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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0048
tingen 1819, Herten 1827) wirken hell und licht im Jurakalk, düster und herb im
Buntsandstein.

Die Jurakalksäulen sind im Ubergang vom quadratischen Sockel zur Rundsäule
reich geformt und differenziert (Abb. 19) und sorgfältig ausgeführt. Sie
haben noch etwas von der fast hellenischen Würde ihres Vorbildes, des Brunnens
auf dem Basler Münsterplatz (Paolo Antonio Pisoni 1784)7b). Daher wirken diese
Brunnen auch auf dem Dorf (Weil) durchaus städtisch. Alles in allem aber sind
sie einfacher. Einzig die Säule des Löffler-Br. in Müllheim ist kanneliert, aber
auch ihr fehlt die für Basler Brunnen typische Flordrapierung um Säulenstumpf
und Urne. Nur Herten zeigt in Buntsandstein eine bekränzte Urne. Es geht also
hier um den Ausgleich des vom gesellschaftlichen Anspruch her Gewünschten mit
dem von den finanziellen Voraussetzungen her Möglichen. In Lörrach wird die
Anlehnung an städtische Vorbilder noch dadurch unterstrichen, daß man die entwerfende
Hand des Künstlers kennt (Melchior Berri) oder doch mit guten
Gründen vermutet (]. J. Chr. Arnold) (vgl. auch Pfister 1939, S. 215). Lang (1885,
S. 17) verweist auf die „sorgfältig gemeißelten und zierlich geformten Brunnenstöcke
" aus Solothurner Stein u. a. in Lörrach.

Auf dem Lande herrschen im 19. Jahrhundert dagegen in allen Werksteinen
einfache Formen. Es sind meist quadratische Säulen, teils mit, teils ohne Obelisken,
meist mit sparsamem Dekor. Im Buntsandstein kommen vereinzelt noch geschwellte
oder verjüngte Quader vor (langsame Anpassung der heimischen Handwerker
an die neuen Formen).











4-Kantsäulen

19. Jahrhundert

Fälle

Rund-
Säulen

8-Kant-
Säulen

4-Kant-
Säulen

mit ohne
Obelisken

unvollständig
Buntsandstein

55

5

2

48

34 62°/o

10

4

Kalksandstein

36





36

22 61°/o

14



Jurakalk

63

7

4

52

16 25°/o

36



Deutlich ist mit etwa 60°/o bei den Sandsteinstöcken die Zahl derer mit
Obelisken größer als bei den Jurakalkstöcken, was augenscheinlich vom Werkstein
bedingt ist, weil diese langen, ja mitunter fast nadeiförmigen Werkstücke aus
dem geschichteten und leichter zu bearbeitenden Sandstein vorteilhafter zu gewinnen
waren. Es bleibt in dieser Zeit daher das wichtige architektonische Element
Obelisk erhalten, nur das Dekor ändert sich.

Als neues Element im Dekor tritt vor allem das Biedermeierische auf: Girlanden
, Zweige, Kränzchen, Quasten, Schleifen, aber auch Zahnschnitt, Perlschnur
und Eierstab unter Gesimsen. Aus der barocken Zeit ist das Müschelchen
in den abgesprengten Ecken der Felder nicht ganz verschwunden. Ein noch barockes
Element, die primitiven Speimasken, ist mit Ausnahme von Maulburg (1834) ganz
verschwunden und wohl auch klassizistischem Empfinden fremd. An ihre Stelle
treten jetzt radialsymmetrische Formen, meist Blattrosetten oder Scheiben (Abb.
22), im Buntsandstein auch Sterne und Wolkenmuster.

7b) Wie sehr man diesen Stil auch anders werten kann, zeigt das Urteil von Ciaire Schubert (1885), übrigens
die erste in Wien zum Studium zugelassene Frau. Sie hält die „Sepulcralformen* (Obelisk, Pyramide.
Vase, Urne) für „meist trockene, phantasielose Formen" (S. 23) und das auch beim Pijorzi-Brunnen auf
dem Münsterberg. Er besitze eine „phantasielose Shawl-Garnitur" auf der kannelierten Säule und die
Urne zeige „dieselbe langweilige Verzierung" (S. 67).

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