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in Kandern geläufigen Muster aber findet man durchgängig auf fast allen volkstümlichen
Geschirren. Allein nach dem, wie sie im Zusammenhang mit Form
und Farbgebung angewendet werden, können sie als Hinweis auf die landschaftliche
Herkunft der Geschirre dienen. Daher ist es auch müßig, jedes einzelne
Element dieser Keramik auf ihre Entstehung hin untersuchen zu wollen.133)
Typisch für Kandern und die im Südschwarzwald hergestellten Geschirre ist
vor allem die muldenartige Schüsselform, die Meyer-Heisig „Alemannische Allgemeinform
" nennt, die vorherrschend braune Grundierung mit kräftigen Farben
in gelb, rotbraun und grün bemalt und die s-förmig ineinander verschränkte
Randbemalung auf dem schräg abfallenden Randbord der Schüsseln. Ebenfalls
findet man auf den meisten der anspruchsvolleren Geschirre Binnen- und Umriß-
ritzung. Der Scherben der meisten Geschirre ist dunkelrot-braun gebrannt, doch
gibt es daneben auch gelblich-braun gebranntes Tonmaterial. Für eine genauere
Bestimmung der Einflüsse auf Kanderner Hafnerwaren (besonders aus Schweizer
Werkstätten) fehlt es an gesicherten Beweisstücken aus der Zeit vor 1770.
Bildkatalog
Abb. 1
v. 1. n. r. a) sog. katholischer Milchnapf mit Henkel, flacher unglasierter Boden, Wandung
nach kleinem Absatz im Viertelskreis auswölbend, dann steil, Rand mit Stufe abgesetzt
und kehlförmig ausgebogen. Glasur auf hell rotbraun gebranntem Ton, 1933 von Karl
Blum hergestellt, h 9,4 cm, Durchmesser 16,8 cm Augustinermuseum Inv. Nr. K33/35
b) Bettflasche, flacher unglasierter Boden, Wandung erst steil, dann beutelartig zusammengezogen
zu einer zylindrischen Tülle, die mit einem Kork geschlossen wird. Glasur
auf hell rotbraun gebranntem Ton. h 13,2 cm, Durchmesser Boden 21,3 cm. Augustinermuseum
Inv. Nr. 38/20 c) Flasche, flacher Boden, leicht gebauchte Wandung an 2 Seiten
abgeflacht, trichterförmige Öffnung mit Wulstrand und Tülle. Glasur auf schwarzbrauner
Engobe, bandförmiger Henkel mit flacher Rippe h 10,5 cm, Dm 6,5 cm, Augustinermuseum
Inv. Nr. 1628.
Abb. 2
v. 1. n. r. a) Trichter, zylindrische Wandung nach unten trichterförmig zusammengewölbt
mit kleiner runder angesetzter Öffnung, oberer Rand mit Viertelswulst und eingeritztem
Band, bandförmiger Henkel, Glasur auf schwarzbrauner Engobe, h 11,4 cm, Dm 5,8 cm,
Augustinermuseum, b) Paartopf, 2 miteinander verbundene leicht gebauchte Näpfe mit
Randwulst und einem dazwischen gesetzten Bügel. Bügel verziert mit eingeritzten Kerben,
h 14 cm Augustinermuseum Inv. Nr. 8658 c) Käsnapf, flacher Boden auf 3 angesetzten
Beinchen. Wandung konisch zulaufend, durchlöchert. Glasur auf schwarzbrauner Engobe
h 8,7 cm DM 9,5 cm, Augustinermuseum.
Abb. 3
Großer Krug mit Bodenwulst, zylindrischer Hals mit Tülle, bandförmiger Henkel mit
Rippen. Hellbrauner Grund innen und außen glasiert, weiße Bemalung zickzack Ornamente
und großflächige Pflanzenmuster, Tulpen, Palmettenzweige und Granatblüte.
Augustinermuseum, Inv. Nr. 8553, h 32 cm.
Abb. 4
Krug, birnenförmig mit Bodenwulst, leicht ausgebogene Öffnung ohne Randausbildung
und mit eingedrückter Tülle. Henkel bandförmig. Innen und außen glasiert, brauner
Grund mit weißer und grüner Bemalung. Umrißritzung, Blattgirlanden und Vögel auf
Blattornamenten, h 23 cm, Augustinermuseum.
Abb. 5
Großer Krug (Hochzeitskrug), Hals und Rand stark beschädigt. Voll aufstehend mit
Bodenwulst, eiförmiger Körper mit zylindrischem Hals, bandförmiger Henkel. Hellbrauner
Grund innen und außen glasiert, schwarze, grüne, gelbe und weiße Bemalung.
Umrißritzung und eingeritzte zwischen der Bemalung verstreute Inschrift, zum Teil un-
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