Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 121
(PDF, 32 MB)
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dem Standardbrot auch etwas nicht in Ordnung ist. Es würde zu weit führen,
auf diese, dem Menschen und Verbraucher am nächsten liegenden Probleme auch
nur einigermaßen einzugehen: doch kann folgendes mehr allgenmein gesagt
werden: die Natur, die uns noch immer die Nahrungsmittel und insbesondere das
Brot schenkt, läßt sich auf die Dauer nicht vergewaltigen. Was wir von ihr mehr
an Menge fordern (und wie stolz sind wir auch noch auf die Mengenerträge!), das
versagt sie uns dafür an Qualität. Damit sei die innere Qualität genannt, die
nicht meßbar ist und hier entsteht ein neues Problem. Man kann wohl heute noch
eine Gramophonplatte anhören, von der Carusos heldenhafter Tenor, wenn auch
etwas krächzig ertönt, wie er vor ca. 60 Jahren tatsächlich zu hören war. Aber
man kann niemanden auf irgendeine Weise klar machen, wie vor 60 oder 70
Jahren ein Stück Bauernbrot, ein Viertel Wein oder eine Kartoffel geschmeckt'
hat. Und man vergißt ferner, daß man von jenen Lebensmitteln weniger gebraucht
hat, um satt zu werden wie heute. Was nützt es also, wenn ich mich über große
Ernten freue und könnte mit weniger Menge und weniger Aufwand genau so weit
kommen?

Von den großen Höfen im klassischen Hochschwarzwald war schon die Rede.
Dort ging auch die Redensart um, daß jeder dieser Höfe einen Faulenzer tragen
könne, und dies wäre natürlich der Bauer selbst! In der Tat, ein Bauer, der seine
Völker und Gespanne richtig einsetzte im Heuet, wenn alles auf die rechte Einteilung
ankam, der leistete wohl ebenso viel, wie wenn er selbst mit gearbeitet
hätte, und es wäre vielleicht ein Durcheinander entstanden, der Wagen nicht zur
rechten Zeit zur Stelle gewesen. Heute ist es auch damit aus.

Auch das Heuen kann heute allein von einem Mann erledigt werden, wenn er
entsprechend ausgerüstet ist, und mit dem Faulenzen ist es vorbei. Vorbei auch
die schöne Zeit, als wir noch die steilen Halden von Hand mähten, getreu Hebels
Gedicht vom Schmelzofen: „ . . . und dengle no bis tief in d'Nacht und meihe,
wenn der Tag verwacht." Es war schon romantisch, wenn man noch bei Dunkelheit
durch den Wald auf den Berg stieg, wenn die ersten Vögel zu singen begannen
und die Mähder dann, die man vorher bestellt hatte, von allen Seiten
anrückten. Nach der ersten oder zweiten „Schlacht" (Mahd) wurde es dann
schüchtern Tag, die Vögel sangen lauter im nahen Wald, und Mahd um Mahd
kam zum Liegen. Anstrengung und Ruhe lösen sich ja beim Mähen periodisch ab,
denn man muß ja zwischendurch immer wetzen, wobei man gleichzeitig ausruht.
Das bergauf Laufen nach jeder Mahd könnten wir uns zwar sparen, wenn wir so
mähen würden wie die Schweizer: sie nehmens horizontal, denn ihre Berge sind
ihnen zu hoch, um jedesmal heraufzulaufen! An solch steilen Halden konnte man
„Eintägiges" machen, wiederum getreu Hebel: „am Morge Gras und z'Obe Heu!"
Man machte von oben her zusammen, legte das Heu auf einen „Schleipf" (lange
Aste aus dem Wald) und dann ging es abwärts, oder umspannte den Haufen mit
dem Heuseil am Boden, schob hinten mit der Gabel, während 2 Mann am Seil
zogen; so brachte man große Mengen zu Tal, wo dann der Wagen geladen wurde.

Aber nun über den Berg hinüber ins Wiesental! Da herrschen völlig andere
Verhältnisse: Realteilung, kleine Güter und noch kleinere Teile der Wiesen, die
hier vorherrschen. Durch die ursprüngliche Mähweise wurden die Gewanne immer
in der Fallrichtung zerteilt (s. o.), so daß sie wohl zum Handmähen, nicht aber
für die Handmähmaschine geeignet sind, die ja heute an den steilsten Halden
brauchbar ist. Anders bei den sog. „Gleichteilen", (Allmendfeld), wie sie bei uns
im Hinterhag vorkommen. Die liegen horizontal, terrassenförmig und sind leicht
zu bearbeiten. Trotzdem werden sie als Acker (Brochi) genutzt, dann muß immer
abwärts gepflügt und vorher die „Furi uff tue" (Furche nach oben gefahren)
werden. Das ist gegenüber der Ebene z. B. eine Mehrarbeit von einem halben Tag
für 7 ar mit 2 Mann und 2 Stück Vieh, denn die Erde wird in einer „Fuhrbenne"
= kleiner Wagen per Drahtseil über eine Umdlenkrolle von dem Vieh nach oben
gezogen („gefläscht").

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