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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0103
bunden. Schatzsudler wollten schon oft den Brautschatz heben. Aber alle suchten
bis jetzt vergebens, und nicht jeder ist wieder aus dem Brunnenschacht heraufgekommen
.

Die einzige Tochter des letzten Rothenburgers hatte nämlich alle ihre Freier
so durch ihren Stolz verletzt, daß sie der Burg fernblieben. Ihren letzten Bewerber,
den jungen Herrn von Waldeck auf der benachbarten Burg, wies sie hochmütig ab,
er solle nach sieben Jahren wieder kommen. Nachdem dieser außer Landes gegangen
war, bereute sie ihren Hochmut, denn auch die Eltern waren gestorben, und
es war um sie einsam geworden. Von einem Tag zum andern hoffte sie auf die
Heimkehr des Waldecker Junkers, hortete einen ansehnlichen Brautschatz und
legte auch das Hochzeitskleid bereit.

Es vergingen sieben Jahre, da kam ein hochzeitlicher Zug das Tal herauf, und
es wurde ihr berichtet, der junge Herr von Waldeck führe seine Braut heim. Diese
Nachricht verletzte ihren Stolz, und ganz verzweifelt raffte die Rothenburgerin
ihren Brautschatz an sich und stürzte sich damit in den Brunnen im Turm hinab.
Das „Burganneli", wie man das Burgfräulein nannte, konnte man noch lange
manchmal oben auf den zerfallenen Burgmauern in ihrem weißen Brautkleid und
wehenden Brautschleier sitzen und den Brautschatz hüten sehen. Manchmal auch
winkte sie Kindern oder Leuten, die in der Nähe vorbeigingen, sie sollten zu ihr
heraufkommen. Der Schatz ist bis heute nicht gefunden worden.

Von der „Quelle bei Schönenberg" wird berichtet: Unter dem kleinen Dörfchen
Schönenberg oberhalb von Schönau im Wiesental befindet sich im Berg ein großer
See. Von diesem See kommt unterhalb des Dörfchens eine Quelle heraus. Nur an
einem Faden hängt die Klappe, die dem See den Austritt versperrt. Wenn aber
einmal dieser Faden abgefault ist, wird der See ausbrechen und Schönenberg
über Schönau hinabschwemmen.

Beim „Wölflisbrunnen" am Wolfseck, unterhalb von Ehrsberg im Angenbachtal
hinter Zell im Wiesental, brannte einst ein junger Köhler das ganze Jahr hindurch
Kohlen. Wie jeder Köhler hatte er den Meiler in der Nähe von Wasser aufgebaut.
Kamen einmal Wölfe in die Nähe, so konnte sie der Köhler immer wieder vertreiben
. Aber einmal in der Nacht griffen ihn zwei starke Wölfe an und richteten
den Köhler so übel zu, daß er sterben mußte. Der Sohn des Köhlers war ein
kräftiger Bursche. Der fürchtete sich vor den Wölfen nicht, und er betrieb die
Köhlerei weiter. Doch wieder in einer Nacht im Winter fielen vier hungrige Wölfe
über ihn her und zerrissen ihn. Von da an wollte kein Köhler mehr am „Wölflisbrunnen
" Kohlen brennen.

Beim „Glasbrunnen" am Rohrberg hinter der „Hohen Möhr" war es nie recht
geheuer. Und dem „wilden Bulach" konnte man noch lange nach seinem Tode in
den Wäldern unverhofft begegnen oder auch hören, wenn der Sturm um den Berg
tobte. Weil der Förster Bulach in seiner vierzigjährigen Dienstzeit große Volkstümlichkeit
genossen hatte, mußte er noch viele Jahre weiterleben. Einmal begegnete
ein Mann dem wilden Bulach am Glasbrunnen, und er sagte zu dem
Mann:

„Wenn du nit das Brot im Sack (in der Tasche) hättsch, so wärsch du mii!"
denn Brot war das beste Mittel gegen einen Zauber. Von da an ist der Mann nie
mehr am Glasbrunnen vorbeigegangen. Der wilde Bulach konnte sich in mancherlei
Gestalt verwandeln. Man sah ihn als grimmigen großen Berggeist mit langem eisgrauem
Bart und derbem Eichenstock, mit dem er Holzfrevler aus den Wäldern
jagte. Oder als kleinen Zwerg, der den Beerensammlerinnen das gefüllte Körbchen
umstieß und gefürchtet war. Einmal ist ein Mann in der Nacht von Sonnenmatt
nach Gersbach nach Hause gegangen. Aus Übermut, oder aus Furcht, hat er am
Glasbrunnen gerufen:

„Bulach, du bisch mii Fründ!" Da ist auch schon ein großer Hund vor ihm
gestanden, an dem erschrockenen Mann hochgesprungen und hat ihm seine großen

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