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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
37.1975, Heft 3/4.1975
Seite: 295
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1975-03-04/0153
Ob in Anbetracht der Streitigkeiten um den Bau von Kernkraftwerken in
nicht allzugroßen Entfernungen das Markgräflerland „gesetzlich geschützt" sein
wird, ist sicher einige Überlegungen und (juristischer) Untersuchungen wert.

Aber auch unsere Dörfer würden eines Schutzes und rechtzeitiger Beratung
bedürfen, wenn ihre Formen innerhalb des „Ortsetters" erhalten bleiben sollen.
Angesichts des verkehrsmäßig nicht mehr erschwerten Strebens des Städters
nach dem „Bauen und Wohnen auf dem Lande" besteht für manche Orte die
Gefahr der Zersiedlung. Dies würde gerade bei der (oben schon erwähnten) tekto-
nischen Eigenart des Markgräflerlandes, die durchaus keine Besonderheit ist, im
Gegensatz zu einer großen Ebene deutlich sichtbar und gar leicht kann die
Jahrhundert alte Harmonie des Verhältnisses zwischen dem alten gewachsenen
Ort und dem neuen und meist monotonen Siedlungsteil und zwischen der größer
gewordenen Gesamtortschaft und der sie umgebenden Landschaft gestört werden.
„Den Kirchturm im Dorf lassen", zwingt notwendig neben der Flächenbegrenzung
auch eine Begrenzung in der Höhenentwicklung.

Wenn man von den umgebenden Höhen auf die glückliche Zweiteilung des
Markgräflerlandes in das von Hermann Burte so bezeichnete Rebland und Webland
herabblickt, so wird der objektive Beschauer feststellen, das Markgräflerland
ist noch „in Ordnung". Das Rebland mit seinen idyllischen Dörfern wie auch die
kleinen Wiesentäler mit ihren in die Talauen und an die Hänge hingeschmiegten
Orten bilden noch ausnahmslos eine Harmonie, die allerdings da und dort eine
Grenze erreicht, von welcher ab diese Harmonie gestört werden könnte. Das große
Wiesental als das „Webland" ist unter dem Gesichtspunkt, daß eine Landschaft
auch mit Leben erfüllt sein muß und daß zur musischen Betrachtung auch ein
gewisses Maß an Wohlstand gehört, mit seiner Industrie auch vom Standpunkt
eines Denkmalpflegers noch wenig zu beanstanden. Entlang der ehemals fast allein
energiespendenden Wiese haben sich Industriebauten angesiedelt, die weder den
Blick noch die Umwelt beeinflussen (die Mängel in der Abwasserbeseitigung sind
ja bald behoben). Aber auch hier könnten die Grenzen der Flächenausbreitung erreicht
sein, wenn das noch immer gut „dorierte" Grün und Braun der Wiesen-
und Ackerflächen zwischen den Industrieorten nicht weiter zurückgeschraubt werden
soll und damit das „liebliche Wiesental" diesen Ruf verlieren würde.

Das Baudenkmal „Markgräflerland" muß zur Aufgabe der Denkmalpflege
werden, welche Sorge trägt, das gesunde und harmonische Verhältnis zwischen dem
Gewachsenen und Überkommenen und den notwendigen neuen baulichen Erfordernissen
zu suchen und zu finden. In diese Überlegungen sind auch die Blicke aus
der „Vogelschau" als von den umliegenden Anhöhen miteinzubeziehen. Hierfür
beispielsweise und wahllos herausgegriffen sollen genannt werden die Ortsbilder
von Fischingen, Tannenkirch, Bürchau, Oetlingen u. v. a. Aber auch Lörrach oder
Schopfheim fügen sich beim Blick von den umgebenden Höhen in die Landschaft
noch ein.

Die einzelnen Denkmale als Einzelobjekt wie als Denkmalgruppen sind so
zahlreich, daß ihre Aufzählung den gesetzten Rahmen sprengen würde. Als die
markantesten Denkmale in nahezu jedem Ort sind die Markgräflerkirchen naturgemäß
an erster Stelle zu nennen, die sich nach Stil und Bauzeit im wesentlichen
in 2 Gruppen vorstellen, und zwar in die gotischen Formen einfacher Art aus der
Zeit des ausgehenden Mittelalters mit ihren oft sehr reichhaltigen Wandmalereien,
soweit sie die Zeit der Bilderstürmer überstanden und in die der klassizistischen
Zeit des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, als deren bedeutendster
Vertreter Friedrich Weinbrenner zu nennen ist. Zur 1. Gruppe sind zu
zählen u. a. die Kirchen in Blansingen, Efringen, Eimeidingen, Fischingen, Egrin-
gen, Niedereggenen oder als markantestes kirchliches Bauwerk die alte Kirche in
Schopfheim. Aus der romanischen Zeit stammen u. a. die Kirchen in Höllstein,
Sulzburg, Betberg und weiter die Türme der Kirchen in Niedereggenen und in

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