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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1974-03-04/0102
zu Hertingen übernommen hatte, wohnte auch ein Zweig der Familie dort im
Schlößchen, bis das Gut mit allen Rechten 1733 wieder an die markgräfliche Herrschaft
zurückgekauft wurde18).

Wie oben schon angezeigt, verfügten die Herren von Rotberg seit 1467 über
bedeutsame Dorfrechte in Mappado, welche sie als „basel-bischöfliches Lehen" bis
zur Auflösung des Basler Fürstbistums und seiner weltlichen Herrschaft, etwa um
1791, und dann weiter als badisches Lehen bis zur Ablösung der Feudalherrschaft
und der herrschaftlichen Grund- und Zehntrechte 1859 verwaltet und genutzt
hatten. Diesen Rechten stand aber auch die Baupflicht am Bau des Chors und des
Turms der Mappacher Kirche gegenüber, wie auch am Pfarrhof und der Zehntscheune
und die Unterhaltung des Zuchtviehes.

Da der Herr nicht selbst im Dorfe wohnte, ließ er seinen Besitz von einem Verwalter
, dem Hofmeier im Dinghof, verwalten, was „weit weg vom Schuß", von
seinen Schlössern in Bamlach und Rheinweiler aus, allzu leicht die Vergeßlichkeit
der überlieferten beidseitigen Rechte und Pflichten bei den Bauern verursachte.
Außerdem war ja die Mappacher Grundherrschaft ein basel-bischöfliches, also ein
„ausländisches" Lehen mitten in der Hoheit der stärkeren Landgrafschaft der
Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, welche mit der Hohen und Niederen Gerichtsbarkeit
schon frühe und sicher schon seit dem XV. Jahrhundert vom Gericht
der reichsunmittelbaren Rotberger zu Bamlach-Rheinweiler weg und an sich gezogen
hatten. Selbst vom Patronat, der Pfarrbesetzung, nach Einführung der Reformation
(1556) blieb mit den Baupflichten an der Kirche nur noch die Vorstellung
eines vom Markgrafen, also dem neuen „Episcop", ernannten Pfarrherrn, das
„jus praesentandi", für den Grundherrn übrig, das sich trotz allem auch über die
kriegerischen Zeiten der Entfremdung gegenüber den gesteigerten Ansprüchen des
absolutistischen Landesfürsten „von Gottes Gnaden" de jure bis zuletzt noch im
18. Jahrhundert durchgesetzt hat. Auf dem Patronat ruhte ja auch das Zehntrecht,
für das die Rotberger genügend kräftige Rechtstitel nachweisen konnten. Schon
1740 erwähnte der Röttier Landvogt von Leutrum in seiner Ortsbeschreibung,
daß sich der „Basler Bischof als Lehens- und Grundherr das Recht des Episcopus
und den Pfarrsatz in Mappach angemaßt", „dies aber seit einem Saecula
niemals mehr exercieret" habe und nur seiner „Fürstlichen Durchlaucht" zukomme,
während diese das Collaturrecht — zur Verleihung der Pfarrpfründen — immer
noch den Herren von Rotberg, der „Branche zu Hanau" 17) zuerkennen mußte.
Das fruchtbare und lebenstüchtige Geschlecht der Herren von Rotberg verbreitete
sich von Bamlach-Rheinweiler aus in vielen Ästen und Zweigen, bot verschiedenen
Fürsten und ihren Lehenhöfen und Herrschaften einflußreiche Männer, Beamte
und Offiziere, Räte, Landvögte und Forstmeister, den Markgrafen von Baden, dem
Basler Fürstbischof zu Pruntrut, den österreichischen Herzögen im Elsaß und dem
König von Frankreich. Ordensritter und hohe Geistliche der Kirche und Klöstern.
Das „alte Schloß" zu Rheinweiler wurde 1676 von den Franzosen zerstört, und
das neue, unweit daneben großartig im Barock auf dem Hochgestade über dem
Rhein gebaute, zeugt noch immer, trotz wenig geglückten Zusätzen und Veränderungen
vom hohen Ansehen der Familie, wie auch das einstige Stadthaus in der
Rittergasse zu Basel, der „Rotberger Hof", wohin sie noch lange ihre Zins- und
Zehntfrüchte zu ihrer Schaffnei bringen ließen.

Als nach dem L Weltkrieg das Schloßgut wirtschaftlich untragbar geworden
ist, waren die Erben der Familie zum Verkauf gezwungen; es wurde vom Kreis
Lörrach erworben und das Schloß vom Kreis Müllheim 1939 als Altersheim
eingerichtet. Die restlichen Güter wurden in Erbengemeinschaft weiter verwaltet.
Der im Krieg zerstörte Meierhof wurde von Wolf Kurt von Rotberg (* 26. II.
1916) und seiner Familie wieder zurückgekauft und aufgebaut, wo nun im „Rotberger
Hof" die Familientradition am Stammsitz weiter gepflegt wird und somit
auch das Geschlecht im Dorf neben der einstigen familieneigenen Kapelle St. Nikolaus
fortlebt.

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