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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 179
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-01-02/0181
Neben der Geschichte von Rötteln wird auch die Natur besungen, wie etwa in zwei
Stimmungsbildern aus dem Wiesental. Im „Regenlied" vermischen sich dann Natur und
Liebe in eindrucksvollen rhythmischen Versen. In den Gedichten „Amseln im Winter", „Im
Juni" und „Der Nußbaum" wird die Natur im Wandel der Jahreszeiten dargestellt, wobei
aber jedes Gedicht mehr ist als bloße Naturbeschreibung. Das plattdeutsche Gedicht „Klaus
Groth und Johann Peter Hebel" zeigt dann, wie der von Hebel angeregte niederdeutsche
Dichter das Alemannische als wesensverwandt empfand.

Damit leitet der Gedichtband über zu Versen, welche lebenden und verstorbenen Persönlichkeiten
des Gebietes um Rötteln gewidmet sind (Paul Maier-Pfau, Hermann Burte,
Alfred Holler, Arendt Braye). Gedichte über die Fasnacht („Die Larve") und über eine
Skulp tur Rudolf Scheurers ("Die Trauernde von Karsau") beschließen dann diesen Band,
der die Burg Rötteln zum Anlaß nimmt, um das Land und die Geschichte, die Menschen
und ihre Schicksale in tief gefühlten Versen zu besingen.

Die Gedichtsammlung „Im Herbst" zeigt ebenfalls, daß sich Fischer immer wieder von
der Vielfalt des Lebens und seinen Gegensätzen ergreifen läßt. Neben Dinggedichten, die
Werke bildender Künstler nachempfinden, stehen Verse auf einen Käfer oder die ergreifende
Klage einer alten Dirne, die sich nach ihrer Kindheit zurücksehnt und vor dem
nahen Tod erschauert. An seinem 60. Geburtstag geht Fischer schließlich der Frage nach,
wer er selbst sei und was das Rätsel des Daseins ausmache. Im Gedicht „Im Herbst" wird
dann in besinnlichen Versen die Melancholie eines herbstlichen Regentages lebendig, und
in einem anderen Gedicht glaubt er beim Weinen eines Kindes das Weh der ganzen Welt
zu hören. Ein Kind ist es dann auch, das ihn aus den „Schrecken der Zeit" in das „Vertrauen
zur Zeit" zurückholt.

Im Gedicht „Gott" wird dagegen wieder der ferne Gott, der deus absconditus, beschworen
, der sich den Menschen verbirgt und zu ihrem Tun rätselhaft schweigt. Christliche
Themen erklingen schließlich in freien Rhythmen in „Christus", „Vor 2000 Jahren"
und „Auferstehung". Eindrucksvoll wird dann im Gedicht „Straße" dargestellt, wie der
einst friedliche Weg nun zu einem Asphaltungeheuer geworden ist und dabei die Wiesen
zerwalzte, die Hügel auseinanderriß und die Häuser der Menschen zerschlug.

Nach Gedichten auf Hermann Burte und Hermann Hesse, die von den Totenmasken
der beiden Dichter inspiriert wurden, beschließen die Requieme auf Arnold Krieger und
Martin Ninck sowie Verse auf Marie Luise von Kaschnitz diesen Gedichtband, dessen Titel
„Im Herbst" natürlich symbolische Bedeutung hat.

Bei der Lektüre beider Bände fällt auf, daß zahlreiche Gedichte in der strengen Form
des Sonetts geschrieben sind. Nach eigener Aussage möchte Fischer damit ein Zeichen
setzen gegen die heute nur zu oft feststellbare Vernachlässigung der sprachlichen Form.

Wie in den Badenweiler Gedichten erweist sich Willi Ferdinand Fischer in beiden neuerschienenen
Gedichtbänden, die zusammen an die 80 Gedichte enthalten, als ein feinsinniger
und sensibler Lyriker. Erstaunlich ist dabei vor allem, wie weit es ihm gelingt,
das Geschaute und Erlebte stets geistig zu durchdringen und somit das scheinbar Zufällige
in dichterischer Form zum Gültigen zu erheben.

Beide Bändchen sind zu erhalten zum Preis von je 5,80 DM bei der Buchhandlung
Rohrmus in Lörrach, Tumringer Straße. Dr. Erhard Richter

„1848—1849 Bürgerkrieg in Baden". Zusammengestellt von Wolf gang Dreßen. Verlag
Klaus Wagenbach, 1975, 6 — DM.

Ist es polemisch, in Anlehnung an einen anderen, bekannten Ausspruch zu behaupten:
„Hier zeigte sich ein weiteres Mal, daß auch diejenigen, welche selbst an ihre Rechte
dachten, vergessen wurden".

Vielleicht ist das Wort „vergessen" zu hart. Den Schulgeschichtsbüchern jedenfalls ist die
ganze Sache nur einen Nebensatz wert. So scheint die revolutionäre liberale Tradition
schon bei ihrer großen Niederlage abgerissen zu sein.

Hier wieder anzuknüpfen, historisches Bewußtsein zu wecken, ist das Anliegen dieser
„Chronik einer verlorenen Revolution". Nicht unberührt bleiben wir, wenn bekannte
Schauplätze und Personen darin auftauchen, wenn uns — vielleicht zum ersten Mal —
klar wird, wo tiefere Gründe für das Geschehen zu suchen sind. So beschäftigen sich die
ersten Beiträge denn auch mit dem damaligen Entwicklungsstand im Großherzogtum, mit
der sozialen Lage der Bauern und ihren Forderungen. Wohl geschieht dies nicht differenziert
genug: Die Lage in den verschiedenen Landesteilen war da recht unterschiedlich und
die Übertragung nordbadischer Verhältnisse auf das ganze Gebiet ist problematisch.
Dreßen läßt andeuten, daß sich die Bauern wegen der teilweisen Erfüllung ihrer Forde-

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