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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0039
kleine Tongrube auf den Feldern vor dem Ort. Neben diesen privaten Gruben
gab es noch eine allen Hafnern gemeinsame Tongrube am Heuberg 1M) Ähnlich
wie noch zu Anfang des Jahrhunderts im Elsaß, im Hagenauer Forst, die Hafner
von Betschdorf sich 6 Wochen lang im Jahr zusammengefunden hatten, um
gemeinsam einen Vorrat an Ton zu graben, wurde es hier in Kandern gehandhabt.
Der bereits zitierte Vertrag von 1839 über die Benutzung der Weißerdengrube
am Heuberg berichtet darüber. Diese gemeinschaftliche Arbeit war sehr viel
rationeller als das mühsame Graben kleiner Vorräte jeweils zum eigenen Bedarf.

Es war eine langwierige und schwere Arbeit, da es noch keine Maschinen gab,
die die Erde ausgebrochen hätten. Der Ton liegt unmittelbar unter dem Humusboden
, selten tiefer als 2,50 Meter und wird mit der Hacke herausgeschlagen.

In Kandern gibt es zwei Arten von Tonerden. Die feuerfeste Weißerde, ein
guter Kieselton. Sie wurde hauptsächlich am Heuberg gegraben in der bereits erwähnten
Gemeinschaftsgrube. Dieses Material jedoch wurde und wird hauptsächlich
von den Kanderner Tonwerken zur Herstellung von feuerfesten Steinen verwendet
. 105) Die Hafner hatten wenig Anteil daran und mischten nur geringe
Mengen unter ihren üblichen Arbeitston. Dies war ein lehmiger Ton von mäßigem
Kalk- und Eisengehalt. 106) Die Naturfarbe ist grau bis grauschwarz, nach dem
Brennen ziegelrot. Das Material kann bis 1050 : gebrannt werden und ist gut zu
bearbeiten. Uberall auftretende Verunreinigungen bedingen hauptsächlich die Verwertung
für einfache Töpferware und eine langwierige Zubereitung des Tons.

Nachdem sich der Hafner einen größeren Vorrat an Erde gegraben hatte,
wurde dieser in Halden aufgeschüttet und mehrere Monate lang der Witterung
ausgesetzt. Wird die Erde gegraben, so bezeichnet man sie als „bruchfeucht".
Da sie in diesem Stadium, zumal wenn sie fett ist wie in Kandern, kein Wasser
mehr annimmt, setzt man sie Luft und Sonne aus, damit sie „lufttrocken" und
wieder aufnahmefähig für Wasser wird. Dies ist wichtig für das folgende „Einsumpfen
" und „Schlämmen".

Je nach Bedarf hielt sich der Hafner von dem luftgetrockneten Vorrat einen
Teil in einem zur Aufbereitung vorgesehenen Raum, der von der Werkstatt getrennt
war. Hier wurde der Ton zu einem Haufen aufgeschüttet, danach mit den
Füßen auseinandergetreten und von den groben Verunreinigungen befreit.

Nun begann erst die Aufbereitung der Arbeitsmasse mit dem „Schlämmen".
Dazu ließ man ein wenig Erde in einem Behälter mit viel Wasser zerfallen. Diesen
Vorgang nennt man das „Einsumpfen". War die Erde im Wasser zerfallen, rührte
man sie mit dem „Rührscheit" zu einer dünnen trüben Brühe auf. Diese ließ man
einige Zeit stehen. Währenddessen sanken alle Steinchen und sonstigen schweren
Einmengungen auf den Boden ab und bildeten den „Bodensatz". Die leichten
Bestandteile, Holzstückchen etc. schwammen oben auf. Nur die trübe Brühe zwischen
dem Bodensatz und dem oben schwimmenden Schaum war zu gebrauchen.
Man goß die Brühe noch bevor sich die feineren Erdteilchen setzen konnten, durch
ein Sieb, das die schwimmenden Verunreinigungen auffing und stellte sie in einem
zweiten wasserdurchlässigen Behälter ab. Der Bodensatz wurde fortgeworfen. Um
außerdem noch den Malschlicker zu gewinnen, wurde der ganze Arbeitsvorgang
wiederholt. Diesmal setzte sich der normale Arbeitston auf den Grund und die
feineren Tonbestandteile wurden abgeschüttet und zur Seite gestellt. Das so
gewonnene sehr feine Tonmaterial wurde nachher mit Wasser versetzt als Malschlicker
verwendet.

Der so gewonnene eingedickte Ton wurde in großen unglasierten Schüsseln
getrocknet und danach eine gewisse Zeit im Keller gelagert und mit feuchten
Tüchern bedeckt, damit das Material geschmeidig blieb. Bevor der Ton jedoch
auf die Scheibe kam, mußte er noch weiteren Prozeduren ausgesetzt werden. Im
hinteren Teil der Werkstatt wurde ein großer Klumpen Ton auf einen dreifüßigen
Klotz gesetzt. Dort wurde er mit der Sichel in feine Stücke geschnitten und auf
dem Fußboden verteilt. Auf diesen Stücken stampften die Gesellen mit nackten
Füßen herum bis der Ton geschmeidig war. Die weichen Tonklumpen wurden

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