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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
39.1977, Heft 1/2.1977
Seite: 162
(PDF, 42 MB)
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Vorort der Landschaft genannt werden konnte, — diese „Hebels eigentliche
geistige Heimat". — Nach der Natur- und der Kulturlandschaft würdigt Metz die
Mundart des Markgräflerlandes als ein wesenhaftes Moment der auf Hebel zeitlebens
einwirkende Kräfte der Heimat: Aus Heimweh nach dem heimatlichen
Landstrich hat Hebel in der angestammten Mundart seine „Alemannischen Gedichte
" geschrieben und hat durch sie weitergewirkt auf die alemannisch sprechenden
Land- und Volkschaften diesseits und jenseits des Oberrheins. Metz zeigt auch,
wie zwar Hebel in den Schulen des badischen Unterlandes später gelesen werden
mußte, wie aber das Großherzogtum sonst die Mundart „aus Staatsräson und Unverstand
" verwässerte und aus der Schule verbannte.

An dieser Stelle muß der schöne Vortrag erwähnt werden, den Bruno Boesch
1964 im „Schatzkästlein" hielt und der sich mit den Wirkkräften und Wirkmöglichkeiten
der Mundart beschäftigte. Dadurch, daß Hebel durch die Abfassung
der „Alemannischen Gedichte" der Mundart etwas abverlangte — so Boesch —,
habe er sie aus der Niederung auf die Höhe der Dichtung gehoben. Wenn spätere
Mundartdichter schwächer waren, so deshalb, weil sie sich mehr vom Thema und
weniger von der Sprache leiten ließen. In Hebels Sprache gäbe es keine Gefühls-
schwelgerei, kein Kraftmeiertum. Die Bildkraft der Sprache ist nicht überfordert.
Innere Ordnung und Klarheit des Denkens, sprachliche Zucht und Ehrfurcht vor
der Sprache nannte Boesch als Kennzeichen von Hebels Dichten.

Auch zur Ausbildungszeit Hebels gab es im Berichtszeitraum Publikationen:
Im Jahre 1960 befaßte sich Fr. Aug. Pietzsch mit Hebels „Erlanger Studentenzeit
und ihren Auswirkungen auf sein späteres Leben". In Erlangen bestanden trotz
Verbot geheime Studentenverbindungen, entsprechend der Hochblüte des Ordensund
Logenwesens zu Ende des 18. Jahrhunderts. Hebel hat, wie bekannt, der
Landsmannschaft der Mosellaner angehört, deren inneren Kreis der sogenannte
Elsässer- oder Amicistenorden darstellte: die studentische Nachahmung einer
Freimaurerloge. Zwecke und Ziele von Landsmannschaft und Orden waren die
gleichen, nur im Orden strenger angestrebt und durchgeführt: Pflege der Geselligkeit
, der Freundschaft. Mittel und Formen hierzu: Geheimsprache, Geheimzeichen,
Geheimschrift — und dies alles umso strenger gehütet, je weniger zu verbergen
war. Pietzsch schildert die Bräuche von Landsmannschaft und Orden. Die Farben
der Mosellaner waren weiß-grün, die Tracht unterschied sich nicht von der anderer
Landsmannschaften. Der Elsässerorden kopierte die Logenbräuche: in Wahl, Aufnahme
, Geselligkeitszeremonien. Seine heilige Zahl war vier, das Erkennungszeichen
ein bestimmter Händedruck und ein Griff ins Gesicht, — das Ordenszeichen
ein silbern-vergoldetes Kreuz. Die Loge hieß „zum Altar". Hebel beteiligte sich
rege an den Veranstaltungen beider Institutionen. Man hat auch Kenntnis davon,
daß er sich zweimal duelliert hat, und dies aus Verbandsgründen, nicht aus persönlichen
, — und zwar mit Angehörigen der gegnerischen fränkischen Landsmannschaft
und des dazugehörigen Harmonistenordens.

Pietzsch beschäftigte sich in diesem Zusammenhang auch mit der wirtschaftlichen
Lage des Studenten Hebels. Sie war nicht gut. Preuschen, Hebels Vormund, hatte
ihm zunächst Vorschüsse auf späteres Gehalt erwirkt. In den Strafakten der Universität
findet sich Hebels Name nicht, so daß die Legende vom leichtsinnigen
Lebenswandel Hebels in Erlangen nicht der Wahrheit entsprechen kann.

Pietzsch urteilt in vielem auf Grund der Studentenstammbücher Hebels und
seiner Freunde. In die seiner Freunde hat Hebel halb launige, halb moralisierende
Verse eingetragen. Aus Hebels eigenem Stammbuch, das sich in der F. Fürsten-
bergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen befindet, hat Pietzsch alle Namen
ausgezogen, alphabetisch geordnet und mit biographischen Daten veröffentlicht.
Es fiel ihm auf, daß der Freundeskreis Hebels sehr groß war, und er schließt
daraus auf die Beliebtheit des Studenten aus dem badischen Oberland. In ähnlicher
Weise hat Pietzsch auch die Duellantenliste der Jahre 1779—81 herausgegeben
; ein Vorwort bespricht diesbezügliche Erlanger Gewohnheiten und Vorgänge
. Sieht man auf diese Weise etwas tiefer in das Erlanger Verbindungswesen

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