Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0009
A. Allgemeine Voraussetzungen für die Töpferei

in Kandern

Kandern, eine kleine Stadt am Rande des Südschwarzwaldes gelegen, gilt als
der bekannteste Hafnerort Südwestdeutschlands.1) Neben den zahlreichen kleineren
Orten des Markgräflerlandes, in denen das Hafnerhandwerk betrieben wurde,
nahm Kandern seit Jahrhunderten eine Vorrangstellung ein. Im Zunftbuch der
Hafnerzunft, das in Kandern von 1732—1862 geführt wurde, werden neben
Kandern folgende Orte, in denen Hafner arbeiteten, genannt:2) Höllstein, Weitlingen
(Wittlingen), Steinen, Kirchen, Hauingen, Lörrach, Schopfheim, Binzen.3)

Durch eine überregionale zunftartige Gemeinschaft der „gesell- oder bruder-
schaft zwischen Strassburg, Basel und den beiden bürgen (Gebirgen)" bestand auf
Grund des Wanderzwanges ein reger Austausch durch wandernde Gesellen und
Verkauf von Waren im gesamten Gebiet zwischen Basel und Breisach.4) Bereits
1419 soll diese Bruderschaft bestanden haben, 1604 wurde sie in der Zunftordnung
von Markgraf Georg Friedrich für die Markgrafschaft genannt und 1622 von
Kaiser Ferdinand auch für die vorderösterreichischen Lande bestätigt.5) Kandern
entwickelte sich dank dieser dem Handwerk zugesicherten Freizügigkeit rasch zu
einem Mittelpunkt des Hafnerhandwerks. Gesellen und Meister aus Hessen, der
Pfalz, Württemberg, dem nördlichen Schwarzwald, dem Elsaß, Bayern und der
Schweiz, siedelten sich in Kandern an. 8)

Der erste in Kandern bekannte Hafner, Hanns Küny, ist 1599 im Kirchenbuch
der evangelischen Kirche Kandern erwähnt, der letzte Hafner, Karl Blum,
starb 1965.7) Mit seinem Tode wurde die letzte der alten Hafnerwerkstätten
geschlossen.

Zu Ende des 19. Jahrhunderts bahnte sich in Kandern die Wendung zu einem
bis heute bedeutenden Kunsthandwerk an. Professor Laeuger, dessen keramische
Arbeiten bahnbrechend für die Kunsttöpferei um die Jahrhundertwende waren,
begann seine keramische Tätigkeit in Kanderns Hafnerwerkstätten. 8) 1895—1913
leitete er die keramische Abteilung der Tonwerke Kandern. Professor Bampi,
neben Max Laeuger einer der bekanntesten deutschen Kunstkeramiker, machte sich
1927 in Kandern ansässig. Sein Schüler Horst Kerstan übernahm nach seinem
Tode seine Werkstatt. Außer ihm führen noch drei andere Kunstkeramiker heute
das traditionelle Handwerk einer modernen Entwicklung angemessen fort. 9) Es
sind Hermann Hakenjos, Verena und Hermann Messerschmidt.

Wie konnte sich gerade in Kandern vor allen Orten des Markgräflerlandes
das Hafnerhandwerk so besonders gut entwickeln? Die Voraussetzungen waren
denkbar günstig. Zunächst bieten die zahlreichen ergiebigen Tongruben in der
nächsten Umgebung des Ortes eine gute Grundlage für dieses Handwerk.10)

Zwei Tonsorten werden hauptsächlich in Kandern gegraben: 1. Ein guter
Kieselton, mit großem Anteil an Quarz und Feldspat, fein geschlämmt. Er entstammt
tertiären Lagern und kommt in großen Mengen direkt unter dem Humusboden
in den Weißerdengruben am Heuberg vor. n) 2. Ein weiteres gutes Tonmaterial
ist ein rotbrennender und lehmiger Töpferton, der auch hohen Brenntemperaturen
(bis 1040°) standhält. Er findet sich in den privaten Gruben der
Töpfer, die ihn nach Bedarf selbst förderten. ")

139


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0009