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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 259
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0077
f) Die Pfarrerfamilien im dörflichen Familiengeflecht

Aus den Büchern, die über die evangelischen Pfarrer und Pfarrersfamilien geschrieben
worden sind, ') entnimmt man, daß die Heiraten dieser Familien untereinander
im ganzen Land besonders häufig gewesen sind. Die Heiraten von
Pfarrern mit Frauen aus Beamten- oder Bauern- und Handwerkerfamilien sind
nicht oft festzustellen. Man darf jedoch daraus nicht schließen, daß das Heiratsverhalten
der Pfarrersfamilien nur durch Heiraten untereinander bestimmt gewesen
sei. Denn diese Bücher berichten nichts über die Söhne, die nicht Pfarrer
geworden sind, und nichts über die vielen Töchter, die eben keinen Pfarrer geheiratet
haben.

Die ausführlichen Angaben Gmelins über seine große Schar von Kindern und
Enkeln erlauben es, auf die echte genealogische Verbindung vieler Pfarrerfamilien
mit der ländlichen Bevölkerung unseres Oberlandes hinzuweisen. Nicht zuletzt
erweist sich dabei, daß weder die Arbeit des Bauern noch die des Handwerkers
damals als minderwertig oder einer „Unterschicht" zugehörig angesehen wurden.
(Das mag sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der beginnenden
Industrialisierung und der Verarmung eines Teils der damaligen Handwerke
geändert haben). Es erweist sich aber außerdem, daß die Kultur vieler Bauern-
und Handwerkerfamilien in etwa der der Pfarrersfamilien vergleichbar war. Es
ist eindrucksvoll zu sehen, mit welchem Respekt Gmelin von seinem Schwiegersohn
, dem Vogt Zöllin von Müllheim, als einem Herrn spricht, obwohl er ihm
in der formalen Bildung sicher weit überlegen war.

Gmelins Angaben böten Stoff für ein eigenes Kapitel. Da es jedoch zu sehr
familiengeschichtlich befrachtet wäre, können wir nicht näher darauf eingehen.
Es sei aber auf diesen genealogischen Aspekt unserer Oberländer Bildungsgeschichte
einmal hingewiesen. Es gibt sicher wenige Markgräfler Familien, die, wenn sie
ihre Vorfahren bis zum 30jährigen Krieg kennen, nicht wenigstens eine Vormutter
haben, die aus einem evangelischen Pfarrhaus stammt.

Daß dies nicht auf Nachbarschaft beruht, zeigen zwei Beispiele. 1643 heiratet
Anna Giggal, die Tochter des Pfr. Jacob Giggal in Mömpelgard den Maurer
Gregor Wolleb von Auggen, der damals in Mömpelgard tätig war. Die Familie
ließ sich später wieder in Auggen nieder. Und 1650 heiratete Stoffel Kauffmann
von Auggen Salome Schüttler, Tochter von Pfarrer Hans Jacob Schüttler von
Dietickheim (Diegten) BL.

g) Verhältnis zu den Einwohnerzahlen

Unsere „Schüler"-Zahlen sagen wenig aus, wenn wir sie nicht ins Verhältnis
zur Einwohnerzahl setzen können. Engelhard Buhrin hat in seiner Auggemer
Ortsgeschichte *) für die Jahre 1660 die Zahl von 630 Einwohnern in 136 Wohngebäuden
und 1698 die Zahl von 657 Einwohnern in 161 Wohngebäuden genannt
.

Während die Einwohnerzahl in diesem Zeitraum nicht mehr stark, nur um
rund 4 Prozent stieg, nahm die Zahl der Wohnhäuser um 18 Prozent zu. Darin
drückt sich die Aufbauleistung der Generation nach dem 30jährigen Krieg aus.
Vögisheim hatte (nach Gmelins Aufzeichnungen ausgezählt) um 1690 in 45—48
Haushaltungen 164 Einwohner, ohne Knechte und Mägde, die nicht genannt sind.
13 junge Bürger, die sich in der Berufsausbildung, schon im Beruf oder als
Soldaten auswärts aufhalten, können dazu gezählt werden.

Von diesen 177 Individuen sind die noch nicht schulfähigen Jahrgänge, für die
damalige Zeit nehmen wir die 7 jüngsten Jahrgänge an, mit 31 Kindern abzuziehen
. Das sind 17,5 Prozent der Gesamteinwohnerzahl. Legt man diese Sätze
auch bei Auggen zugrunde, ergibt sich folgendes Bild:

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