Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 230
(PDF, 38 MB)
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auflagen der damaligen Zeit erzielt hat, der Bibel. Die Sprache der Lutherbibel
weicht von der Zwingli'schen im Wortschatz erheblich ab. Beim Nachdruck der
Lutherbibel (1523) sah sich der Basler Drucker Adam Petri veranlaßt, seiner Ausgabe
zum besseren Verständnis ein Glossar, also Erläuterungen, zu etwa 200 Wörtern
beizugeben. Mit zunehmender Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache
sind diese regionalen Unterschiede eingeebnet worden. Sie beschränkten sich nur
noch auf die Umgangssprache. Ganz verschwunden sind sie in der Schriftsprache
freilich nicht, ja die Dialekte bewirken auch heute noch neue Formen, die z. B. von
der Dudenredaktion mit Recht als schweizerische oder österreichische Varianten
mit aufgeführt werden. Solche Erschwernisse im jeweiligen Wortschatz sind jedoch
nicht als Sprachbarrieren im modernen Sinn anzusehen. Alle Berufe konnten
sich auch über ihre Fachsprachen leicht verständigen.

3.5 Der Zugang zur Universitätsbildung aus allen Bevölkerungsschichten unserer
Landschaft, und zwar vom Dorfe, denn Städte im eigentlichen Sinn, mit
eigenem bürgerlichen Stadtrecht, gab es bei uns ja nicht, ist in einem bedeutenden
Umfang nachzuweisen. Die Gründe dafür dürften in der schon erwähnten
politischen Rechtsstellung unserer Bauernbevölkerung zu suchen sein.

Bemerkenswerterweise war dies auch schon vor der Reformation der Fall. Dabei
handelt es sich nur zum kleinen Teil ersichtlich um Kleriker und solche, die es
werden wollten. Uber sie sind wir über die kirchlichen Akten noch am besten
unterrichtet. Man könnte nun einwenden, daß die Sprache der damaligen Universitäten
das Latein gewesen sei, daß also die Dialekte als Sprachbarriere keine
Rolle hätten spielen können. Für den unmittelbaren Universitätsbetrieb trifft dies
wohl zu, es kann aber nicht zutreffen für den Umgang in vielen Universitätsstädten
einschließlich der niederdeutschen. Umsoweniger muß man mit Schwierigkeiten
in hochsprachlicher Umgebung rechnen. Auch für den Einstieg in die Regionen
der höheren Bildung, das Lernen von Latein und Griechisch, war der
Dialekt kein Hindernis.

Nach der Reformation wird man mit der Zunahme des Buchdrucks auch mit
einem zunehmenden Einfluß der Hochsprache, d. h. zunächst in Form der Schriftsprache
zu rechnen haben. Dennoch hat der Zugang zu den Hochschulen durch
unsere Dialektsprecher nicht nachgelassen, sondern zugenommen. Neben zahlreichen
, nach und nach in der oberen Markgrafschaft errichteten „deutschen Schulen"
entstanden an Orten von gewisser zentraler Bedeutung auch Lateinschulen. So in
Rötteln (später Lörrach), Kandern, Sulzburg; aber auch in Binzen und Britzingen
sind über längere Zeit „Praeceptores" nachgewiesen, so daß man mit kleinen
Lateinschulen oder jedenfalls der Möglichkeit des Lateinunterrichts rechnen muß.
Daneben dürften da und dort die Pfarrherren und ihre Vikare ihren bildungsbeflissenen
Zöglingen im Dorf Unterricht in den klassischen Sprachen gegeben
laben. Bis zum 30jährigen Krieg (und danach) finden wir unsere alemannischen
Dialektsprecher auf fast allen Universitäten zwischen Basel und Rostock und
Frankfurt a/O.

3.6 Schon deshalb wird man nicht einwenden können, das eingangs angeführte
Beispiel von Auggen-Vögisheim sei nur ein Einzelfall. Dazu muß noch betont
werden, daß der Pfarrer Gmelin nicht nur Ortspfarrer gewesen ist, sondern auch
Superintendent (nach heutigen Begriffen Dekan) der Herrschaft Sausenbergä0).
Man kann unterstellen, daß Gmelin die gleichen Ansprüche, wie an seine örtliche
Schule, auch an die seiner Diöcese gestellt hat. Auch das lag nicht in seinem
Ermessen, denn die Richtlinien für das Schulwesen kamen ja von der Kirchenleitung
in Durlach. Einzelne der für die Obere Markgrafschaft verantwortlichen
Generalsuperintendenten, wie etwa M. Johann Weininger (t 1629), sind zudem für
ihre Strenge bekannt gewesen.

Dennoch haben auch für unser Gebiet erhebliche Unterschiede bestanden. Sie
konnten bedingt sein durch die unterschiedliche Befähigung der Lehrer und
Pfarrer oder durch vorhandene oder mangelnde Einsicht der Ortsvorgesetzten (vgl.
auch Anm. 11). Die Schule war bei uns von Anfang an eine Sache der Selbstver-

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