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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
38.1976, Heft 3/4.1976
Seite: 377
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1976-03-04/0195
Vereinsmitteilungen

Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland
zur Würdigung der alemannischen Mundart

Im Kurhaus in Badenweiler vereinigten sich am Sonntag die aus allen Bereichen des
alemannischen Landes und aus der Schweiz gekommenen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft
Markgräflerland zu ihrer Herbsttagung. Diese verriet in den verschiedenen Referaten
des Vormittages wie auch in den Dichtervorträgen am Nachmittag ein beträchtliches
Niveau, das auch durch die starke Teilnahme unterstrichen wurde.

In der großen Halle des Kurhauses hatte der Vorsitzende Christian Martin Vortisch aus
Lörrach mit den Mitgliedern auch Bürgermeister Dr. Bauen aus Badenweiler begrüßt, der
anschließend in seiner Eigenschaft als Kurdirektor die Gäste willkommen hieß und dann
kurz die Aufgaben des Weltbades mit seinen Einrichtungen, zugleich die Entwicklung der
Gemeinde schilderte, die nach Abschluß der Gebietsreform eine völlig neue Struktur erhalten
habe.

Rektor Johannes Helm, ein geborener Thüringer, der aber völlig in den alemannischen
Bereich integriert ist und der in der jüngsten Publikation der Arbeitsgemeinschaft eine
Vielzahl von Biographien bedeutender Menschen aus dem alemannischen Bereich zusammentrug
, bedauerte, daß er nicht wie seine Vorredner den alemannischen Dialekt beherrsche
, der, wie schon Vortisch angedeutet hatte, nicht allein ein Idiom sei, sondern eine
eigene Sprache.

Helm übernahm die Führung durch die Ruine Baden, ihre Geschichte und ihre Bedeutung
schildernd. Danach führte er durch die Ruinen des Römerbades, das einst den Weltruf
des heutigen Badeortes in antiker Zeit begründete. Die lebendige Sprache des Referenten
und seine profunden Geschichtskenntnisse riefen lebhaften Beifall hervor.

Das Mittagsessen wurde im Hotel „Stadthaus" in Müllheim eingenommen. Hier konnte
der Vorsitzende das Ehrenmitglied Dr. Fritz Fischer — wie zuvor schon das greise
Ehrenmitglied Ernst Reis aus Eichholz — begrüßen; er dankte Rektor Helm für die
Referate. Die Pause benutzte er zur Ankündigung des künftigen Arbeitsprogramms, das
zunächst die Herausgabe neuer Publikationen mit den Titeln „Agrarstruktur im Umbruch
und Wandel der letzten 200 Jahre", „Dialekt und Erbsprache" — zugleich ein Appell
zur Erhaltung der Muttersprache — und „Historische Themen aus der Ära um 1800" vorsieht
. Sein Gruß ging an Paula Hollenweger, der zu ihrem 75. Geburtstag die Ehrenmitgliedschaft
der Gemeinschaft verliehen wurde, und sein Dank an die zahlreichen Helfer,
die das Gesamtwerk unterstützen.

Im Kurhaus fand am Nachmittag eine Dichterstunde statt, deren Moderation Ratsschreiber
Walter Jung, Lörrach, in außerordentlich geschickter und feinfühliger Weise
übernahm. Zuvor hatte Christian Martin Vortisch einige Termine angekündigt, darunter
die Frühjahrstagung, die am 15. Mai 1976 in Beuggen stattfinden wird.

Dem besonderen Gruß hatte Rektor Helm Gedichte aus der eigenen Feder angeschlossen
, die einen Hymnus auf das alemannische Land und das nahe Elsaß beinhalteten.
Danach führte Walter Jung durch die alemannische Literatur seit Johann Peter Hebel, die
in den 200 Jahren seit dessen Tod so reichhaltig und in ihrem Wesen so tiefgründig
herangewachsen sei, daß zu Recht von einer Dichterlandschaft gesprochen werden könne.

Von lebenden Dichtern wie Ferdinand Fischer aus Lörrach — zwar auch kein Alemanne,
aber in das Wesen des Volkes an der Dreiländerecke völlig hineingewachsen — erklangen
aus dem eigenen Munde Verse voll tiefer Heimatliebe und Religiosität. Bei
Karl Kurrus, der im Dialekt und in der Hochsprache seine Gedichte vortrug und dabei
echten tiefgründigen alemannischen Humor verriet, klang immer wieder Johann Peter
Hebel durch, ebenso bei Paula Hollenweger, deren Verse um den Menschen, die Landschaft
und die Allmacht der Natur immer die tiefe Liebe zum Dasein und zum Schöpfer
verraten, aber das bäuerliche Wesen des Markgräflerlandes auch von seiner lustigen Seite
zu erfassen wissen. Alle drei verrieten eine malerische Sprache, die unter den Hörern
neben viel Aufmerksamkeit echte Beglückung hervorrief. Christian Martin Vortisch blieb
nur die Aufgabe, allen zu danken.

Eingeschlossen wurde der Gesangverein Lipburg, der, dirigiert von Roland Heck, mit
einer Reihe hervorragend gesungener Lieder sprachliche Disziplin und gesangliche Homogenität
zeigt.

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