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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 292
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0110
Chindersdiuel un sage, die „Tante us em Kindergarte" hebi gsait, si solle nit so
großi „Butterstulle" mitbringe. Wo si die Ankeschnitte gseh hebi, haig si denkt,
d'Znünipaus längi nit. Soo het me mit de eigene Chinder scho ne Verlas wege
dr Sprooch.

Die verschiedene Lut für die gliiche Usdrück innert ünserem Biet, die sin nit
lätz. Im Gegeteil, die mache läbig, die sin wie Gsang für s Ohr. Das wämmer alles
gelte lo. Ob ein „gel Häm" sait oder „zeh Pfännig", sali isch jo gliich, dä isch halt
vo denide us em „Millemer Gai"; mir ussem Oberland sage halt „gäl Hern" un
„zäh Pfennig". Un s isch o gliich, wenn in ünseri Sprooch neui Wörter chömme,
moderni Begriff, wo s früehner gar nit ge het, us dr Technik un ussere ganze
neue Welt. Närrsch wird i numme, wenn im Alemannische fremdi Wörter bruucht
werde, wo mir no viil schönen drfür hätte. Oder wenn ein meint, s Alemannisch
syg nit gschliffe gnueg, z ruuch un z eifach; es dieg dumm töne. Un drno wird
Alemannisch mit Schriftdütsch vermüschlet, aß es sich gruusig gschruubt ahört.
Vo de meischte Lüt wird s jo nit absichtlich sii, aber e bizzeli oberflächlich, wie mr
schiint. Ich merk s grad in dr letschte Zyt by Lüt us de Dörfer un by sonige,
wo sunscht no nie ne Fremdsprooch glehrt hai, oder sich über d Sprooch überhaupt
no nie ne Gedanke gmacht hai. Me freut sich uf e Schwätz mit eme echte
Rebländer, drbii trambt eim dä uf de Ohrenerve umme, aß es eim grad tschuude-
ret: „gestert war e Sauwetter, es het schier d Rebe zämmegschlage. Hagel war au
drbii, ich hab scho Angst gha!" — Dodrmit behaupt ich sogar, wemmer nit d
Bremsi zuedrülle, git s in ünserer Sprooch e Wandlig, nit numme wege den affige
Städter, ebben o wege de gedankelose Landlüt!

By mir isch ämmel s Heu bol dunte, wenn ich „war" und wenn ich „hab" hör,
drum gib ich dere Gattig Lüt dr Übernamme:

„Warsager un Habsburger"!

Die stüüre langsam ins Verderbe iine, die sin scho ne weng hochdütsch aghuucht.
„War" het in däm Fall nüt mit Wohret z tue, „war" isch die vürnehmi Form,
vo „isch gsi", un „wäre" vo „sin gsi". Allewiil meh Lüt nemme die Unart a. „In
Schallbach am Zeechefescht war s schön" sott halt heiße: „am Zeechefescht z Schallbach
isch s schön gsi!"

Au dr Werner Richter vo Chränzech sait in sym „Hornfelsewind", wo n er
unlängscht usege het: „. . . un wieviil git's, wo spöter drüber lache, wo sich mit
halbem Hochdütsch wichtig mache . . ." Sälli Lüt meine, sone halb Hochdütsch
dät ihre Chinder sogar in dr Schuel helfe, Schriftdütsch z lehre; des isch gfehlt.
Wenn si nämlich wüsse mien, was verzellendi oder vergangeni oder vorvergangeni
Zyt isch, hän si denkwohl dr gliich Chuttelmuttel oder die nämmligi Wirriete
wie die dümmere Markgräfler o. Also, liebi „War-sager", wemmer is alli Müeh
gänn, drno (war) isch des alles numme ne Zytchranket gsi.

„Habs-burger habbe" mr jo nit so viil, aber s isch chuum z glaube, die Däg
„hab" ich scho zwoi Unterhaltige mit echte un rechte Markgräfler gha, ich „hab"
grad Gänshut übercho, — Gänshut isch gar ke Usdruck, Borble sin s gsi! Was soll
denn des? Mr bruucht sich doch nit schämme, wemme urchig un urig alemannisch
schwätze tuet.

Ämmel, es soll jetz ken e Chropf übercho, wil er chuum meh schwätze traut,
aber mir mien is alli zämmeneh, aß mr so unverfälscht bliibe wie müglich. Ich
selber mueß o ufbasse, aß i nit allewiil „immer" sag, un aß i numme „numme"
sag, un nit allewiil „nur". Mr chönne jo nit alli Sproochwisseschaft trübe, aber
mängmool eweng vom J. P. Hebel oder vom H. S. Burte lese, das tuet guet. Un s
Kuraschi ufbringe, sich selber un syni Mitmensche z verbessere, un eweng umme-
schärmiziere. Mr hän s Recht druf, un ünseri Muedersprooch het erseht recht s Recht
druf. Mir sötte soo guet alemannisch schwätze chönne, aß e Fremde, wo nonig an
is gwännt isch, eim agafft, wie ne Ma vom Mond.

Das meint dr „öbber vo Neume"

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