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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 1/2.1976
Seite: 180
(PDF, 32 MB)
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rungen schnell zurückgezogen hätten. Diese gleichgültige Haltung wirkte sich dann auf
den Zügen Heckers und Struves bitter aus, denen die nächsten Kapitel gewidmet sind.

Zentral wird in der Folge die politische Bedeutung dieser einzigen deutschen bürgerlichen
Revolution herausgehoben — am Beispiel der weiland schon von Engels analysierten
„Reichsverfassungskampagne". —

Leser, die über die vorige Formulierung: „Dreßen läßt . . ."gestolpert sind, haben
richtig gelesen: Dreßen schreibt nicht selber, er konfrontiert das Bild von Fachhistorikern
mit dem von Augenzeugen, und auch die damaligen Akteure kommen direkt zu Wort.
Das Ganze ist so alles andere als eine trockene Abhandlung; verschüttetes Material wird
zugänglich gemacht und regt zum Weiterstudium an.

Klaus Wagenbach, der von seinem ehemaligen Kollegen „geschaßte" Verleger, baut zur
Zeit seine originelle „Wagenbachsche Taschenbücherei" auf, und in eben dieser Reihe ist
das mit einem provozierend roten Umschlag versehene Büchlein erschienen.

Clemens Zimmermann

Das „Jahrbuch des Sundgauvereins 1974" enthält auch diesmal eine sehr große Zahl
kleiner Beiträge, von denen 13 historische und personengeschichtliche, in französischer (f),
11 historisch-kirchengeschichtliche und die meisten volkskundlichen, in deutscher Sprache (d)
abgefaßt sind. Von Paul Stintzi sind allein 4 Themen in (d) und 2 in (f) dargeboten.

Als besonders bemerkenswert sind zu bezeichnen: die Fortsetzung der „Description
exacte de la terre, seigneurie, baillage et baronnie d'Altkirch" von J. Perrin, über deren
ersten Teil in der letzten Besprechung schon berichtet wurde. Die „Notes sur quelques
barbiers — chirurgiens etablis dans le Sundgau au XVIIIe siecle" (Ch. Sauter) bringen
wertvolle Angaben über Herkunft, Tätigkeit, Instrumente und Ausstattung der damaligen
Wundärzte. Hinterlassenschaftsverzeichnisse geben Auskunft über verwendete Pharma-
zeutika und über die benützte medizinische Literatur. Die Zusammenhänge der Verehrung
des Walser-Heiligen Theodul mit der des Hl. Mauritius im Oberelsaß beleuchtet Paul
Stintzi. Einen Blick in das Denken der Zeit der großen Revolution vermittelt „Un document
concernant la lutte contre la mendicite dans les campagnes en 1794" (wiedergegeben von
G. Forlen. Welchen Erfolg diese Maßnahmen gegen das Bettlerunwesen auf dem Lande
wirklich gehabt haben, wird nicht berichtet.

Mehrere Beiträge, so „Le Johanniter ou Malteser-Berain d'Obermichelbach (1737)" von
G. Forlen und „Geländenamen im Froeninger Bann" (E. Mangold) zählen wieder Flurnamen
auf. Leider werden die Möglichkeiten des Flurnamenmaterials nicht ausgeschöpft,
weil die sprachkritische Deutung fehlt. Im Gegenteil: durch volksetymolgische und abwegige
Vermutungen wird ihr Sinn eher verdunkelt. Daraus entnehmen wir die bedauerliche
Tatsache, daß es heute anscheinend im Sundgau (mindestens im Sundgauverein) niemand
mehr gibt, der sich wissenschaftlich mit solchen Spezialgebieten der deutschen
Sprachforschung befaßt, obwohl die oberelsässischen Archivbestände ein sprachlich und
sprachgeschichtlich überaus interessantes Material bergen dürften. CMV

„AllewW, ein Bändchen alemannischer Gedichte „zwische sellemols un ibermorn" ist
das neueste Büchlein, das von Karl Kurrus in seiner Kaiserstühler Mundart erschienen
ist. Wer ihn kennt, weiß es, daß er sich eingebettet fühlt in das, was die Vorväter uns
hinterlassen haben, das was mit dem Breisacher und Freiburger Münster nur verkürzt und
symbolisch beschrieben wäre, und dem, was wir selbst in die Zukunft hinein denken, zu
sagen und zu tun vermögen.

„Vum Alte un Neic
mian Pfiiler stoh,
fir d Bruck,
zuam driber goh
in selli Zit.
wu s Hit

zuam Gestert wird." (In „Gedankegang iber d Bruck")

Diesmal sagt er es selbst, daß seine Sprache, die Mundart, auch eine Sprache der Zukunft
ist. Kurrus' Dichtung ist nie aufdringlich oder übertrieben. Sie fügt dem Bösen, Schlechten,
Scheußlichen, das wir täglich lesen, sehen und hören nicht noch scheußlichere Sensationen
hinzu. Sie verlangt etwas von uns, nämlich der Mahnung, es besser zu machen, zuzuhören
. Nichts Hochgestochenes, aber scharf Beobachtetes, knapp und präzise Gesagtes in
der Sprache, die jeder versteht — unserer Mundart. Übrigens auch mit hintergründigem
Humor, kurz in einer Sprache, die dem Leser verrät: Der Dichter ist ein guter Freund.

CMV

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