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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 93
(PDF, 32 MB)
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sehen kann. („Nei, was cha me seh!") Mit dieser begeisterten Schau in's Land von
ehemals, die auch heute noch gilt, sind doch wohl zur Genüge die Erholungsmöglichkeiten
der Landschaft gekennzeichnet. Wir wollen diese keineswegs mit solchen
in „illustren", fernen Bereichen des Fremdenverkehrs vergleichen. Wenn wir auch
alle, bewußt oder unbewußt, dem allgemeinen Trend der Mode folgen, so werden
sich doch viele auch noch bei uns erholen können.

Als Voraussetzung hierzu muß es gute Unterbringungsmöglichkeiten geben, in
welchen der Gast das ihm Zusagende findet, was er braucht. Es ist in erster
Linie die Sache der Gastronomie, dafür zu sorgen. Im weiteren ist es eine Sache
der zuständigen Gemeindeverwaltungen, ihren Bezirk von der in aller Welt verdammten
Verschmutzung freizuhalten. Hierzu gehört auch noch, daß das Dorfbild
als Bestehendes nicht durch Modernes ruiniert wird. Wenn das alles zusammen
stimmt, dann wird jedes hübsch eingerichtete Gasthaus auch bei uns seine
Gäste finden, und damit in der Rangliste des Erholungswertes der Weiler, Dörfer
und Bezirke seinen guten Platz erhalten.

Es mag hierzu noch vermerkt werden, daß die Pflege unserer eigenen Kulturwerte
in Musik- und Gesangvereinen nicht vernachlässigt werden sollte. So wie
es jetzt aussieht, besteht die Gefahr, daß dies bald überlagert wird von dem
allgemein nivellierenden Einfluß der Massenunterhaltung mit sensationell aufgemachten
, wesensfremden Darbietungen der Massenmedien.

Die Kritik

Mit der Kritik der neuen Flurverfassung ist bereits auf einige Punkte hingewiesen
worden, in welchen sich die neue Landeskultur unserer Landschaft, d. h.
ihre wirtschaftliche Nutzung, mit dem Erholungswert in Berührung kommen.
Im Zusammenhang damit sind anderswo (am Kaiserstuhl) die Kulturmaßnahmen
zur Einrichtung einer neuen, zweckmäßigen Flurverfassung als eine Zerstörung der
Landschaft bezeichnet worden. Dies darf wohl als eine maßlose, in unverantwortlicher
Weise emotionell hochgeputschte Stellungnahme bezeichnet werden, die in
keiner Weise den Realitäten unserer Landschaftsgestaltung gerecht wird. Für uns
ist zwangsläufig folgende Devise maßgebend: Entweder Einrichtung für zweckmäßige
Bewirtschaftung oder Verwahrlosung. Letzteres dürfte keineswegs zur
Erhaltung des Erholungswertes einer Landschaft beitragen. Die Diskussion über
die Schwarzwaldlandschaften ist ein aufschlußreiches Lehrstück hierfür.

Mit allen Überlegungen über diese Sachlage werden wir auf die Ökologie
hingewiesen, d. h. auf die Lehre von dem Verhältnis der Lebewesen zur Umwelt.
Es bestehen hierüber verschiedenartige Vorstellungen, wie es sein sollte. Es muß
dabei jedoch von der Tatsache ausgegangen werden, daß die ökologischen
Verhältnisse im Lauf der Zeiten schon lange vom Stand der Landeskultur, d. h. von
der produktiven Nutzung der Landschaft abhängig waren. Die Pflanzen wurden
praktisch immer als „Kraut" oder „Unkraut" und die Tiere, große und kleine,
als nützlich oder schädlich betrachtet und wurden auch dementsprechend behandelt
.

Maßgebend hierbei war grundsätzlich die Erhaltung und Pflege der natürlichen
Fruchtbarkeit der Böden mit abwechslungsreichen Fruchtfolgen auf dem Ackerland
, und einem Viehstand, der neben Fleisch, Milch, Wolle, Eier usw. natürlichen
Dünger lieferte. Die Betriebsstrukturen, die dabei entstanden sind, entsprechen aus
den bereits erwähnten Gründen nicht mehr den heutigen Anforderungen und
müssen dementsprechend verändert werden. Das Ergebnis ist eine gewisse Nivellierung
der Nutzungsformen, wobei an die Stelle, vordem manchmal eng verschachtelter
, verschiedenartiger Kulturen, größere Bereiche von Monokulturen,
etwa der Weinbau getreten sind. Dieser neue Zustand der Landeskultur mag
kritisch in abfälliger Weise beurteilt werden, in Verbindung mit den Vorstellungen

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