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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 355
(PDF, 38 MB)
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verlegenes Ornament bilden. Das Ganze ist gerahmt wie das Habermus-Blatt
Moritz von Schwinds, dessen Schüler Reich übrigens gewesen ist, aber gerahmt
durch eine seelenlos und nüchtern geradegebogene „Natur", in der nichts Hintergründiges
mehr denkbar ist. Hebels Werk wird als Steinbruch für moralisierende
Haussprüche ausgebeutet, mit denen das Triviale eine höhere Weihe erhalten soll.

Kurz nach der Zeichnung Reichs scheinen Ludwig Richters Illustrationen zu den
Alemannischen Gedichten entstanden zu sein. Sie sind 1851 zusammen mit einer
hochdeutschen Übersetzung, 1872 erstmals mit dem alemannischen Originaltext
erschienen, und seither sind sie immer wieder verwendet worden, wenn es galt, eine
Ausgabe der Hebeischen Gedichte mit einem Bildschmuck auszustatten, der so
vertraut war wie die Gedichte selbst. Die Popularität des Richterschen Stils scheint
am ehesten dem Bild entsprochen, ja sogar das Bild überhaupt entworfen zu haben,
das sich eine breite Leserschaft im 19. Jahrhundert von dem Volksschriftsteller
Hebel gemacht hat, und noch heute dürften diese Holzschnitte ein für viele
gültiges Hebelverständnis formulieren. Biedermeierliche Genügsamkeit, das gemütvoll
Idyllische, die kindliche Heiterkeit — das sind freilich Züge, die das Gesicht
von Hebels Mundartdichtung mit prägen; sie darauf zu beschränken, heißt
jedoch ihre Tiefe, das Hintergründige und Visionäre, das in diesen Gedichten auch
ist, verkennen.

In seiner Illustration zur „Vergänglichkeit" scheint mir Richter nun aber seinerseits
etwas Besonderes geschaffen zu haben. Das Bild zeigt in einem seltsam zufällig
wirkenden Ausschnitt, einer Art Momentaufnahme, von einem Ort neben
dem Weg her gesehen, Vater und Sohn in ihrem „Gespräch auf der Straße von
Basel zwischen Steinen und Brombach, in der Nacht", wie der Untertitel des
Gedichts mitteilt. Die Rahmensituation wird also dargestellt, nicht der Inhalt
des Gesprächs, sondern das Sprechen: die hinweisend erklärende Handbewegung

Ludwig Richter, Illustration zu „Die Vergänglichkeit"

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