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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 213
(PDF, 38 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0031
b) Kurze Vokale

Iii [rit] 'reit' (Imp.) iyl [hyt] 'Häute'
Hl [rit] 'Ritt' m [hYt] 'heute'

lul [xuta] 'heftig winden'
Ivl [xuta] 'Kutte'

Die Aufstellung macht deutlich, daß es sich in allen Fällen um verschiedene
Inhalte dreht, daß mithin die Unterschiede phonologischer Art sind. Das Alemannische
differenziert in diesem Bereich stärker als die Hochsprache. Es geht aber
auch über das mittelhochdeutsche System hinaus, das im wesentlichen — wenn
auch mit der Verteilung auf andere Wortgruppen — dem neuhochdeutschen entsprach
. Denn ein neualemannisches [I] ist aus der Dehnung des mittelalemannischen
[I] in gewissen Stellungen entstanden, und in anderer Umgebung das neualemannische
[i] aus einer Kürzung des mittelalemannischen [i:]. Das gleiche gilt
wiederum für die ü- und u-Laute.

Nur der Vollständigkeit halber füge ich auch für die übrigen alemannischen
Vokale noch je ein Beispiel an, ohne dabei auf Minimaloppositionen zu achten:

Der Vergleich mit irgendeinem mittelhochdeutschen Text zeigt, daß sich das
Alemannische ebenfalls weiterentwickelt hat, aber eben nicht in der gleichen Richtung
wie die Schriftsprache.

Es ist hier vielleicht der Ort, noch auf eines der schwierigsten Probleme der
alemannischen Mundartliteratur hinzuweisen. Dem Reichtum an hohen Vokalen
stehen nur sehr wenige Schriftzeichen gegenüber, und es sind vor allem die vier
i-Laute, die dem Dichter oder Herausgeber die meiste Mühe bereiten. Einesteils
möchte man sich nicht zu weit vom hochsprachlichen Schriftbild entfernen, da
man sonst seine Leser abschreckt, andererseits verbieten sich gewisse Anlehnungen
an die schriftdeutsche Orthographie, weil dem selben Zeichen in der Mundart
ein anderer Lautwert zukommen kann. So ist beispielsweise die Schreibung 'ie' für
i: ungeeignet, da 'ie' in der Mundart den Diphthong Ia bezeichnet. Die Schreibung
'y' für fi'J, die man in der Schweiz häufig wählt, ist im Grunde genommen
keine schlechte Lösung, da der Buchstabe 'y' sonst keine Verwendung findet, ist
jedoch für nicht eingeweihte Leser irreführend 37).

Da es bis heute keine verbindlichen Regeln gibt, schreibt jeder Dichter diese
Laute nach bestem Wissen und nicht selten im Vertrauen auf die Findigkeit des
Lesers, der schon die richtige Aussprache treffen wird. Welchen Schwierigkeiten
sich aber ein Nichtalemanne gegenübersehen kann, mögen die paar Belege zeigen,
die ich aus nur vier Gedichten von Hebel gesammelt habe, ohne dabei auf Vollständigkeit
zu achten M):

Cid Pfifli, Pfifli, Pfüfli, wiß, licht, schißt, libhaftig, Schnider, Fribrg, hschribe,

Gyßer, Chib, he, Rhi, Spir, Gige, libhaftig usw.39);
/I:/ gschire, Friderli, wider, sider, gschiene, Birbäum, bliebe 40);
f]/ Zit, w'iter, Zitli, gix, tribt, Schwitzerreis 41);

/I/ Himmel, will, glitte, Gwisse, christliche, hilft, Chritzli, Chilche, pfiffe 4ä);

ly.l Strübli, Tübli, Hüsli, Nüni, üs, Wegstüür, schüch, grüseli, Büüsli*3);

/Y:/ Mühlrad, Türe, Hürsten, Stübli, Füdle, Hüglen, Züber, füre;

Iyl dütlich, Chrützer, lütet, hüt, Lüt, Chrüterma u);

/Y/ rüttlet, Düpflene, Sünde, Stündli, Jümpferli, Müllen 45);

/u:/ druf, tusig, Mulaffe, brusche, duuren, schnufft *•);

Iv.l Suhn, Burscht, rubiig, urig, churz;

lul Tubakspfifli, mutteret*7);

Ivl butze, Wuche, Guide, duftige, Sunntig, schrundige, Gluckere 48).

Ie:l [sne:] 'Schnee'

/e/ [bet] 'Bett'
/*:/ [vaerbr] 'Weber'

Jxl [vaentab] 'Wanze'

/»:/ [fem] 'Föhn* lo:l [do:r] 'Tor'

Zeel [oep:r] 'etwer' (jemand) lo/ [sakxa] 'Socken'

/a:/ [fa:ra] 'fahren'

/a/ [fatr] 'Vater'

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