wir zuerst und zunächst einmal ein wenig bei diesen „Gschichte"!
Bald werden wir miteinander hören und erkennen, daß es in der ganzen alemannischen
Prosa-Dichtung kaum etwas Eigeneres und Schöneres gibt als diese so
schlicht aber wahrhaft klassisch erzählten Basler Geschichten, die in Wahrheit so
abgründig tief sind wie zum Beispiel die erschütternde „Rhygass-Ballade"! Das ist
gar keine Ballade im herkömmlichen Sinn! Sie beginnt wie eine ganz „gewöhnliche
" Geschichte „vom Fährima", einer typisch baslerischen Gestalt in einer „Beiz",
einer kleinen Kneipe „Zum Weidlig" und ist nichts anderes und nicht weniger als
eine „Totentanz-Dichtung", die zu Basel gehört wie die mittelalterlichen „Helge"
und wie Holbeins meisterliche Holzschnitte zu Basel gehören! Freilich ist dieser
„Totentanz" Schneiders ebenso getarnt wie das Hebeische „Faust"-Gedicht! Doch
der mythische Ton ist auch darin unüberhörbar! Allzu hart und drohend klingt das
bengelnde Dröhnen der Totenglocke der Rheinfähre übers Wasser! Auch wo der
Dichter andere, vertrautere Töne anschlägt in der eigenartigen Geschichtensammlung
der „Goldige Stadt" ist der tiefere Unterton nicht zu überhören! Da führt
er uns kreuz und quer durch Vergangenheit und Gegenwart: von der „Flucht uf
Egypte", „D'Schlacht by Sankt Jakob" ans „Geisterbänkli" und wieder über die
Geschichte vom „Zauberzwigg" ins Wunderland seiner Kindheit in der „goldige
Stadt", wo alles aus Gold ist. Er vermag alles und jedes tagtäglich Sichtbare zu
verzaubern und unseren Augen zu entrücken wie auch in seinem Beitrag „Verzauberte
Landschaft" (in einer Sammlung von 7 Basler Dichtern). Hier sinds die

88


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0090