Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 246
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0064
Eine Verfälschung des Textes. Der Knabe träumt von einem Prinzen mit einem
Schloß, auch wenn er selbst nur in der Küche sitzt und seine Brotbrocken ißt, au
wämmr (bei uns zu Hause) kei Schloß hän.

ploogt plogt

wiä dr Blitz isch s drvun, um wie der Blitz isch s dervun

des Wundrgigli us-em Wundrland un hät des Wundergigli us em
z'kaufe Wunderland gkauft.

Ich hab jo minne Auge nit draut--jo mine Auge nicht traut

zum erschtemol Zuem erstemol

(hier eine Änderung gegen den
Text und die Hochsprache)
hets im Traum gsähn ghet hät s im Traum gsehn ghät

hämmr hä mir (doch vgl.oben: Wämmr/ We mer)

Diese Auslese von Änderungen in einem Text von kaum mehr als einer Druckseite
mag zeigen, daß es so nicht geht. Es gibt im Grunde (und daß dies auch für
Schullektüre gilt, darauf komme ich noch zurück) nur zwei Wege für eine Mundartanthologie
.

Der erste, der einfachste (aber wenigstens nichts vorwegnehmende) ist der, die
Texte so zu belassen, wie sie der Dichter selbst geschrieben hat. So machts auch
Thürer in seinem Holderbluescht und andere vor ihm. Damit kommen die Besonderheiten
der lokalen Mundarten zu ihrem Recht soweit die Verfasser selber
darauf Wert legen. Man hat es bei der Auswahl in der Hand, die mundartgetreueren
Stücke auszuwählen, soweit nicht inhaltliche Gesichtspunkte den Vorzug
verdienen. Ein ganz ordentliches Durcheinander von Schreibweisen ist dabei in
Kauf zu nehmen, eine immer erneute Einstellung auf jeden Text ist nötig, und das
ist gerade für den Schüler keine erfreuliche Sache. Es fiele ihm immer noch leichter
als die Lektüre der Einleitung zum Lesebuch, die auch einen erwachsenen Laien
restlos verwirren muß, einen Sprachwissenschaftler, der sie entwirren möchte, ganz
ordentlich strapaziert. Da eine phonetische Schreibweise zum vorneherein ausscheidet
, kommt nur eine Umschrift in eine Schreibweise in Frage, die allen wichtigen
Lautunterschieden aller alemannischen Mundarten gerecht wird. Der Schriftleiter
bezeichnet seine „Rechtschreiblehre" als einen ersten Versuch. Dabei ist ihm
leider die „Schwyzertütschi Dialäktschrift" von Eugen Dieth entgegangen, die
1938 im Orell-Füssli-Verlag Zürich erschienen ist. Eine Schriftkommission aus namhaften
Gelehrten und Schriftstellern der deutschen Schweiz hat hier unter Leitung
des bekannten Phonetikers Eugen Dieth Wege gefunden, die sich inzwischen in der
Schweiz weitgehend durchgesetzt haben. Auch Basler wie Prof. Bruckner waren
an der Arbeit beteiligt und ich habe im Blick auf heute die Schreibweise nochmals
für die badischen Mundarten überprüft bzw. überprüfen lassen. Diese auf die
Einhaltung typischer Unterschiede bedachte Lautschrift unterscheidet selber wieder
eine strengere Form von einer gemäßigten, in welch letzterer keinerlei zusätzliche
Zeichen zu den geläufigen Buchstaben verwendet werden. Für die kritische Reihe
der e-Laute kann man für unsere Gegend mit den zwei Zeichen e und ä auskommen
.

e lang und geschlossen: See, Chlee, Chees, Klee, Kees
e kurz und geschlossen: bette (das Bett machen), stelle
ä lang und offen: stääle, Rääbe

ä kurz und offen: vergässe, bätte (beten), bättle (betteln)

Ostschweizerische Mundarten langen drei e-Qualitäten (bei der Länge als Beispiel
Zürich, bei der Kürze Toggenburg):
e lang und geschlossen: See, Chlee
e lang und halboffen: Chees, Reebe (Rüben)
e lang und offen: Rääbe (Weinreben)

e kurz und geschlossen: Gescht (Gäste), Bett (Primärumlaut)
e kurz und halboffen: stele (stehlen), gi-bet (german. e)
e kurz und offen: mächtig, gäch (Sekundärumlaut)

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