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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-01-02/0122
Das Wort Grättima kommt vom Zeitwort „gratteln", das la) mit gespreizten
Beinen gehen, lb) mühsam gehen, lc) auf allen Vieren kriechen und 2.) klettern
bedeutet.

Das Wort ist in allen alemannischen Mundarten nachzuweisen. So heißt
„grätte" laut Schweizerischem Idiotikum „die Beine weit auseinderstrecken", also
grätschen und „die Füße vergrätte" bedeutet: die Beine weit auseianderstellen
oder sich breit machen und großtun. „Gritti-grätti" aber ist rittlings sitzen. Die
Basler sagen übrigens „Grättima" wie die Lörracher, weiter drinnen in der Schweiz
heißt er jedoch „Grettibenz" oder auch „Grittibanz". Aber er ist überall der gleiche
Maa mit gespreizten Beinen wie in Baden.

Auch die Schwaben kennen ein Grattelmännle, das genau wie das badische und
schweizerische mit weit gespreizten Beinen daherkommt und gebacken wird. Im
Elsaß und noch in Bayern ist in der Mundart das Wort „Grätti" oder „Grätte"
ebenfalls daheim, und immer bezeichnet es einen Menschen, der mit gespreizten
Beinen dasteht oder geht.

Es gibt noch viele Ableitungen dieses Wortes: so ist eine „Grätte" ein Teil des
bäuerlichen (Leiter-)Wagens und zwar die Gabelung beim hinteren Achsstock, die
an gespreizte Beine erinnert. Das Wort ist in Vögisheim und in Steinen bezeugt.
Im Schwizerdütsch ist „Grittele", die Stelle, wo sich ein Baumstamm gabelt, aber
auch die, von der am menschlichen Körper die Beine ausgehen. Und „eine Gritte
machen" heißt, die Beine spreizen.

Manches gute alte Wort ist in Vergessenheit geraten oder geht in dem Aller-
weltskauderwelsch, das heute aus dem Norden mit englischen Brocken vermischt,
auf uns eindringt, verloren. Es ist schad drum, wenn schon manche Leute meinen,
das Allerweltskauderwelsch mit den fremden Brocken darin sei vornehm, weil sie's
aus dem Radio und der Flimmerkiste oder dem Glotzkasten so hören. Es ist
höchste Zeit, sich an die guten alten und anschaulichen Wörter zu erinnern und
sie sich wieder bewußt zu machen, mindestens dort, wo solche Wörter — wenn
auch nicht selten unverstanden — noch gebraucht werden. Es gibt noch viele. Das
ist besser, als wenn einer allzu willkürlich eigene Deutungen verbreitet, die hinten
und vorn nicht stimmen. Den Grättima wollen wir darum in Zukunft bleiben
lassen, was er war und ist: der Maa, der mit gespreizten Beinen dasteht. Deshalb
hat der Vetter, der mit dem Johann Peter Hebel befreundet ist, auch nachgesehen
und diese kleine Geschichte geschrieben.

Kleiner Beitrag zur Postgeschichte

Ergänzung zu „Reise- und Postverkehr von einst im Markgräflerland" von G. Moeh-
ring (Das Markgräflerland; 31. Jgg. 1969, H. 1) Beitrag zur Postgeschicbte des Markgräfler-
landes! von H. Kromer.

Bereits im ausgehenden Mittelalter bestand eine unregelmäßige Botenpost durch das
Rheintal zwischen Basel und Frankfurt. Fürsten und Kaufleute hielten sich sogenannte
Fußposten, welche wichtige Mitteilungen überbringen mußten. Eine solche Fußpost zwischen
der damaligen Residenz Durlach und dem Oberamt Rütteln kann aus Dokumenten von
1689 nachgewiesen werden. Um 1745 bekamen Lörrach, Kaltenherberg und Müllheim
eine kaiserliche Posthalterei. In diesen drei Postanstalten bestand für die Einwohner des
Markgräfler Landes die Möglichkeit, Briefe in Richtung Norden und Süden aufzugeben.
Gerade die Bedeutung Kaltenherberg für seinerzeit ist an dem Vermerk zu ermessen, den
Briefe nach Kandern trugen: „Candern bey Kaltenherberg ohnweit Basel". Um diese Zeit
verkehrten wöchentlich zweimal reitende Boten zwischen dem vorderösterreichischen Freiburg
über Müllheim und Kaltenherberg nach Basel oder Lörrach. Etwas später, genau läßt
sich das nicht mehr feststellen, wurden auf dieser Route Postwagen eingesetzt, wo die
Möglichkeit der Personen- und Fahrpost-Beförderung bestand.

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