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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 248
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0066
Sie werden aber viel eher ernst genommen, wenn sie ihre Aufgabe mit Nüchternheit
und Sinn für Realitäten, die sprachlichen und gesellschaftlichen, angehen.
Wenn sie die Probleme und Schwierigkeiten sehen und ihnen doch mit Liebe und
Hingabe zu Leibe rücken. Liebe gehört auch dazu. Und all denen, die da glauben,
daß der wahre und große menschliche Geist an derlei belanglosen Dingen wie der
heimatlichen Sprache souverän vorübergehe, sei in Erinnerung gerufen, daß kein
Geringerer als Jakob Burckhardt Gedichte in alemannischer Sprache geschrieben
hat. Und wieviel sprachliche Zucht, wieviel Achtung vor dem Geheimen und
Unaussprechlichen, aber auch vor der Mundart gehört dazu, das Heimliche der
Liebe nicht in plane Worte zu fassen, sondern es den Zwischenräumen anzuvertrauen
, die offenbar gerade in der Mundart die vielsagendsten sind. „Es Hämpfeli
Lieder" nannte er diese vierzehn Liebeslieder, die 1853 in der Schweighauserschen
Verlagsbuchhandlung in Basel erschienen sind.

Do liege neui Büecher uf em Tisch,
und d'Lampe brennt — i soll e wenig lese,
Händ d Tante gseit, i heig e gueti Stimm, —
Und gegenüber sitzt das liebsti Wese!

Es strickt und strickt, ich aber lies und lies,
Und dusse schneit's; die beide Tante gähne,
und schloffe-n-y, und wie-n-i übrelueg,
so gsehn-n-i in de schöne-n-Auge Thräne;

Nit vo der Gsdiicht, vo der i glese ha.
Es het e-n-andre Grund und tiefer lyt er.
Ganz still isch's gsi, nur's Tiktak vo der Uhr
Und's klopfed Herz — bis daß Es seit: lies wyter!

I stackle wyter, — S het der Mueth nit gha
Mi rede z'losse, i bi folgsam bliebe.
Bald druf schloht's langsam achti, und das het
Die Tante gweckt, sie händ sich d'Auge griebe.

In einer mundartgerechten Schreibweise würde dieses Gedicht wie folgt aussehen
und zweifellos auch einem Nichtbasler ein einigermaßen lautgerechtes Mithören
erleichtern. Ich habe mir das Gedicht von einem Stadtbasier (aus Großbasel) mehrfach
vorsprechen lassen. Feinheiten, wie z. B. der Gegensatz von geschlossenem
und gesenktem, gegen ein e hin geöffnetem i bleiben dabei leider unbeachtet,
wenn man auf Sonderzeichen verzichten will oder muß.

Do lige nöji Büecher ufern Disch,
Und d Lampe brännt — i soll e weenig lääse,
Händ d Dante gsait, i haig e gueti Stimm, —
Und gegenüüber sitzt das liebschti Wääse!

Es striggt un striggt, iich aber Iiis und Iiis,
Und dusse schneits; die baide Dante gääne,
Und schlooffen y und wieni üübrelueg,
So gseeni in de schöönen Auge Trääne:

Nit vo der Gschicht, vo der i glääse ha,
Es hät en andre Grund und tieffer litt er.
Ganz still isch s gsi, nur s Tiggtagg vo der Uur
Und s khlopfed Härz — bis das Äs sait: Iiis witter.

I staggle witter, — s hät dr Muet nit ghaa
Mi reede z losse, i bi folgsam bliibe.
Bald druff schloots langsam achti und das hät
Die Dante gweggt, si händ sich d Auge grübe.

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