Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
36.1974, Heft 1/2.1974
Seite: 116
(PDF, 24 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0118
Der Besuch des Dichters beim Rechtsanwalt Euler in Lörrach
und seine Begegnung mit dem Markgraflerland

„Auf seinen Wanderfahrten kam Hoff mann von Fallersleben im September
1843 ins badische Oberland, um das Wiesental und seine Mundart näher kennen
zu lernen. Uber Straßburg und Basel reiste er von Mannheim nach Lörrach, wo
er am Sonntag, 10. September, ankam. In seinen Lebenserinnerungen schreibt er:
„Es war gerade Sonntag, als ich bei heiterem Wetter durch die schöne Gegend
fuhr. Überall begrüßten mich freundliche Gesichter. Um Mittag besuchte ich den
jüngeren Grether. Ich traf ihn in seiner Küche beim Kugelgießen. „Nun", sagte ich,
„es geht hier wohl recht kriegerisch her?" — „Ja", erwiderte er, „es ist heute
Schützenfest in Schopfheim. Fahren Sie mit!" Ich bin sofort bereit, und wir
fahren im Einspänner hinüber. Wir kommen kurz vor einem Gewitter an. Wir
kehren in den „Pflug" ein und gehen dann sofort zum Ball der Schützengesellschaft
im „Engel". Grethers Schwager, der Bürgermeister Gottschalk, begrüßte mich herzlich
wie einen alten Freund. Es geht recht lustig her. Die Bergmusikanten von
Kandern spielen auf, und die Schopfheimer Maidli im schwarzen Kopfputz mit
langen Zöpfen lassen keinen Tanz vorübergehen. Um 12 Uhr setzt sich alles zu
Tisch. Gottschalk hält eine Rede in der heimischen Mundart und bringt ein Hoch
auf mich aus. Alles stimmt jubelnd ein."

Am folgenden Tag ging es zum neuen Schießhaus, wo 6 Scheiben aufgestellt
waren. Es wurde mit Stutzen geschossen, 200 Schritt weit aus freier Hand. Auf
eine Aufforderung, sein Heil zu versuchen, dankte der Dichter, weil er sich nicht
sicher genug fühlte. Abends fuhren sie wieder im Mondschein nach Lörrach zurück.

Am dritten Tag lernte von Fallersleben den Rechtsanwalt Euler kennen, einen
„lieben, gemütlichen Menschen". Dieser kannte die Mundart seiner Heimat genau
und hatte auch darin gedichtet. Er lud Hoffmann von Fallersleben ein, bei ihm
zu wohnen, und gab ihm Auskunft über die Bedeutung der Wörter, die Aussprache
und Formenlehre der alemannischen Mundart. In seinen Lebenserinnerungen
berichtet er weiter über seinen Aufenthalt: „Er widmete mir seine ganze Zeit,
und damit die Erinnerung an seine Heimat eine nachhaltig angenehme werden
möchte, so führte er mich in die Umgegend, auf die Berge und in die Orte, welche
schöne Aussichten gewährten. Eines Abends war ich mit ihm auf dem Röttier
Schlosse. Die Aussicht war prachtvoll: in der Ferne die Gletscher im rosigen
Scheine der Abendsonne, das erste Alpenglühen, welches ich sah. Die anderen
Abende waren wir in Tüllingen, Weil und Stetten. Durch ihn lernte ich auch den
Kirchenrat Hitzig kennen, einen liebenswürdigen alten Herrn, der mir viel von
Hebel zu erzählen wußte, mit dem er sehr befreundet gewesen war."

Am 18. September 1843 verließ der Dichter Lörrach tiefbefriedigt von den
dort empfangenen Eindrücken. Euler begleitete ihn bis nach Efringen und widmete
ihm dort zum Abschied folgendes mundartliches Gedicht, das ähnlich wie das
Deutschlandlied von der festen Hoffnung auf eine bessere deutsche Zukunft beseelt
ist:

Der Hoffma fehlt, doch d' Hoffnig nit,

daß uf der Dütschen Erde

so mengs, was no im Arge lit

nitno cha besser werde.

Drum sagi: Hoffma hoff, es cha

nit allewil so blibe,

es seig di Trost, du guete Ma,

di Werk wird Früchte tribe."

(Von Dr. W. Schoof; 1962)

116


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-01-02/0118