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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0045
diese um die Jahrhundertwende hergestellten Waren einen verwässerten Abklatsch
der guten Schwarzwälder Bauernkeramik dar. Glücklicherweise nahmen
diese Erzeugnisse nur einen kleinen Teil in der Produktion der Hafner ein, und
sie griffen bald wieder auf ihre überlieferten werkgerechten Formen und Glasuren
zurück.

///. Kanderner Töpferwaren — fremde Töpferwaren

Wie den Zunftordnungen zu entnehmen ist, gibt es für das Hafnerhandwerk
keine einschränkenden Staatsgrenzen.117) Im Gegenteil wurde der Handel und
Austausch der Gesellen zwischen Elsaß und der Schweiz von jeher gefördert.
Besonders die Beziehungen zu der Schweiz werden durch die noch erhaltenen
Töpferwaren bis ins 20. Jahrhundert hinein deutlich. Nachweislich gab es vor
allem Austausch der Waren nach Basel und dem Berner Land. Anzunehmen ist
auch, daß eher Kanderner Hafner in die Schweiz gingen als umgekehrt, da vor
allem im 17. und 18. Jahrhundert durch die verschiedenen Kriege das Mark-
gräflerland äußerst unsicher und mehrmals verwüstet wurde. In dieser Zeit, besonders
im 30jährigen Krieg und während der Franzosenkriege flüchteten viele
Bürger aus der Markgrafschaft nach Basel.118) Im ausgehenden 19. Jahrhundert
dagegen kamen, wenn auch nur vorübergehend, Gesellen aus der Schweiz nach
Kandern. Sie arbeiteten in Kanderner Werkstätten, um zu lernen, machten sich
jedoch nicht endgültig in Kandern ansäßig. 119) Umgekehrt wanderten Hafnergesellen
aus dem Südschwarzwald, darunter auch Kanderner Hafnergesellen in
das Schweizer Töpferdorf Heimberg. In Heimberg war die Töpferei weit später
als in Kandern, nämlich 1730 heimisch geworden.lä0) Töpfer aus dem Töpferdorf
Langnau (Schweiz) waren dort eingewandert. Die Hafnerware von Heimberg und
Langnau unterschied sich zunächst nicht (beide weiß grundiert). Erst als etwa um
1770 die schwarzbraune Grundierung durch württembergische Hafnergesellen in
Heimberg eingeführt wurde, konnte man die Heimberger von der Langnauer
Ware unterscheiden. 121) Es ist anzunehmen, daß die Kanderner Hafner schon
von 1770 ihre Waren braun grundierten, da diese Grundfarbe durchgängig bis ins
20. Jahrhundert bevorzugt wurde — außerdem ist dies naheliegend, da durch
die Eisenvorkommen in Kandern das Rohmaterial für diese Engobe sich geradezu
anbot. Da das älteste bekannte Stück aus Kandern ein Krug von 1781 ist (Abb. 4),
bleibt dies nur eine Annahme. Auch nach eingehender Betrachtung der noch
verbliebenen Urkunden, ist nicht zu entscheiden, woher ursprünglich die (nach
Meyer-Heisig) „allemannische Allgemeinform" kommt. Darunter versteht er
vor allem die muldenartige Schüsselform mit schräg abfallendem Randbord.
Typisch dafür ist auch die s-förmige ineinandergreifende Randverzierung und ein
gestricheltes Fächermuster auf dem Randbord. 12ä) (Abb. 6, 7) Beide Motive
findet man sowohl auf allen Kanderner Schüsseln dieser Ausformung als auch
auf Langnauer und Heimberger Geschirren. 123) Das Fächermuster taucht ebenfalls
auf Schüsseln aus dem elsäßer Töpferdorf Soufflenheim auf, wohin es wahrscheinlich
durch den Handel über den Rhein aus dem Schwarzwald gekommen
ist. 124)

Ende des 18. Jahrhunderts lernten die Kanderner Hafner auch die Thuner
Majolika kennen (Abb. 10). Die Zeichnungen auf der Hafnerware wurden vorgeritzt
und anschließend farbenfroh ausgemalt. So wurde das Ineinanderfließen
der verschiedenen Farben verhindert und außerdem konnte durch zarte Binnenzeichnung
die Bemalung noch feiner gestaltet werden. Diese Technik kam ursprünglich
aus Italien, wo sie während der Renaissance als Sgraffitotechnik zur
Meisterschaft gebracht wurde. Mit der staatlichen Gewerbeförderung durch das
Großherzogliche Handelsministerium nahmen die Schweizer Werkstätten von
Heimberg und Langnau ein letztes Mal deutlichen Einfluß auf die Kanderner

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