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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0040
mit einem zwischen zwei Holzgriffen gespannten Draht in fingerdicke Platten
gerissen. Auf der „Kleesbank" formte der Töpfer sie mit der Hand zu einem
Klumpen, den er solange schlug und knetete bis die Masse gleichmäßig weich und
elastisch war.

Gleichzeitig wurden letzte störende Steinchen und einzelne Blasen, die beim
Drehen und Brennen verhängnisvoll werden können, entfernt. Nach dieser anstrengenden
Arbeit war das Material fertig, um auf der Scheibe geformt zu werden.
Es wurde zuvor zu einer dicken langen Wurst gerollt, von der man nach Bedarf
große oder kleine Stücke loslöste. Diesen Handgriff nennt man das „Anklumpen".

Diese mühsamen und anstrengenden Vorarbeiten wurden noch bis zu Anfang
des Jahrhunderts von den Hafnern mit der Hand gemacht. Erst später schafften
sich einige, darunter der Hafner Fritz, eine Walze an, die wenigstens den letzten
Teil, das Kneten des Tones, übernahm.

Die Scheibe ist für den Hafner das wichtigste Instrument. Sie besteht aus dem
„Kopf" und dem „Fußplatt". Beide Teile sind durch eine eiserne Welle verbunden.
Unterhalb des Scheibenkopfes läuft diese Welle in einer zylindrischen Führung,
die durch den Balken mit dem Sitzgerüst in Verbindung steht. Im Boden rotierte
sie auf einem Spurlager. Beim Drehen setzt der Hafner sein Gerät mit einigen
kräftigen Tritten beider Füße auf das Fußplatt in Gang. Läuft es, so wird der
vorbereitete Tonklumpen fest auf den Scheibenkopf geschlagen. Die Hände greifen
zu und bringen die Masse „auf Mitte": Zur weiteren Bearbeitung muß der Balken
zentriert werden. Gleichzeitig werden beide Daumen in das kreisende Stück
gebohrt. Sie brechen mit Zuhilfenahme der rechten Hand den Ton auf. Es entsteht
ein dickwandiger Napf, dessen Breite durch das Auseinanderziehen beliebig vergrößert
werden kann. Mit dem rechten Daumen wird der Boden geglättet. Unter
starkem nach dem Rande zu abnehmenden Druck gleitet der Finger von der Mitte
her nach außen und ebnet die Fläche. Nun werden die Seitenwände auf die nötige
Höhe gebracht. Das wird durch das „Zusammengreifen" besorgt. Die flach angelegte
Linke führt von außen, während die Rechte den Rand zwischen Mittel-
und Ringfinger faßt und vorsichtig nach oben zieht. Das Ergebnis ist eine Flaschenform
mit weitem Bauch, verhältnismäßig engem Hals und weitausladender Mündung
. Möglichst viel Masse muß nach oben gebracht werden, unten aber muß das
Gefäß schon sehr dünnwandig sein. Es folgt der „Knöchelzug". Unter Druck und
Gegendruck, die Linke ist auf der inneren, die Rechte auf der äußeren Seite des
Werkstückes, bildet der Hafner ein zylindrisches Gefäß. Bis zu diesem Arbeitsgang
wachsen alle Geschirre nach dem gleichen Schema. Danach erst erhalten sie
mit der Schiene oder dem „Knecht" das ihnen eigene Gepräge. Zur Formung der
engen sog. „Zapfenkrügle", einer Spezialität des Hafners Fritz, nahm man ein
Stückchen mit einer daran festgemachten kleinen Kartoffel zu Hilfe, wenn die
Öffnung für die Hand zu eng wurde.

„Der Knecht", ein halbrund ausgebogenes Eisenstück, dient zur Herstellung von
Geschirr, dessen Mündung so eng und hoch ist, daß die Hand nicht mehr im
Innern arbeiten kann. Beim „Knöchelzug" wird er von der Linken in den Hohlraum
geführt, während die Rechte von außen gegendrückt. Den letzten Schliff
gibt das „Abschlichten", der einzige Zug, der von oben nach unten geführt wird.
Mit der Schiene wird dabei die Gefäßwand und der Rand mit einem Lederläppchen
geglättet. Die fertige Form wird mit einem Draht vom Scheibenkopf
gelöst. Nachdem das Gefäß geformt ist, wird es mit Henkeln versehen.

Diese Arbeit, die viel Geschick verlangt, wurde in Kandern meist von Frauen
gemacht, während das Drehen der schweren großen Gefäße von Männern besorgt
wurde. Das fertiggedrehte Gefäß wurde auf lange Bretter eines großen Regals
gereiht, um dort an der Luft zu trocknen. Bei günstigem Wetter stellte man sie
auch ins Freie.

War die Ware auf Lederhärte getrocknet, so wurde sie bemalt und glasiert.
Da der Ton dunkel-rotbraun brennt, war schon die Oberfläche als Malgrund
geeignet. Oft aber hat man die Gefäße in mineralische Engoben getaucht, die z. T.

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