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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 36
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1977-01-02/0038
Zusammenfassend berichtete Amtmann Roth am 12. März in einem „Premoria"
über die Lage in den Oberlanden nach Karlsruhe:

„Die Ausführung der genannten Pläne wird schwierig sein, weil in der gegenwärtigen
critischen Zeit die gutgesinnten Bürger schwer von den Übelgesinnten zu
unterscheiden sind. Es gibt der Heuchler zuviele, die weit gefährlicher sind als
die revolutionären Krausköpfe, die mit ihren Projekten gleich herausplatzen. Es
sei sehr zu beklagen, daß so manche Geistliche auch im O. A. Rötteln so wenig
ächten Gemeingeist und warmes Interesse für die gute Sache bekunden, sondern
nur die Rolle gleichgültiger Mietlinge spielen und ruhig abwarten, wo es mit
der großen Katastrophe hinaus will, damit sie ja nicht ihr Individium comprimi-
tieren und sich ihre Zukunft so gut wie möglich sicher stellen."

Zur Abwehr der im Untergrund wirkenden geheimen Clubs empfiehlt der Amtmann
die Sammlung einiger Zuverlässigen und Gutgesinnten. Außerdem befürwortete
er immer nachdrücklicher die Entsendung einer Abteilung Hausmilitär,
aber möglichst nur Soldaten aus der mittleren Markgrafschaft, solange die militärische
Entscheidung ungewiß sei und man immer noch nicht wisse, ob und inwieweit
die französischen Truppen die immer noch lebendigen Revolutionspläne
Frankreichs in die Tat umsetzen. Bei einem weiteren Rückzug der K.K.-Truppen sei
die Revolution unvermeidlich.

Neuerdings würden die Röttier Untertanen beim Übertritt der Grenze in
Basel gezwungen, Kokarden zu kaufen. So zeigte der Weiler Vogt Lienin an:
Einige Weiler wollten das Mittagessen in der Stadt für ihre Arbeiter in den
stadtnahen Reben abholen, als ihnen am Tor Kokarden mit dem Bemerken aufgedrängt
wurden, ohne solche können sie nicht zurück. In der Tat mußten sie beim
Hinausgehen die Zeichen anheften oder 10 Batzen erlegen. Der Röttier Amtmann
beschwerte sich darüber beim Basler Statthalter Schmidt. Dieser erklärte den Mißverstand
der Torwache als falsch verstandene Auslegung eines Befehls an alle
Schweizer Bürger, die Kokarden tragen müssen. Fortan wurden die Markgräfler,
welche das Bläsi- und Riehen-Tor passierten, von der Wache nicht mehr behelligt
.

Der Lörracher Amtmann stellte beim Gespräch mit dem Basler Statthalter der
„Helvetischen Republik" fest, daß sich einige der altbekannten Unruhegeister
aus dem Oberamt dort Rat für ihre Absichten einholten, auch der Altvogt
Sutter von Auggen, der sich mit seinem „wütenden Anhang am ungebärdigsten
aufführt".

Versöhnlich klingt der Brief des vielgenannten Jägerschmidt zu Nieder-Schönthal, im
Canton Basel, an den Herrn Hofrath Hugo in Lörrach, vom 25. Jan. 1798. „Ich nehme
den Ausdruck .schlechter Mann' mit Freuden zurück, wenn ich Ihnen würklich Unrecht
getan habe. Vorerst glaub ich aber, müssen wir den Sinn des Wortes Menschenfreund
unter uns berichtigen — Ein Menschenfreund ist nach meinem Begriff derjenige, deßen
edles Gefühl das allgemeine Wohl dem Privat-Interesse eines Einzigen, einer Familie oder
mehreren Familien vorzieht, und auf alle Weise unterstützt. Wenn diese Definition richtig
ist, dann sehe ich nicht ein, warum ein Durlach-Landskind, das Wohl seines Geburts-
Landes nicht wünschen sollte; vielmehr erkenne ich, daß es seine Pflichten seien, eben
diese Wohlfarth nach allen Kräften und Talenten zu suchen und zu befördern.

Daß Sie mit mir nicht ganz einig sind, oder doch wenigstens Privat-Interesse Sie leitet,
muß ich aus Ihrem Betragen von 1796 schließen, ein Betragen, das selbst der H. Landvogt
mißbilligt hatte und das nichts weniger als politisch war. Sie dürsteten damalen mit Ihren
Gefährten nach meinem Blut, und warum? — Kannten Sie meine Absichten, kennen
Sie sie izt? — War es löblich in Gegenwart H. Meister Zäslins, der mich besser kennt,
ehrlos von mir zu reden, von mir, dessen Herz Sie nicht kennen — der Sie nie beleidiget
hat? Muß denn meine Meynung gerade der Ihrigen gleichen, um lobenswürdig zu seyn,
ist keine Denkungsart richtig, als bloß die Ihrige? Sie haben midi äußerst beleidiget, Herr
Hofrath, Sie haben nach meinem Leben getrachtet; da ich aber ein ächter Menschenfreund
bin, ist schon lange alles vergessen, alles verziehen, und zur Strafe wünsche
ich, daß es Ihnen wohl gehen möge. Warum fürchten Sie sich denn? Das Gewissen eines
rechtschaffenen Mannes sichert ihn, nur Despoten schnaupen nach Rache und Leben, und

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